CHAOS deluxe

Gott schläft doch nicht. Denn auch für Victoria Beckham steht, obwohl sie sich mit der Kraft ihres drahtigen Körpers dagegen stemmt, die Zeit nicht still: Sie wurde 50. „Ich habe sie noch nie etwas anderes essen gesehen als Fisch mit gedünstetem Gemüse“, flüsterte ihr Gatte David. Klar: So ein gemeißelter Girlie-Body kommt selbstredend nicht bei der Tür hereinspaziert. Morgens um sechs gehe sie schon, so Herr Beckham weiter, in die Muckiburg, wo der Squad-Feldmarschall bereit steht, um ihr Mores zu lehren. Ich fühle mich plump und sinnlos, als ich das lese. Was womöglich auch damit zusammen hängt, dass ich dicke Stücke einer noch semi-aufgetauten Gefriertorte in mich hinein stopfe. Das noch Schlimmere: Ich hasse mich nicht einmal dafür, sondern denke mir nur: „Dieses geile Gefühl abartiger Unvernunft, diese schleifenden KalorienZügel! Ach Victoria, du versäumst so viel!“Ich bin zur Zeit sehr traurig. Zwei große menschliche Verluste in meinem Leben. Und Trauer ist ein solcher Kraftfresser, man fühlt sich so, als ob man einen SisyphusTriathlon hinter sich gebracht hat, ohne sich auch nur einen halben Zentimeter bewegt zu haben. „Verbraucht Traurigsein Kalorien?“, frage ich Google voller Hoffnung. Google findet das Niveau dieser Frage unter jeder Würde und antwortet so konkret wie ein Politiker: „Trauer kann sich eventuell in Appetitverlust, aber auch manchmal in Überernährung äußern.“OK, ich bin offensichtlich Team Überernährung. Ich finde aber, dass Victoria nicht nur manchmal etwas abartige Klamotten trägt (inzwischen hat sie im Purismus Ruhe gefunden), sondern auch einen etwas unfröhlichen, ehrgeizverzwickten Zug um die geboosteten Lippen, der der Welt signalisiert: „Ich bin hier Klassenbeste und werde es auch bleiben.“Ich Teil habe mich schon für das Genre „Schlimm, aber lustig in der letzten Bank“entschieden. Aber schon nächste Woche, versprochen, wird alles anders.