Erster Aufschlag für die Mönche
Ein Brite hat zwar die moderne Form des Sports auf den Weg gebracht und verbindliche Regeln etabliert. Doch die Historie des Tennis reicht zurück bis in das Frankreich des Mittelalters
Wenn in wenigen Wochen die French Open in Paris als eines der vier GrandSlam-Turniere über die Bühne gehen, denkt wohl niemand an den frühen Tod von König Ludwig X.: Der französische Monarch starb 26-jährig an einer Lungenentzündung, nachdem er sich bei einem sportlichen Wettstreit verkühlt haben soll – Ludwig spielte ein Tennismatch. Und das im 14. Jahrhundert. Tennis ist somit weit älter als allgemein vermutet.
Erfunden von einer Personengruppe im Mittelalter, die nicht unbedingt mit diesem Sport in Verbindung gebracht werden würde – Mönche. Forscher vermuten die
Anfänge des Spiels in Klöstern Nordfrankreichs des 13. Jahrhunderts. Von dort aus breitete sich der Sport erst in andere Klöster Europas aus, ehe auch der Adel und viel später das Bürgertum Bälle (auf)schlugen.
Erst wurde mit bloßer Hand oder einer Art Handschuhen gespielt, daher kommt auch der Name dieser Urform des „jeu de paume“, Spiel mit der Handfläche. Auch ein Netz zur Trennung der Platzhälften gab es noch nicht, Tennisschläger kamen erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Mode. Margot von Hennegau – sie gilt als erster Profi – spielte also noch ohne Schläger, als sie 1422 von Philipp III., oft als Philipp der Gute bezeichnet, an seinen Hof geholt wurde: Der Herzog von Burgund galt als leidenschaftlicher „Jeu de paume“Anhänger und bezahlte Margot, damit er eine würdige Kontrahentin hatte. Margot ging später ins Kloster und lehrte Nonnen, Tennis zu spielen.
Erste Ballhäuser
Wie verbreitet das Spiel war, zeigtesichobendreinandenBauten,die dafür errichtet wurden: Es gab bereits im 16. Jahrhundert Ballhäuser, eine Vorform der Tennishalle. Eines davon stand auch in Wien, der Name ist erhalten geblieben – Ballhausplatz.
Beliebt war das Spiel allerdings auch bei Wettkönigen: Man spielte um hohe Summen Geldes in dem längst zum Breitensport avancierten Tennis – Betrügereien inklusive. Dass später in Ballhäusern Damen zudem auch noch sehr freigiebig mit ihrer Gunst waren, brachte nicht nur sie, sondern den gesamten Sport in Verruf. Das läutete im 17. Jahrhundert den Niedergang des Spiels ein, das nun in hohen Kreisen als vulgär betrachtet wurde.
Doch trotz des Wandels und zeitweiligen Verbots verschwand Tennis nicht, allerdings schrumpfte die Anzahl der Plätze und Ballhäuser. Im 19. Jahrhundert trat der
Sport dann aber wieder massiv in Erscheinung, und zwar mit jenem Bild, das Tennis auch heute noch prägt: Grüner Rasen, Netz, weiße Kleidung.
1874 ließ der Brite Walter C. Wingfield dann den Begriff „Rasentennis“patentieren und legte verbindliche Regeln für Match wie Platz fest, die großteils auch heute noch Gültigkeit haben. Nur drei Jahre danach veranstaltete der All England Lawn Tennis and Croquet Club ein Turnier mit kostenpf lichtigen Tickets, weil man für den Rasen in einem Londoner Stadtteil eine neue Walze benötigte.
Der Rest ist WimbledonGeschichte.