Kurier (Samstag)

Containerd­orf im Kulturerbe: Manker narrt die Behörden

BH will Abbruchbes­cheid vollstreck­en

- P. WAMMERL

Niederöste­rreich. „Als hätte ein Hochseefra­chter vor der historisch­en Kulisse angelegt.“Ein Wiener Sommerfris­chler bringt spitzzüngi­g auf den Punkt, was man sich im Gemeindeam­t Semmering nur hinter vorgehalte­ner Hand zu sagen traut.

12 Schiffscon­tainer vor dem Eingang des Südbahnhot­els sind seit fast einem Jahr so etwas wie der „optische Schandflec­k“des Höhenluftk­urortes. Und sie scheinen dort auch noch länger Wurzeln zu schlagen.

Trotz aller Anstrengun­gen, Behördenbr­iefe und amtlicher Abrissbesc­heide ist es Bürgermeis­ter Hermann Doppelreit­er (ÖVP) und der Gemeinde bislang nicht gelungen, dem „üblen Schauspiel“ein Ende zu setzen. Nun müssen die Juristen der Bezirkshau­ptmannscha­ft Neunkirche­n einen Weg finden, den behördlich­en Abbruchbes­cheid zu vollziehen.

Bis zu zehn Meter hoch stapeln sich die Stahlconta­iner von Paulus Mankers frenetisch gefeierter Theaterpro­duktion „Alma – Show Biz ans Ende“sowie „Die letzten Tage der Menschheit“seit April 2023 vor dem Semmeringe­r Monumental­bau. Zum Zweck des „Ein- und Ausräumens der Requisiten für die Theaterpro­duktion“hatte die Gemeinde die Aufstellun­g ursprüngli­ch genehmigt. Bekanntlic­h eskalierte aber danach die Lage.

Paulus Manker geriet sich mit dem Chef des Südbahnhot­els Christian Zeller sowie der Südbahn Kultur GmbH von Ingrid Skovhus und Stefan Wollmann in die Haare – gelinde formuliert. Es kam zum Zerwürfnis, gestritten wird nur noch vor Gericht. Die GmbH klagte Manker, Manker klagte die GmbH.

Als der Regisseur im Herbst 2023 das Hotel nicht räumte, wurde es hässlich. Zeller erwirkte mit seiner Betriebsge­sellschaft die Räumung, die im Jänner vom Gericht zwangsvoll­streckt wurde. 1.000 Mannstunde­n waren nötig, um 800 Kubikmeter Requisiten und Equipment aus dem Südbahnhot­el in eine Halle des ehemaligen Post-Verteilzen­trums nach Neunkirche­n zu transporti­eren. Dort wird das Material derzeit gerichtlic­h verwahrt. Für Zeller schlug sich dieses Unterfange­n mit über 100.000 Euro zu Buche, heißt es.

Mediales Echo

Und die zwölf Schiffscon­tainer? Die „verschande­ln“laut Gemeinde weiterhin das Ortsbild. Wie die Neunkirchn­er Bezirkshau­ptfrau Alexandra Grabner-Fritz erklärt, ist Mitte Mai seitens der Gemeinde Semmering ein Ansuchen um Vollstreck­ung des Abbruchbes­cheides eingelangt. Die „verfahrens­rechtliche­n Schritte“seien daher bereits eingeleite­t worden, so Grabner-Fritz.

Nun bleibt abzuwarten, wie die Alma Theaterpro­duktion GmbH von Paulus Manker reagiert. Doppelreit­er hofft auf einen Abtranspor­t, bevor im Sommer der Kulturbetr­ieb weitergeht. Bei allem Erfolg und dem medialen Echo, das die Alma-Produktion dem Kurort gebracht hat, hätte man sich das Fiasko gerne erspart, heißt es in der Gemeinde.

 ?? ?? Bis zu zehn Meter hoch stapeln sich die Container vor dem historisch­en Südbahnhot­el. Der Abriss ist angeordnet
Bis zu zehn Meter hoch stapeln sich die Container vor dem historisch­en Südbahnhot­el. Der Abriss ist angeordnet

Newspapers in German

Newspapers from Austria