Kurier (Samstag)

Partei von rechtsextr­emem Volkslieds­tar regiert in Zagreb

Rechts-rechte Koalition in Kroatien formiert

- KONRAD KRAMAR

Regierungs­auftrag. Er ist Kroatiens bekanntest­er Tamburica-Spieler, hat eine Handvoll Hits verfasst und produziert und durfte bei einer populären TV-Musikshow Punkte für Nachwuchst­alente vergeben. Miroslav Škoro ist eine der prominente­sten Figuren Kroatiens, in der Musik-, seit einigen Jahren aber auch in der politische­n Szene.

Er wurde Dritter bei den jüngsten Präsidents­chaftswahl­en, schaffte es nur knapp nicht auf den Bürgermeis­tersessel der Hauptstadt Zagreb und steht jetzt vor dem bisherigen Höhepunkt seiner politische­n Karriere: Die von ihm gegründete Partei „Heimatbewe­gung“wird als Koalitions­partner der rechtskons­ervativen HDZ die neue Regierung in Kroatien bilden. Der schon bisher regierende Ministerpr­äsident Andrej Plenković von der HDZ hat offiziell den Regierungs­auftrag bekommen. Zwar hat Škoro seine Funktion als Präsident der Partei inzwischen zurückgele­gt, er gilt aber weiterhin als ihr Mastermind im Hintergrun­d.

Hit für Kriegsverb­recher

Doch der Musiker ist ebenso umstritten wie populär. Mit seiner Heimatbewe­gung vertrat er nicht nur rechtspopu­listische Haltungen, sondern war teilweise offen rechtsextr­em. Schon als Musiker hatte er eine Hymne für den kroatische­n General Ante Gotovina verfasst. Der gilt für große Teile der kroatische­n Bevölkerun­g als Kriegsheld für seine erfolgreic­hen Offensiven während des Jugoslawie­nkrieges in den 1990ern. Gotovina ist aber auch vom internatio­nalen Tribunal in Den Haag für Kriegsverb­rechen verurteilt worden. Er berief schließlic­h gegen das Urteil und wurde freigespro­chen.

Doch Škoro erregt nicht nur mit seiner Verehrung für Gotovina Aufsehen, auch seine Haltung zu Kroatiens Rolle während der Nazizeit – das Regime galt als Handlanger Hitlers – gilt als zweifelhaf­t.

Mit der Gründung seiner Heimatbewe­gung etablierte sich Škoro als Alternativ­e für rechtskons­ervative Wähler, denen die HDZ inzwischen zu gemäßigt ist. Ministerpr­äsident Plenković hat schon in seiner bisherigen Amtszeit versucht, die HDZ aus dem nationalis­tischen und rechten Eck in die politische Mitte zu rücken. So mussten zahlreiche Vertreter des rechten Flügels ihre Machtposit­ionen in der Partei abgeben.

Viele von ihnen fanden rasch bei Škoro und seiner Partei eine neue politische Heimat. Deren Machtbasis sind die östlichen Landesteil­e Kroatiens weitab von den touristisc­hen Küstengebi­eten. Regionen wie Slawonien gelten nicht nur als politisch und gesellscha­ftlich deutlich konservati­ver, sie waren auch vom Krieg in den 1990ern deutlich stärker betroffen.

Dass jetzt diese rechtsrech­te-Koalition die Regierung übernimmt, ist auch ein Rückschlag für den sozialdemo­kratischen Präsidente­n Zoran Milanović. Der Sozialdemo­krat – ebenfalls für seine populistis­chen Parolen bekannt – wollte ja nach den Parlaments­wahlen im April direkt ins Amt des Premiermin­isters wechseln. Das aber verhindert­e das Höchstgeri­cht.

 ?? ?? Sänger, TV-Star, umstritten­er Populist am rechten Rand: Die von Miroslav Škoro gegründete Partei regiert in Zagreb
Sänger, TV-Star, umstritten­er Populist am rechten Rand: Die von Miroslav Škoro gegründete Partei regiert in Zagreb

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