Wechsel vom Chefsessel auf die bayerische Alm
Ernst Prost. Nach dem Verkauf des Konzerns an Würth führt der Millionär ein „neues, unbeschwertes und selbstbestimmtes Leben“
Ernst Prost war 60, als er Liqui Moly nach 20 Jahren Aufbau an den deutschen Schraubenkonzern Würth veräußerte. „Professor Würth und seine Familie kenne ich seit Jahrzehnten. Wir haben stets fair und respektvoll zusammen gearbeitet. Für mich kam keine andere Firma infrage. Große Konzerne hätten die Firma ausgesaugt und plattgemacht“, sagt Prost zum KURIER. „Meine Entscheidung hat sich auch Jahre später als richtig erwiesen. Die Firma bleibt, wie sie war, es wäre auch dumm, ein erfolgreiches Konzept zu ändern. Mit seinem Enkelsohn pflege ich regelmäßig einen freundschaftlichen Austausch und daher weiß ich, wie glücklich Würth mit Liqui Moly ist.“
Für weitere fünf Jahre blieb er noch Geschäftsführer, ehe er diese Funktion an Günter Hiermaier abgab. Heute gilt Prost als Aussteiger, der mit der Wirtschaft abgeschlossen hat. „Ich betreibe keinerlei Geschäft mehr, das würde sich extrem beißen mit meinem neuen Leben.“Dieses spielt sich auf Teneriffa und auf einem zu einer Villa umgebauten Bergbauernhof in Bayern ab.
„Ich wollte meinem irdischen Dasein ein ganz anderes Leben hinzufügen. Aber ich bin kein Aussteiger. Sondern ein Einsteiger in mein neues, unbeschwertes und selbstbestimmtes Leben.“Ohne seine Ehefrau, die mit seinem neuen Lebensstil (u.a. Motorradtouren) und Look nach 15 Ehejahren nicht zurechtkam. Die Trennung erfolgte aber in bestem Einvernehmen. Prost hat rund 440 Millionen Euro auf der hohen Kante. Aber Geld sei ihm nicht mehr wichtig.
Der Ex-Unternehmer wünscht sich weniger Selbstkritik, was Deutschland betrifft. „Wir sollten für die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte dankbar sein und darauf auf bauen.“