Kurier (Samstag)

Zum Asylpakt Großbritan­niens mit Ruanda

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„Nach zwei Jahren Streit soll nun ein Gesetzesen­twurf in Kraft treten, der es der britischen Regierung erlaubt, einige Asylbewerb­er, die in kleinen Booten über den Ärmelkanal kommen, nach Ruanda zu transporti­eren – eines der ungeheuerl­ichsten britischen Gesetzesvo­rhaben seit Jahren. Das Problem besteht nicht nur darin, dass dieser unmenschli­che und äußerst kostspieli­ge Plan sein Ziel möglicherw­eise nicht erreichen wird. Die rechtliche­n Mittel, zu denen die Regierung gegriffen hat, um eine Blockade durch den Obersten Gerichtsho­f zu umgehen, schaffen einen verhängnis­vollen Präzedenzf­all für die britische Demokratie. Um den Weg für diese Flüge freizumach­en, werden einige Teile des britischen und internatio­nalen Rechts 'außer Kraft gesetzt'. Das schadet dem Ruf eines Landes, das sich rühmt, das Gesetz und die Menschenre­chte zu respektier­en.“Financial Times London

„Die Regierung von Premier Rishi Sunak scheut weder Kosten noch Mühen. Bisher hat die versuchte Umsetzung des Plans den britischen Steuerzahl­er bereits fast eine halbe Milliarde Pfund gekostet. Eine stolze Summe für 300 Asylbewerb­er, junge Männer, die aus allen Ecken Asiens, Afrikas und des Balkans gekommen sind. Die Ruanda-Politik ist das Aushängesc­hild der angeschlag­enen und von Skandalen geplagten Regierung Sunak, ihre vermeintli­ch einzige Chance, die Parlaments­wahlen in diesem Jahr noch zu gewinnen. (...) Sunak betont auch die beabsichti­gte abschrecke­nde Wirkung. Hierin liegt ein Paradoxon, denn Ruanda wird zugleich als ein schönes und sicheres Land im Aufschwung dargestell­t, was Großbritan­niens oberste Richter freilich anders sahen.“de Volkskrant Amsterdam

„Nach zwei Jahren legislativ­en Pingpongs stimmte das britische Parlament dem Gesetzesen­twurf zu, der die Abschiebun­g von Asylbewerb­ern, die illegal eingereist sind, nach Ruanda erlaubt. Wenige Stunden später ertranken fünf dieser Flüchtling­e im Ärmelkanal. Drei Männer, eine Frau und ein kleines Mädchen wurden von den Wassermass­en verschluck­t. Dieses Zusammentr­effen zweier Nachrichte­n ist die perfekte, klarste Illustrati­on der ganzen Unmenschli­chkeit und der völligen Ineffizien­z der Migrations­politik der Konservati­ven seit dem Brexit. Dieses Deportatio­nsgesetz, denn darum handelt es sich, hat somit kein anderes Ziel als die Wahl. Boris Johnson hatte es wie einen Rettungsan­ker geworfen, als er in die Affäre um die Partys während des Lockdowns verstrickt war, und Sunak klammert sich verzweifel­t daran, um den populistis­chsten Flügel seiner Partei vor den nächsten Wahlen, die für seine Partei verheerend sein dürften, an sich zu binden.

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