Der Spätberufene, der seiner Zeit weit voraus war
Jakob Pöltl feiert in der Nacht auf morgen sein NBA-Debüt. Dem Tiroler Hannes Haid wäre schon vor 25 Jahren beinahe der Sprung in die Profiliga gelungen.
Für einen, der eigentlich aus purem Zufall und nur wegen einer verlorenen Wette beim Basketball gelandet ist, hat es Hannes Haid weit gebracht. Welcher Österreicher kann schon von sich behaupten, einmal dem berühmten „Magic“Johnson (fünffacher NBA-Champion) und den übrigen Superstars der Los Angeles Lakers unter dem Korb gegenübergestanden zu haben?
Ein Vierteljahrhundert vor Jakob Pöltl hatte der Tiroler Pionier in der US-CollegeMeisterschaft für Aufsehen gesorgt: Zwei Mal wurde Haid ins All American AllstarTeam gewählt, sein Rekord für das Team der Hawaii Pacific University (233 blockierte Würfe in einer Saison) hält noch immer. „Für damalige österreichische Verhältnisse bin ich sehr weit gekommen“, sagt Haid.
Beweglicher Typ
Selbst die NBA war für den Innsbrucker in Reichweite. Haid überzeugte in zahlreichen Probespielen und stand daher 1991 sogar im Fokus der Detroit Pistons. Am Ende wurde der 26-Jährige aber für zu alt befunden, „in der NBA waren leider jüngere Spieler gefragt, sonst hätte es etwas werden können. Wahrscheinlich hätte ich einfach viel früher mit dem Basketball anfangen müssen.“
Denn tatsächlich war der Mann, der als österreichischer Basketballer seiner Zeit voraus war, ein Spätberufener. In jungen Jahren hatte sich Hannes Haid in bewährter Familien-Tradition als Hochspringer versucht. „Erst mit 16 hatte ich den ersten Basketball in der Hand,“berichtet der Tiroler. Doch die fehlende Erfahrung machte er mit seinen körperlichen Vorzügen wieder wett: Dank seiner Leichtathletik-Ausbildung war Haid bei einer Größe von 2,08 Metern äußerst beweglich und flink auf den Beinen.
Extremer Exot
Diese seltene Kombination war selbst im Mutterland des Basketball-Sports gefragt. Nachdem er bei einem Match mit US-Austauschstudenten heimlich gefilmt worden war, flatterte Haid mit der Weihnachtspost ein Angebot von der Uni aus New Or- leans ins Haus. „Vor mir gab es zwei, drei Europäer, die in den USA ein Basketball-Stipendium erhalten haben.“
Verständlich, dass der Gastspieler aus der Alpenrepublik zu Beginn viele fragende Blicke erntete. „,Sound of Music‘ hat man in den USA gekannt, mit Öster- reich hat man eher wenig anfangen können. Ich war schon ein extremer Exot.“
Auch auf dem Spielfeld, wo der baumlange Österreicher dank seiner Beweglichkeit und Treffsicherheit einen Spielertypen verkörperte, den man so selbst in den USA nicht kannte. „Ich war atypisch und, frech gesagt, meiner Zeit voraus“, erzählt der 52-Jährige, der in seiner Zeit auf Hawaii zwei Studien abschloss und heute dem Vorstand der Hypo Tirol Bank angehört. „Ich trauere dem nicht nach, dass es mit der NBA nichts geworden ist. Ich hatte dort einen Mordsspaß, und ehrlich gesagt war’s für die damalige Zeit toll, überhaupt dorthin zu kommen.“