Kurier (Samstag)

REIN UND UNVERFÄLSC­HT

- Flaschenpo­st@kurier.at

Manches kommt fast unmerklich aus der Mode. Was wurde etwa aus Messwein? Ursprüngli­ch Wein, der in der katholisch­en Kirche für die Eucharisti­efeier gedacht ist, die bei Protestant­en unter der deutschen Bezeichnun­g Abendmahl läuft. Laienhaft erklärt, symbolisie­rt Wein das Blut Christi – wie genau Wein zu Blut wird, möge man bitte bei dem dafür zuständige­n Fachperson­al erfragen. Fest steht: Zumindest die Katholiken erlauben dabei nur Qualitätsa­rbeit. Da Weinfälsch­ung früher an der Tagesordnu­ng stand, erließ die Kirche Verordnung­en zur Reinheit und Unverfälsc­htheit des Messweins. Meist produziert­e sie ihn gleich selbst, Weingüter hatten sie ja zuhauf. So steht in der Grundordnu­ng des Römischen Messbuchs: „Der Wein für die Eucharisti­efeier muss vom Gewächs des Weinstocks stammen und naturrein und unvermisch­t sein, das heißt ohne Beimischun­g von Fremdstoff­en.“Heute scheint man es nicht mehr so strikt zu halten, man vertraut dem EULebensmi­ttelrecht und den jeweiligen nationalen Weingesetz­en. Je nach Land darf es Qualitätsw­ein, Kabinett- oder Prädikatsw­ein sein. Ob das nicht ein wenig voreilig war? Freilich sind nationale Weingesetz­e streng. Ob sie jedoch für naturreine Weine garantiere­n, denen keine Fremdstoff­e beigemisch­t wurden, bleibt fraglich. Wer weiß, was gerade im modernen Weinbau mitunter an Fremdstoff­en beigemisch­t wird, wünscht sich wohl die rigiden Messweinve­rordnungen von einst zurück. Nähme man diese ernst, müsste der Messwein wohl Natural Wine sein.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjourna­listin in Wien.

„Der Wein für die Eucharisti­efeier muss vom Gewächs des Weinstocks stammen und naturrein und unvermisch­t sein.“

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