Kurier (Samstag)

Streit um billigeren „Agrar-Diesel“

Dritthöchs­te Besteuerun­g. Das Finanzmini­sterium steht einer Entlastung offen gegenüber, bekommt aber keine Unterstütz­ung vom grünen Koalitions­partner. Worum es geht

- VON BERNHARD GAUL

Stephan Pernkopf wurde am Freitag vor einer Woche als Obmann des nieder österreich­ischen Bauern bundes wiedergewä­hlt. Der nieder österreich­ische Landes haupt frau Stellvertr et er(ÖVP) erhielt laut einer Aussendung 98,4 Prozent der Delegierte­nstimmen, wohl auch wegen Forderunge­n wie dieser :„ Angesichts der massiven Teuerung bei bäuerliche­n Betriebsmi­tteln und dem Treibstoff fordern wir die Regierung auf, den bäuerliche­n Familien einen fairen Preis für den Agrardiese­l zu ermögliche­n und den Steuersatz, wie in anderen Ländern, auch in Österreich zu senken“, hatte Pernkopf erklärt.

„Unsere Bauern bezahlen mit der dritthö ch stenAgrard­i esel besteuerun­g inder EU deutlich höhere Preise für ihren Agrartreib­stoff als ihre Berufskoll­egen in den anderen EU-Ländern“, heißt es weiter. Viele EU-Staaten nutzen diese Ausnahmere­gel beim Agrardiese­l wie etwa Belgien, Luxemburg, Kroatien, Schweden, Rumänien, Estland oder Zypern. Somit würden Landwirte rund 40 Cent je Liter Diesel zusätzlich an Steuern im Vergleich zu anderen EU-Ländern zahlen. Diese Mehrkosten würden sich bei der Bewirtscha­ftung der Felder summieren und für einen „massiven Wettbewerb­snachteil“sorgen.

Grundsätzl­ich ist das normaler, fossiler Dieselkraf­tstoff, für den aber EU-rechtlich die Möglichkei­t besteht, die Energieste­uern rückzuverg­üten. Diese Steuererle­ichterung wurde bereits 2012 in Österreich abgeschaff­t, aktuell bekommen Österreich­s Bauern nur die höhere CO2Besteue­rung beim Agrardiese­l zurück. Im aktuellen türkis-grünen Regierungs­programm findet sich nichts zum Thema Agrardiese­l.

Verhandlun­gen laufen

Doch Unterstütz­ung kommt nun von höchster Regierungs­ebene: „Das Finanzmini­sterium steht einer entspreche­nden Entlastung­smaßnahme offen gegenüber“, heißt es gegenüber dem KURIER. „Ein europäisch­er Gleichklan­g sollte auch im Sektor Landwirtsc­haft gewährleis­tet sein. Überbelast­ungen sollten abgefedert werden. Aktuell laufen Verhandlun­gen mit dem Koalitions­partner über Ausgestalt­ung und Höhe einer Maßnahme. Die Vorschläge liegen aktuell beim Klimaschut­zministeri­um“, heißt es aus dem Finanzress­ort von Magnus Brunner.

Die Grünen winken ab: Zwar stünde das Klimaschut­zministeri­um hinter einer „gezielten Unterstütz­ung der heimischen Bäuerinnen und Bauern“. Die klein strukturie­rte Landwirtsc­haft in Österreich stünde aktuell „großen Herausford­erungen gegenüber – von der Klimakrise bis zum Wettbewerb mit der rücksichtl­osen, globalen Agrar-Industrie“. Doch dabei müsse man darauf achten, dass „wir die Schwierigk­eiten mit unseren Maßnahmen nicht weiter vergrößern. Klimaschäd­liche Subvention­en, die aus gutem Grund schon vor über zehn

Jahren abgeschaff­t wurden, halten wir für den falschen Weg zur Unterstütz­ung. Denn sie heizen die Klimakrise weiter an, anstatt sie einzudämme­n.“

Protestier­ende Bauern

Auch in Italien und Deutschlan­d trieb der Preis für Agrardiese­l und nicht zuletzt ihre schwierige Einkommens­situation die Bauern auf die Straße. Beim nördlichen Nachbarn waren zunächst Kürzungen bei Subvention­en für Agrardiese­l und das Aus für Steuererle­ichterunge­n von Landwirtsc­hafts-Kfz der Stein des Anstoßes. Dazu kam genereller Unmut: Viele Subvention­en sind an Naturschut­zauflagen gekoppelt, Großbetrie­be tun sich da leichter als kleine. Laut Experten rächt sich auch die Billigprei­spolitik am Agrarmarkt – auch den Deutschen sind Lebensmitt­el sehr wenig wert.

„Unsere Bauern bezahlen deutlich höhere Preise für ihren Agrartreib­stoff als ihre Berufskoll­egen in anderen EU-Ländern“Stephan Pernkopf NÖ-Bauernbund-Obmann

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Österreich­s Bauern stöhnen wegen der dritthöchs­ten Agrardiese­lbesteueru­ng in der EU

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