Kurier

Morgen Fernsehen als Online-Dienst

-

Die Zukunft des Fernsehens ist ein Außerirdis­cher, der in Harvard studiert hat und sich in eine koreanisch­e Schauspiel­erin verliebt.

Zumindest ist eine Serie mit diesem Inhalt derzeit der große Renner am wichtigste­n Zukunftsma­rkt für die internatio­nalen TV-Produzente­n: Es handelt sich, wie in so vielen Fällen, um China. Dort gibt es jetzt schon 433 Millionen Menschen, die im Internet über Videostrea­ming fernsehen – mehr also, als in den USA überhaupt wohnen. Kein Wunder, dass dort auch das große Geld erhofft wird.

Schon jetzt schwenken die großen Hollywood-Kinoproduk­tionen auf den chinesisch­en Markt ein – mit neuen, für den Riesenmark­t angepasste­n Geschichte­n, Schauspiel­ern aus Asien und großem Werbeaufwa­nd. Die Fernsehstu­dios werden bald folgen. Dass in China derzeit die obskur klingende südkoreani­sche Serie „Meine Liebe von einem anderen Stern“einen Hype erlebt und anderersei­ts die hierzuland­e heftig gefeierten Streaming-Serien wie „House of Cards“oder „Breaking Bad“kaum eine Rolle spielen, zeigt: Die Zukunft der Medien ist schwer einzuschät­zen.

Einig sind sich viele Wahrsager, dass die Zeit des programmge­bundenen Fernsehens vorbei ist. Streamen gilt als künftiger Normalzust­and: Ferngesehe­n wird über das Internet, und zwar zeitungebu­nden, wann immer man will.

Das stellt die Werbewirts­chaft und auch die Sender vor neue Fragen: Was heißt in Zukunft noch fernsehen? Ist jedes YouTube-Video schon TV-Konsum? Und was heißt das für die Quoten? Schon jetzt fließen in vielen Ländern auch jene Zuschauer in die Quoten ein, die online konsumiere­n. Das ist auch eine Geldfrage: Ein immer größerer Anteil des Werbekuche­ns, der zur (Mit-)Finanzieru­ng von TV-Produktion­en dient, wird online vergeben werden. Den Markt für Online-Werbung beherrsche­n aber derzeit die US-Riesen Google und Facebook – große Konkurrenz für den (relativ kleinen)

Gebührenfr­age

Wo der öffentlich-rechtliche Rundfunk in all den Veränderun­gen seinen Platz finden wird, ist schwer zu sagen. Die Medienland­schaft hat sich seit der Gründung vor 60 Jahren so radikal gewandelt, dass der ORF im Le

vieler junger Menschen künftig kaum eine Rolle spielen wird. Der ehemalige Monopolist, der einst so gut wie alle Österreich­er erreichte, wird zu einem Angebot von vielen in den unendliche­n Weiten des Internets.

Wer will, kann schon jetzt den Fernseher weggeben – und sich damit die Fernsehgeb­ühr sparen. Zumindest bis zur Haushaltsa­bgabe.

Newspapers in German

Newspapers from Austria