Stürmische Vater-Tochter-Beziehung
Jung-Mimin Josephine Bloéb und Intendant Michael Sturminger über ihre Festspiel-Premiere
Den Vater, Schauspieler
Gregor Bloéb (47), kann sie nicht verleugnen, weder optisch, noch charakterlich. Das Talent hat
Josephine Bloéb (23) von beiden Elternteilen geerbt, ist doch auch Mutter Ute Hei
dorn auf der Bühne daheim. Die Bühne ist auch Michael Sturmingers (52) Leidenschaft, wenngleich der Regisseur und Autor jüngst für seinen Film „Casanova Variations“(mit US-Star John Malkovich) mit der ROMY geehrt wurde.
Seit 2014 zeichnet Sturminger für die Sommerfestspiele Perchtoldsdorf verantwortlich. In William Shakespeares „Der Sturm“ist ab 1. Juli ist Bloéb als Miranda zu sehen. Der Intendant und die Reinhardt-Seminar-Schülerin im Gespräch über Theater, Talent und über stürmische Vater-Tochter-Beziehungen.
KURIER: Herr Sturminger, was haben Sie im ersten Jahr als Festspiel-Intendant gelernt?
Sturminger: Dass die Zeiten härter werden. Im Theater muss man im Moment sehr kämpfen, um überleben zu dürfen. Dabei ist gerade Sommertheater eine tolle Möglichkeit für Schauspieler, die sonst in festen Ensembles stecken, in anderen Konstellationen zu spielen. Dadurch bekommt die Inszenierung eine ganz eigene Dynamik, die für alle eine Bereicherung ist.
Warum haben Sie die Rolle der Miranda mit Josephine besetzt?
Sturminger: Weil sie kein Klischee-Mädchen ist und viel ungebremste Energie hat. Es geht ja um eine Vater-TochterBeziehung, die ich lebendig und realitätsnah mit all ihrer Liebe, aber auch den großen Konflikten zeigen wollte.
Bloéb: So wie wir diese ElternKinder-Beziehungen eben alle kennen. Mein Vater hatte ja auch mit mir zu kämpfen, als ich in der Pubertät war. Man liebt sich, man hasst sich, man streitet, man lacht miteinander ... Das ist bei Prospero und Miranda nicht anders.
Josephine, wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Bloéb: Ein bisschen zu aufbrausend? Brav und lieb immer Ja sagen tue ich nicht. Ich stoße gerne auf Widerstand. Meine Eltern haben mich immer meine Erfahrungen machen lassen, haben zwar auf mich aufgepasst, aber mich nie eingesperrt. Das prägt.
Wie auch der Beruf der Eltern, den Sie ebenso gewählt haben.
Bloéb: Ja, wobei ich als Kind den Job meiner Eltern gar nicht so toll fand. Ich dachte: „Die verkleiden und verstellen sich, lügen ja etwas vor!“Erst später habe ich entdeckt, wie lässig die Schauspielerei ist. Ich bin halt ein „Aus-dem-Bauch-raus“-Typ.
Sturminger: Man hat schon früh gesehen, dass sie ein großes Talent und Spaß am Spielen hat. Die Lust ist das Wichtigste, denn als Künstler muss man, völlig auf sich selbst ge- worfen, einen ziemlichen Kampf führen, stets deine Person zu Markte tragen und dich der Kritik der Allgemeinheit aussetzen. Das ist hart. Das wussten natürlich Gregor und Ute, aber als Eltern muss man den Kindern Vertrauen schenken – und das Bewusstsein, dass man für sie da ist, wenn etwas schief geht.
Was macht die Arbeit mit Michael Sturminger aus?
Bloéb: Der Michi weiß genau, was er will. Trotzdem lässt er mir Raum, mich einzubringen. Das ist toll, denn was ich nicht leiden kann, sind Anarcho-Regisseure! Den Michi bringt nichts aus der Ruhe. Im Gegensatz zu mir: ich bin nervös vor der Premiere.
Werden Ihre Eltern da sein?
Bloéb: Meine Mama kommt, Der Papa schafft es leider nicht, aber er wird sich eine spätere Vorstellung ansehen. Herr Sturminger, bringt Sie denn wirklich nichts aus der Ruhe ? Sturminger: Beruflich kaum etwas, privat vielleicht ab und zu meine Kinder