Aus der Baum: Kunst an der Schwelle zur Dystopie
Die Installation „Terminal Beach“im MAK
Kunst.
In diesem Moment hörten wir’s krachen!
Bei diesem Geräusch verging mir das Lachen.
Es war die Axt.
ZACK! Aus der Traum.
Es fiel der letzte Trüffelabaum.
An diese Begebenheit in Dr. Seuss’ Kinderbuch „Der Lorax“(1971) muss man im Wiener Museum für angewandte Kunst fast unweigerlich denken: Der letzte Baum wird gefällt, rundherum ist schon alles kahl, und das ist natürlich unglaublich traurig.
Wobei: Im MAK kracht es zwar, doch der Baum fällt nicht, stattdessen sieht man plötzlich die Perspektive des Baums und des Roboterarms, der nämlich in dem dystopischen Film der deutsch-französischen Künstlergruppe „Troika“die Axt schwingt. Dann geht alles von vorn los.
Roboter gegen Baum: Wem diese Konstellation ein wenig abgeschmackt erscheint, dem sei hier nicht widersprochen. Doch die Installation erschöpft sich darin nicht, und so führt das Kunstwerk durchaus konstruktiv ins Herz der Klima Biennale, in dessen Rahmen „Terminal Beach“bis 11. 8. zu sehen ist.
Bei der Biennale geht es auch um die Frage, welche Formen es braucht, um die gegenwärtige Situation der Menschheit fassbar zu machen. Troika versuchen, Bilder des Übergangs zu schaffen, des „Nicht-mehr-undnoch-nicht“.
Im MAK ist das Motiv für den Übergang ein Strand. Er pflanzt sich von der virtuellen Realität des Videos in ein Wasserbecken fort, in dem Wellen mechanisch gekräuselt werden. Wie Brunnenskulpturen sind dazu Figuren am Wasser postiert, die aus disparaten Elementen zusammengesetzt scheinen: eine Sphinx mit dem Kopf eines Reihers etwa.
Behaarte Roboter
Nun tauchen Mischwesen seit jeher gehäuft an den Übergängen verschiedener Denkweisen auf. Und so führt eine Linie von Fabelwesen der Antike zurück zum Roboterarm, der im Film den Baum fällt: Er erinnert an Industrieroboter, ist aber zugleich dicht behaart (!).
Beabsichtigt ist, die Möglichkeit „lebender“Maschinen wachzurufen: „Wenn wir uns eingestehen, dass Künstliche Intelligenz irgendwann ein Bewusstsein haben wird – sollten wir sie dann nicht mit Empathie behandeln und erziehen?“, stellt Künstlerin Conny Freyer dazu als Frage in den Raum. Es ist also einiges an Denkstoff in der Installation angelegt. Als Teil des Erziehungsprogramms kann man der Maschine ja Dr. Seuss vorlesen.