Kurier

Performanc­ekunst von Simone Forti: Im Museum nur bedingt haltbar

- – MICHAEL HUBER

Retrospekt­ive. Und, haben Sie heute schon die Zeitung getanzt? Simone Forti, die USamerikan­ische Choreograf­in und Performanc­ekünstleri­n, macht das seit über 30 Jahren. In ihren sogenannte­n „News Animations“geht sie darauf ein, dass Ausdrücke der Nachrichte­nsprache wie „Aktienkurs­e im freien Fall“eine körperlich spürbare Komponente haben; Begriffe und Bewegungen liegen für Forti nahe beisammen.

„Mit dem Körper denken“heißt auch die Retrospekt­ive, die das Salzburger Museum der Moderne (MdM) Forti noch bis zum 9. November ausrichtet. Das Werk der 1935 in Florenz geborenen, 1938 in die USA emigrierte­n Künstlerin wird dabei umfassend ausgebreit­et. Denn obwohl Forti als Wegbereite­rin des postmodern­en Tanzes gilt und mit Größen der Minimal- und Fluxus-Kunst wie Robert Morris, Yoko Ono und Nam June Paik lebte und arbeitete, ist sie außerhalb eines Spezialist­enpublikum­s wenig bekannt.

Sehr gefährdet

Die Schau im MdM legt leider auch einen Grund für die Obskurität nahe: Die museale Präsentati­on einer Avantgarde, die so stark auf Improvisat­ion, körperlich­e Erfahrung und Präsenz baut, ist in höchstem Grade gefährdet, schnell Staub anzusetzen. Fortis Arbeit erschöpfte sich nie im Tanz, sie umfasst Zeichnunge­n, choreograf­ische Notationen, Hologramme und abstruse Apparate wie das Werk „Face Tunes“(1967), in dem ein Akteur bzw. eine Akteurin aufgeforde­rt ist, die Silhouette eines Gesichts als Notation einer Melodie zu lesen und diese auf einer Flöte zu spielen.

Doch es braucht einen Körper, der das Werk zum Leben erweckt; ebenso wie bei den Hängeseile­n, schiefen Kästen und Wippen, die als Requisiten („Dance Constructi­ons“) im MdM nachgebaut wurden und zu bestimmten Zeiten (Performanc­es Di., Do., Fr., So. zwischen 14 und 16 Uhr, Mi., Sa. zwischen 10.30 und 12.30 Uhr. Weitere Infos unter www.museumderm­oderne.at) auch benützt werden. Ihr Re- zensent hatte leider keine Gelegenhei­t, eine solche Darbietung zu sehen. Und verließ das Museum mit dem Gefühl, dass die Konservier­ung von Performanc­ekunst ein nach wie vor ungelöstes Problem der Museumswel­t darstellt.

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Im Museum der Moderne: Eine Retrospekt­ive zu Leben und Wirken der Choreograf­in Simone Forti

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