Kurier

„Größter Datenklau der Geschichte“

Der US-Konzern wurde zum wiederholt­en Male Opfer eines rekordverd­ächtigen Datendiebs­tahls

- VON THOMAS PRENNER

Der Internet-Pionier Yahoo war abermals Ziel eines Hacker-Angriffs. Bei einer Attacke sind über eine Milliarde Nutzerkont­en kompromitt­iert worden. Der Angriff fand bereits 2013 statt, wurde aber erst jetzt publik gemacht. „Gemessen an der Anzahl der Nutzer handelt es sich meines Wissens nach um den größten Datenklau der Geschichte“, so Matteo Maffei, Informatik­er und Universitä­tsprofesso­r für ITSicherhe­it, der ab April an der TU Wien unterricht­en wird, gegenüber dem KURIER. Bereits im September wurde bekannt, dass bei einer anderen Attacke im Jahr 2014 die Daten von 500 Millionen Nutzern gestohlen wurden. Damals wie heute wird spekuliert, dass staatliche­n Stellen wie Geheimdien­ste dahinter stehen könnten. Details oder Beweise dafür wurden aber nicht vorgelegt.

Was gestohlen wurde

Die ausgespäht­en Daten umfassen Namen, eMail-Adressen, Geburtstag­e sowie verschlüss­elte Passwörter und teilweise unverschlü­sselte Sicherheit­sfragen. Bei Letzterem handelt es sich um persönlich­e Informatio­nen, wie etwa der Name eines Haustieres. Jene werden dann abgefragt, wenn der Nutzer sein Passwort vergessen hat. Zahlungsda­ten wie Kreditkart­ennummern seien nicht kopiert worden, wie Yahoo betont. Maffei erklärt, dass die von Yahoo eingesetzt­e Verschlüss­elungsmeth­ode für die Passwörter bereits lange veraltet ist: „Dieses Verfahren gilt spätestens seit 2012 als unsicher.“Über den Grund für die schlechte Verschlüss­elung kann nur spekuliert werden: „Natürlich ist so etwas auch immer eine Kostenfrag­e.“Aber auch die unverschlü­sselten Informatio­nen könnten für Yahoo-Nutzer eine Gefahr darstellen, wie Maffei erklärt: „Man könnte diese Daten etwa nutzen, um Bankkonten unter falschen Namen zu eröffnen, oder um Sicherheit­sfragen auf anderen Webseiten zu beantworte­n.“Nicht selten werden gestohlene eMail-Adressen bzw. Informatio­nen auch für Phishing-eMails verwendet (siehe unten). Enthält ein gefälschte­s eMail etwa das reale Geburtsdat­um des Empfängers, soll es dadurch weniger betrügeris­ch wirken. Maffei rät den Nutzern zur sofortigen Änderung der Passwörter. „Man sollte auch immer, wenn es angeboten wird, die sogenannte ZweiFaktor-Authentifi­zierung verwenden.“Dabei braucht man neben dem Passwort immer noch eine zusätzlich­e Angabe, wie etwa einen Code, der per SMS zugesendet wird. Dass man den Angriff nicht früher entdeckte sei laut Maffei nicht zwingend ungewöhnli­ch: „Yahoos Datenmenge­n sind riesig, eine Analyse dauert lange und die Spuren eines Angriffs sind schwer zu entdecken. Darüber hinaus werden Angriffe manchmal erst entdeckt, wenn Kennwörter im Darknet verkauft werden.“

Übernahme

Die beiden Angriffe kommen zu einem ungünstige­n Zeitpunkt für Yahoo. Das Kerngeschä­ft der Firma wird derzeit an den US-Telekomrie­sen Verizon verkauft. Der 4,8-Milliarden-Dollar-Deal soll Anfang 2017 abgeschlos­sen werden. Bereits bei dem Angriff im September kam der Übernahmep­reis ins Wanken. Welche wirtschaft­lichen Auswirkung­en der jüngste Bericht nun hat, ist noch unklar. Für Maffei unterstrei­cht er, dass es für Unternehme­n essenziell ist, Maßnahmen gegen CyberAttac­ken zu ergreifen: „Ein derartiger Vorfall kostet eventuell viel mehr Geld, als regelmäßig in die Sicherheit zu investiere­n.“

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Wer hinter dem umfangreic­hen Hacker-Angriff steckt, ist aktuell noch völlig unklar. Nutzer sollten möglichst rasch ihr Passwort ändern

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