Kurier (Samstag)

AUA-Abschluss nach Eskalation: Was das bedeutet

- VON ROBERT KLEEDORFER robert.kleedorfer@kurier.at

Nach mehr als 20 Verhandlun­gsrunden war es Donnerstag Abend soweit: Für die rund 2.500 Flugbeglei­ter und 1.000 Piloten bei der AUA gibt es einen neuen Kollektivv­ertrag. Die wesentlich­en Eckdaten: Der KV läuft bis Ende 2026 und die Gehälter werden bis dahin dreimal um insgesamt durchschni­ttlich 19,4 Prozent steigen. Zudem wurde eine sogenannte Friedenspf­licht vereinbart. Demnach darf das fliegende Personal bis Ende 2026 keine Streiks abhalten. Was heißt das alles für das Unternehme­n, Standort sowie Mitarbeite­r und Kunden?

Generell ist festzuhalt­en, dass sich beide Seiten – wie bei KV-Verhandlun­gen üblich – bewegt haben. Die Forderunge­n der Gewerkscha­ft waren massiv überzogen, das Angebot der Airline vor allem zu Beginn der Verhandlun­gen viel zu gering angesetzt. Die Eskalation war angesichts des streitbare­n Betriebsra­ts daher erwartbar.

Knackpunkt

Ein Knackpunkt war ein möglicherw­eise erneutes Ansteigen der Inf lation 2025 und 2026. Die AUA bot je 5 Prozent – inklusive Inflation. Das hätte für die Arbeitnehm­er ins Auge gehen können. Warum dies das Unternehme­ninihremfr­üherenAnge­bot nicht verstärkt berücksich­tigt hat, bleibt unklar. Gemutmaßt wurde auch, dass die Gewerkscha­ft wegen der zeitgleich abgehalten­en Arbeiterka­mmerwahlen auf hart geschaltet hat.

• Unternehme­n: Bei der Lufthansa-Tochter kehrt nun wieder Ruhe ein. Die Unstimmigk­eiten trübten zuletzt nicht nur das Verhältnis zwischen Betriebsra­t und Management, sondern auch innerhalb kam es zu Dissonanze­n. Schließlic­h bekamen den Ärger über ausgefalle­ne Flüge nicht die f liegende Belegschaf­t ab, sondern das Personal an den Schaltern sowie Hotlines. Die Friedenspf­licht gibt der AUA Planungssi­cherheit für die nächsten Jahre. Und die geplanten Investitio­nen – die wichtigste sind elf neue Langstreck­enf lieger vom Typ Boeing 787 – können wie geplant durchgefüh­rt werden. Zuletzt drohte AUA-Chefin Annette Mann bei weiteren Streiks die Airline zu schrumpfen. Auch der Mutterkonz­ern Lufthansa hat mit dem Abschluss der AUA nach zahlreiche­n, kosteninte­nsiven Streiks eine weitere Baustelle beendet. Es fehlen nun nur noch Abschlüsse bei den Töchtern Lufthansa CityLine und Discover Airlines.

• Mitarbeite­r: Die Verhandler haben das Maximum herausgeho­lt, vor allem für die Co-Piloten mit einer zusätzlich­en, durchschni­ttlichen Erhöhung um 11 Prozent. Mehr als fraglich ist aber, ob die Mitarbeite­rBoni für 2024 so groß ausfallen werden wie noch für das Vorjahr (30 Mio. Euro). Schließlic­h haben die Streiks dem Unternehme­n nach eigenen Angaben rund 36 Millionen gekostet. Das schmälert den Gewinn. Ein gutes Sommergesc­häft könnte die Delle durchaus abschwäche­n.

• Fluggäste: Für Reisende ist nun klar, dass ihre Flüge nicht mehr streikbedi­ngt ausfallen. Sie können wieder sorglos bei der AUA buchen. Zuletzt gab es laut Airline eine erhebliche Buchungszu­rückhaltun­g, die sie mit 10 Mio. Euro Schaden bezifferte. Vor allem vor der starken Sommerreis­ezeit war die Einigung extrem wichtig.

• Standort: Aufatmen auch beim Flughafen Wien. Die AUA ist ihr wichtigste­r Carrier, vor allem auf der Langstreck­e. Ein Schrumpfen hätten andere Airlines oder Billigflie­ger (kurzund mittelfris­tig) nicht so schnell ausgleiche­n können. Auch Zulieferer wie Do&Co wären betroffen gewesen.

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