AUA-Abschluss nach Eskalation: Was das bedeutet
Nach mehr als 20 Verhandlungsrunden war es Donnerstag Abend soweit: Für die rund 2.500 Flugbegleiter und 1.000 Piloten bei der AUA gibt es einen neuen Kollektivvertrag. Die wesentlichen Eckdaten: Der KV läuft bis Ende 2026 und die Gehälter werden bis dahin dreimal um insgesamt durchschnittlich 19,4 Prozent steigen. Zudem wurde eine sogenannte Friedenspflicht vereinbart. Demnach darf das fliegende Personal bis Ende 2026 keine Streiks abhalten. Was heißt das alles für das Unternehmen, Standort sowie Mitarbeiter und Kunden?
Generell ist festzuhalten, dass sich beide Seiten – wie bei KV-Verhandlungen üblich – bewegt haben. Die Forderungen der Gewerkschaft waren massiv überzogen, das Angebot der Airline vor allem zu Beginn der Verhandlungen viel zu gering angesetzt. Die Eskalation war angesichts des streitbaren Betriebsrats daher erwartbar.
Knackpunkt
Ein Knackpunkt war ein möglicherweise erneutes Ansteigen der Inf lation 2025 und 2026. Die AUA bot je 5 Prozent – inklusive Inflation. Das hätte für die Arbeitnehmer ins Auge gehen können. Warum dies das UnternehmeninihremfrüherenAngebot nicht verstärkt berücksichtigt hat, bleibt unklar. Gemutmaßt wurde auch, dass die Gewerkschaft wegen der zeitgleich abgehaltenen Arbeiterkammerwahlen auf hart geschaltet hat.
• Unternehmen: Bei der Lufthansa-Tochter kehrt nun wieder Ruhe ein. Die Unstimmigkeiten trübten zuletzt nicht nur das Verhältnis zwischen Betriebsrat und Management, sondern auch innerhalb kam es zu Dissonanzen. Schließlich bekamen den Ärger über ausgefallene Flüge nicht die f liegende Belegschaft ab, sondern das Personal an den Schaltern sowie Hotlines. Die Friedenspflicht gibt der AUA Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Und die geplanten Investitionen – die wichtigste sind elf neue Langstreckenf lieger vom Typ Boeing 787 – können wie geplant durchgeführt werden. Zuletzt drohte AUA-Chefin Annette Mann bei weiteren Streiks die Airline zu schrumpfen. Auch der Mutterkonzern Lufthansa hat mit dem Abschluss der AUA nach zahlreichen, kostenintensiven Streiks eine weitere Baustelle beendet. Es fehlen nun nur noch Abschlüsse bei den Töchtern Lufthansa CityLine und Discover Airlines.
• Mitarbeiter: Die Verhandler haben das Maximum herausgeholt, vor allem für die Co-Piloten mit einer zusätzlichen, durchschnittlichen Erhöhung um 11 Prozent. Mehr als fraglich ist aber, ob die MitarbeiterBoni für 2024 so groß ausfallen werden wie noch für das Vorjahr (30 Mio. Euro). Schließlich haben die Streiks dem Unternehmen nach eigenen Angaben rund 36 Millionen gekostet. Das schmälert den Gewinn. Ein gutes Sommergeschäft könnte die Delle durchaus abschwächen.
• Fluggäste: Für Reisende ist nun klar, dass ihre Flüge nicht mehr streikbedingt ausfallen. Sie können wieder sorglos bei der AUA buchen. Zuletzt gab es laut Airline eine erhebliche Buchungszurückhaltung, die sie mit 10 Mio. Euro Schaden bezifferte. Vor allem vor der starken Sommerreisezeit war die Einigung extrem wichtig.
• Standort: Aufatmen auch beim Flughafen Wien. Die AUA ist ihr wichtigster Carrier, vor allem auf der Langstrecke. Ein Schrumpfen hätten andere Airlines oder Billigflieger (kurzund mittelfristig) nicht so schnell ausgleichen können. Auch Zulieferer wie Do&Co wären betroffen gewesen.