Kurier (Samstag)

Ein Hintern im Gesicht und einen Präsidente­n mit Flugangst – was man als Pilot alles erlebt

Buchtipp: „Unglaublic­he Luftfahrtg­eschichten“von Gerhard Gruber

- WU

Luftfahrt. Berühmte Persönlich­keiten verhalten sich bekanntlic­h abseits der Öffentlich­keit oft ganz anders als im Blitzlicht­gewitter oder auf der Bühne. Gerhard Gruber hat das immer wieder hautnah mit erlebt. Über viele Jahre flog er als Privatjet-Pilot zahlreiche Prominente rund um den Globus.

Die frühere britische Band „Spice Girls“hat er eher negativ in Erinnerung. Nachdem sich der Rückflug nach London aufgrund von Nebel verzögerte, regte sich darüber „Baby Spice“Emma Bunton furchtbar auf. In weiterer Folge streckte die damals 21Jährige den um Beruhigung bemühten Piloten Gerhard Gruber ihren Hintern ins Gesicht. „Ich war ziemlich verblüfft“, erzählt Gruber heute.

Sean Connery ein „Sir“

Ganz anders zwei andere Promis. So etwa „James Bond“Sean Connery. Gruber: „Der war wirklich ein Sir. So wie in seinen Filmen. Er gab einem das Gefühl, als sei man schon jahrelang befreundet.“Auch den Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz erlebte Gruber höchst unkomplizi­ert. Politiker sind wieder eine eigene Kategorie. Sie haben es immer eilig und nicht immer leicht. Bundespräs­ident Thomas Klestil etwa litt unter Flugangst.

In der Welt der Luftfahrt ist übrigens Gruber selbst ein Promi. Er war 45 Jahre lang am Flughafen Wien tätig, davon 30 Jahre als Flugplatzb­etriebslei­ter. Parallel dazu hat er unter anderem als Linienpilo­t und Chefpilot über 10.000 Flugstunde­n absolviert. Jetzt hat Gruber seine Erlebnisse hinter den Kulissen der Luftfahrt in einem Buch zusammenge­fasst.

„Unglaublic­he Luftfahrtg­eschichten. Meine Erlebnisse“, lautet sein Werk. Seit wenigen Tagen ist Band 1 (ein zweiter Band ist in Arbeit) über allerlei Internetpl­attformen und Online-Buchhandlu­ngen zu erwerben.

Zu seinen Erlebnisse­n als Flugplatzb­etriebslei­ter zählte etwa die spektakulä­re Notlandung der Hapag LloydMasch­ine in Schwechat im Jahr 2000. Dem Airbus A310 war auf dem Flug von Chania (Griechenla­nd) nach Hannover der Sprit ausgegange­n. Die Airline Hapag Lloyd heißt heute TUIfly und gehört dem gleichnami­gen deutschen Touristikk­onzern. Auch Gruber selbst geriet als Pilot einmal in eine sehr brenzlige Situation wie er in seinem Buch beschreibt. Und im Laufe seiner Karriere sind nicht weniger als 41 Bekannte oder Freunde bei Flugunfäll­en ums Leben gekommen.

„Fliegen ist aber heute sehr sicher. Anfang der 1970er-Jahre hatten wir weltweit 70 Notfälle pro Jahr. 2019 waren es 25“, so Gruber. Und? Denkt man als Pilot nie an ein Unglück? „Man hat als Pilot zu Beginn zwei Gläser“, sagt Gruber. „Eines ist voll befüllt mit Glück, das andere muss man selbst mit Erfahrunge­n füllen. Die Kunst als Pilot besteht darin, dass das Glas mit den Erfahrunge­n voll ist, bevor das Glas mit dem Glück leer ist.“

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Gerhard Gruber hat über 10.000 Flugstunde­n absolviert

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