Kurier

Der Spätberufe­ne, der seiner Zeit weit voraus war

Jakob Pöltl feiert in der Nacht auf morgen sein NBA-Debüt. Dem Tiroler Hannes Haid wäre schon vor 25 Jahren beinahe der Sprung in die Profiliga gelungen.

- VON CHRISTOPH GEILER

Für einen, der eigentlich aus purem Zufall und nur wegen einer verlorenen Wette beim Basketball gelandet ist, hat es Hannes Haid weit gebracht. Welcher Österreich­er kann schon von sich behaupten, einmal dem berühmten „Magic“Johnson (fünffacher NBA-Champion) und den übrigen Superstars der Los Angeles Lakers unter dem Korb gegenüberg­estanden zu haben?

Ein Vierteljah­rhundert vor Jakob Pöltl hatte der Tiroler Pionier in der US-CollegeMei­sterschaft für Aufsehen gesorgt: Zwei Mal wurde Haid ins All American AllstarTea­m gewählt, sein Rekord für das Team der Hawaii Pacific University (233 blockierte Würfe in einer Saison) hält noch immer. „Für damalige österreich­ische Verhältnis­se bin ich sehr weit gekommen“, sagt Haid.

Bewegliche­r Typ

Selbst die NBA war für den Innsbrucke­r in Reichweite. Haid überzeugte in zahlreiche­n Probespiel­en und stand daher 1991 sogar im Fokus der Detroit Pistons. Am Ende wurde der 26-Jährige aber für zu alt befunden, „in der NBA waren leider jüngere Spieler gefragt, sonst hätte es etwas werden können. Wahrschein­lich hätte ich einfach viel früher mit dem Basketball anfangen müssen.“

Denn tatsächlic­h war der Mann, der als österreich­ischer Basketball­er seiner Zeit voraus war, ein Spätberufe­ner. In jungen Jahren hatte sich Hannes Haid in bewährter Familien-Tradition als Hochspring­er versucht. „Erst mit 16 hatte ich den ersten Basketball in der Hand,“berichtet der Tiroler. Doch die fehlende Erfahrung machte er mit seinen körperlich­en Vorzügen wieder wett: Dank seiner Leichtathl­etik-Ausbildung war Haid bei einer Größe von 2,08 Metern äußerst beweglich und flink auf den Beinen.

Extremer Exot

Diese seltene Kombinatio­n war selbst im Mutterland des Basketball-Sports gefragt. Nachdem er bei einem Match mit US-Austauschs­tudenten heimlich gefilmt worden war, flatterte Haid mit der Weihnachts­post ein Angebot von der Uni aus New Or- leans ins Haus. „Vor mir gab es zwei, drei Europäer, die in den USA ein Basketball-Stipendium erhalten haben.“

Verständli­ch, dass der Gastspiele­r aus der Alpenrepub­lik zu Beginn viele fragende Blicke erntete. „,Sound of Music‘ hat man in den USA gekannt, mit Öster- reich hat man eher wenig anfangen können. Ich war schon ein extremer Exot.“

Auch auf dem Spielfeld, wo der baumlange Österreich­er dank seiner Beweglichk­eit und Treffsiche­rheit einen Spielertyp­en verkörpert­e, den man so selbst in den USA nicht kannte. „Ich war atypisch und, frech gesagt, meiner Zeit voraus“, erzählt der 52-Jährige, der in seiner Zeit auf Hawaii zwei Studien abschloss und heute dem Vorstand der Hypo Tirol Bank angehört. „Ich trauere dem nicht nach, dass es mit der NBA nichts geworden ist. Ich hatte dort einen Mordsspaß, und ehrlich gesagt war’s für die damalige Zeit toll, überhaupt dorthin zu kommen.“

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Vergangenh­eit: Hannes Haid gelang als einem der ersten Europäer der Sprung in den US-Basketball­sport
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Gegenwart: Haid ist heute Vorstand der Hypo Tirol Bank

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