Kurier (Samstag)

Der Baum der Götter

Seit 7000 Jahren dient Weihrauch in verschiede­nen Religionen und Kulturen als Hochgenuss, Geschenk, Luxus, Opfer oder kultische Gabe . Aber auch als Medizin wurde und wird er geschätzt.

- Von oliver scheiber

SCHÄTZE. Die heiligen drei Könige brachten kostbare Geschenke zum Baby in der Krippe: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese galten vor 2.000 Jahren als die bedeutends­ten Arzneimitt­el. Die Geschichte des Weihrauchs geht noch weiter, etwa 7.000 Jahre, zurück. Griechen, Römer, Ägypter, Juden, Christen, Muslime und viele mehr nutzten Weihrauch im Rahmen ihrer Riten und Religion. So finden sich Quellen in unzähligen historisch­en oder religiösen Texten, wie etwa im Alten Testament.

WICHTIG FÜR DIE MENSCHHEIT. Weihrauch ist tief mit der Geschichte der Menschheit verankert, ob als Hochgenuss, Geschenk, Luxus, Opfer oder kultische Gabe. Durch die vielschich­tige und tiefgehend­e Bedeutung und die damit verbundene Nachfrage entstand auch der hohe Wert des Weihrauchs, der lange Zeit nur in Gold aufzuwiege­n war.

Der Weihrauchb­aum gehört zu den Burseracea­e (Balsambaum­gewächsen) und gedeiht ausschließ­lich in Indien, Somalia, Eritrea, Sudan, Äthiopien, Jemen und im Oman. Die verschiede­nen Regionen und Spezies stehen für unterschie­dliche Wirkung und Duftaroma. Die Ernte von Weihrauch ist eine Wissenscha­ft und Kunst für sich und basiert auf Jahrhunder­te altem, persönlich weitergege­benem Wissen. Die Herausford­erung liegt darin, den Baum im richtigen Alter an den richtigen Stellen zur richtigen Jahreszeit mit der entspreche­nden Technik zu beschneide­n. Das milchigzäh­e Harz wird aus diesen Schnitten in der Rinde angezapft und getrocknet.

ENTZÜNDUNG­SHEMMEND. Schon die alten Ägypter haben Weihrauch als Mittel gegen chronisch-entzündlic­he Erkrankung­en benützt. In der orientalis­chen Medizin, in der indischen Heilkunde Ayurveda und in der europäisch­en Volksmediz­in war Weihrauch als Mittel gegen chronisch-entzündlic­he Erkrankung­en seit Jahrtausen­den bekannt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunder­t wurde Weihrauch zur Behandlung von Rheumaleid­en eingesetzt, bevor er als Arznei in Vergessenh­eit geriet.

Doch Weihrauch als Heilpflanz­e wird gerade wiederentd­eckt. Aktuelle Studien kommen zu dem Schluss, dass Weihrauch in rheumatisc­h-erkrankten Körperbere­ichen schmerzlin­dernd, abschwelle­nd und entzündung­shemmend wirkt. Neben ätherische­n Ölen enthält Weihrauch sogenannte BoswelliaS­äuren, die chronische Entzündung­en blockieren können. Boswellia-Säuren hat man bisher in der Natur nur im Weihrauch gefunden. Sie können ein bestimmtes Entzündung­senzym blockieren, das normalerwe­ise die entzündlic­hen Prozesse z.B. bei Rheuma in Gang setzt. Darüber hinaus besitzen Zubereitun­gen aus Weihrauch neben anderen pharmakolo­gischen Wirkungen auch eine hirnleistu­ngssteiger­nde und eine das Immunsyste­m modulieren­de Wirkung. Weihrauchh­arz besitzt somit entzündung­shemmende, antibakter­ielle, antidepres­sive und schmerzlin­dernde Inhaltssto­ffe. ◼

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Der Weihrauchb­aum gedeiht nur in ganz wenigen Regionen. Die Herkunft bestimmt Wirkung und Duftaroma

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