Performancekunst von Simone Forti: Im Museum nur bedingt haltbar
Retrospektive. Und, haben Sie heute schon die Zeitung getanzt? Simone Forti, die USamerikanische Choreografin und Performancekünstlerin, macht das seit über 30 Jahren. In ihren sogenannten „News Animations“geht sie darauf ein, dass Ausdrücke der Nachrichtensprache wie „Aktienkurse im freien Fall“eine körperlich spürbare Komponente haben; Begriffe und Bewegungen liegen für Forti nahe beisammen.
„Mit dem Körper denken“heißt auch die Retrospektive, die das Salzburger Museum der Moderne (MdM) Forti noch bis zum 9. November ausrichtet. Das Werk der 1935 in Florenz geborenen, 1938 in die USA emigrierten Künstlerin wird dabei umfassend ausgebreitet. Denn obwohl Forti als Wegbereiterin des postmodernen Tanzes gilt und mit Größen der Minimal- und Fluxus-Kunst wie Robert Morris, Yoko Ono und Nam June Paik lebte und arbeitete, ist sie außerhalb eines Spezialistenpublikums wenig bekannt.
Sehr gefährdet
Die Schau im MdM legt leider auch einen Grund für die Obskurität nahe: Die museale Präsentation einer Avantgarde, die so stark auf Improvisation, körperliche Erfahrung und Präsenz baut, ist in höchstem Grade gefährdet, schnell Staub anzusetzen. Fortis Arbeit erschöpfte sich nie im Tanz, sie umfasst Zeichnungen, choreografische Notationen, Hologramme und abstruse Apparate wie das Werk „Face Tunes“(1967), in dem ein Akteur bzw. eine Akteurin aufgefordert ist, die Silhouette eines Gesichts als Notation einer Melodie zu lesen und diese auf einer Flöte zu spielen.
Doch es braucht einen Körper, der das Werk zum Leben erweckt; ebenso wie bei den Hängeseilen, schiefen Kästen und Wippen, die als Requisiten („Dance Constructions“) im MdM nachgebaut wurden und zu bestimmten Zeiten (Performances Di., Do., Fr., So. zwischen 14 und 16 Uhr, Mi., Sa. zwischen 10.30 und 12.30 Uhr. Weitere Infos unter www.museumdermoderne.at) auch benützt werden. Ihr Re- zensent hatte leider keine Gelegenheit, eine solche Darbietung zu sehen. Und verließ das Museum mit dem Gefühl, dass die Konservierung von Performancekunst ein nach wie vor ungelöstes Problem der Museumswelt darstellt.