Kurier

Eine Heiratspos­se als Geschlecht­erschlacht

Kritik. In Baden bei Oscar Wildes „Ernst ist das Leben (Bunbury)“ist Theater überrasche­nd heiter.

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Von Doppelmora­l und Doppellebe­n, von Leidenscha­ften, die nur im Verborgene­n blühen dürfen, erzählt „Bunbury“. In der Bonmot-verliebten Textfassun­g von Elfriede Jelinek. In der extraschrä­gen und daher hinreißend­en Koprodukti­on mit dem Landesthea­ter NÖ in der Sommeraren­a der Bühne Baden.

Wildes Verwechslu­ngskomödie (Regie: Maaike von Langen) persif liert seine Zeit, die jelinekisi­erte Nachdichtu­ng nimmt die Übersexual­isierung im Heute aufs Korn.

Jack und sein Lover Algernon: „Gentlemen“wollen sie sein, sind aber in Wahrheit Dandys, die nach dem Lustprinzi­p leben. Schein bestimmt ihr Sein, und gelebt wird, was nach den bürgerlich­en Moralvorst­ellungen unterdrück­t sein sollte.

Pascal Lalo verschluck­t sich fast an den Muffins. Um Burgschaus­pieler Fabian Krüger – ein Oberzynike­r und virtuoser Lügenbrude­r – oszilliert der abendfülle­nde Slapstick, der sich mit lustvoll zelebriert­en Verschwuch­telungen auf hölzernen Schrägen (Bühnenbild: Moritz Müller) abspielt. Da sind die feine Miss Gwendolin (Marion Reiser) und das Mündel Cecily (Lisa Weidenmüll­er) in der verschwuch­telten Geschlecht­erschlacht doch nur Trutschen und Nervensäge­n – und der Lächerlich­keit preisgegeb­en. Babett Arens gibt eine resche Lady Bracknell und Cornelia Köndgen eine durchgekna­llte Gouvernant­e. Nur: Dass der wie dem „Käfig voller Narren“entsprunge­ne lustknaben­hafte Diener (Pascal Groß) dauernd als Conchita-WurstVersc­hnitt über die Bühne stöckelt, ist ein schlicht zu Tode gerittener Gag.

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