Kurier (Samstag)

Gaza-Krieg entzweit Studenten an den US-Unis

Eskalation. Protestcam­ps, Zusammenst­öße, Festnahmen

- VON INGRID STEINER-GASHI

Seit Polizisten an der Columbia-Universitä­t in New York diese Woche begonnen haben, Protestcam­ps von den Rasen des Uni-Geländes zu räumen, haben sich die Proteste und Zeltlager an anderen Universitä­ten des Landes sprunghaft vermehrt. An mehreren Dutzend Universitä­ten, von den altehrwürd­igen Unis im Osten bis nach Los Angeles haben sich Hunderte Protestier­ende in Zeltlagern eingericht­et.

Die Unis – sie sind zu Epizentren heftiger gesellscha­ftlicher Kontrovers­en rund um den Gaza-Krieg geworden. Dabei werden Ton und Umgang immer rauer. Polizisten kommen auf deren Gelände: Vorgänge wie sie an den elitären Bildungsst­ätten der USA vollkommen unerwünsch­t sind. Mehr als 400 Personen wurden in den vergangene­n Tagen festgenomm­en.

Allein in Los Angeles nahm die Polizei am Donnerstag 93 Menschen fest, die während Demonstrat­ionen auf das Gelände der University of Southern California vorgedrung­en sind.

Stunden zuvor war es auch im texanische­n Austin zu aggressive­n Szenen gekommen. Polizisten nahmen an der University of

Texas mindestens 34 Demonstran­ten fest, wie die Washington Post berichtete. Zuvor hatten Hunderte Studenten Vorlesunge­n und Seminare verlassen, um wie bereits seit Wochen zu fordern: Die Universitä­t müsse sich von Geldgebern und Unternehme­n trennen, die mit Israel Geschäfte machen. Gefordert wird auch, die Auslandsst­udienprogr­amme in Israel zu beenden und keine Waffenunte­rnehmen auf den Campus zu lassen, die Ingenieurs­tudenten anwerben.

Jüdische Studenten berichten von Beschimpfu­ngen und teilweise von Übergriffe­n. „Es ist wirklich beängstige­nd. Als jüdischer Student in Yale fühle ich mich zum ersten Mal nicht mehr willkommen“, sagt Netanel Crispe dem TV-Sender Fox News: „Wenn ich mit meinen Kommiliton­en über den Campus gehe, werden wir belästigt, auch körperlich angegangen. Wir werden mit Slogans wie ,Befreit Palästina‘ angeschrie­n.“

Teilen der Protestier­enden wird Antisemiti­smus und die Verharmlos­ung der islamistis­chen Hamas vorgeworfe­n. Die islamistis­che Terrororga­nisation Hamas hatte mit ihren Massakern und den Geiselnahm­en in Israel am 7. Oktober vergangene­n Jahres den GazaKrieg ausgelöst.

„Solidaritä­t“

Auf die Frage, warum sie im Protestcam­p ausharre, sagt eine Studierend­e bei CNN: „Einfach um Solidaritä­t zu zeigen mit den Studierend­en, die schon festgenomm­en wurden. Und natürlich mit den Menschen in Gaza.“Unter den pro-palästinen­sischen Demonstrie­renden sind auch jüdische Studierend­e. Einer von ihnen sagt: „Es wird sehr viel betont, dass jüdische Studierend­e gegen Antisemiti­smus geschützt werden müssen. Aber es wird weniger über palästinen­sische Studierend­e gesprochen, die anti-islamische Stimmung zu spüren bekommen.“US-Präsident Joe Biden versucht, sowohl die pro-palästinen­sischen als auch die jüdischen Studenten zu beruhigen: „Ich verurteile antisemiti­schen Protest. Ich verurteile aber ebenso diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinen­sern passiert.“Viele Studenten in den USA empfinden die Reaktion der USA auf den GazaKrieg als zu einseitig proisraeli­sch.

 ?? ?? Ein Israel-Unterstütz­er kritisiert die US-Elite-Unis mit Nazi-Symbol und wirft ihnen Hamas-Nähe vor
Ein Israel-Unterstütz­er kritisiert die US-Elite-Unis mit Nazi-Symbol und wirft ihnen Hamas-Nähe vor

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