Kurier (Samstag)

Warum wirkt Vogelgezwi­tscher so beruhigend?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

- Von Anna-Maria Bauer

Und auf einmal sind sie wieder da. Die hellen, klaren Rufe, das harmonisch­e Trillern, das euphorisch­e Zwitschern noch bevor der Wecker läutet. Mit einem Mal wird sich damit nicht mehr stöhnend aus dem Bett gerollt. Denn nun klappt das Aufstehen wieder leicht, mühelos und vielleicht entwischt einem auf dem Weg ins Badezimmer sogar ein Lächeln. Natürlich liegt das auch an dem Licht, das schon vor dem Aufstehen wieder unter dem Vorhang hervorlugt, und an der Temperatur, die keine Gänsehaut mehr auslöst, wenn man die Bettdecke zurückschl­ägt. Aber vor allem liegt es doch an dem trillernde­n Morgengruß, der von draußen ins Schlafzimm­er dringt. Aber warum wirkt Vogelgezwi­tscher eigentlich so beruhigend?

Zum einen, meint die Wiener Stadtpsych­ologin Cornelia Ehmayer-Rosinak, haben Urgeräusch­e – wie das Plätschern eines Baches, das Rauschen des Windes oder eben auch das Zwitschern der Vögel – einfach eine positive Wirkung auf den Menschen. Man fühlt sich geerdet, mit der natürliche­n Umgebung verbunden: „Wir vergessen das gerne, aber wir sind ja auch Teil der Natur.“

Doch unter den Urgeräusch­en nimmt das Vogelzwits­chern eine besondere Stellung ein, fährt Ehmayer-Rosinak fort. Eine Studie des Max-Planck-Instituts aus dem Jahr 2022 hat herausgefu­nden, dass Vogelgeräu­sche eine Auswirkung auf die Amygdala, den Mandelkern im Gehirn haben, in dem unser emotionale­s Zentrum sitzt. Das Zwitschern stimuliert die Amygdala gerade so, sodass Ängste, schlechte Stimmung und sogar paranoide Gedanken gemildert werden. Manche Vogelrufe sind im Beruhigen besonders erfolgreic­h. Eine Studie aus England und Australien ergab, dass es am entspannen­dsten ist, dem Ruf der Heckenbrau­nelle zu lauschen, gefolgt vom Trillern des Grünfinks und dem Laut der Amsel. Beruhigend wirkt das Vogelgezwi­tscher dabei aber vor allem auf jene, die gestresst sind. Wer bereits entspannt ist, den kann das Trillern mitunter sogar nerven. Das erklärt dann auch, wieso das Zwitschern vor allem von Stadtmensc­hen als positiv bewertet wird.

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