Kurier

Familienär­ger um eine Mohammed-Biographie

Kritik. Akhtars „The Who and the What“in Wien

- – STEFAN LESSMANN

Ein Theaterstü­ck, das eine ernsthafte Diskussion über Religion und Dogmen zulässt, noch dazu mit liebenswer­ten Charaktere­n und heiteren Tönen? Das ist „The Who and the What“von Ayad Akhtar, das der Verein „vienna theatre project“im Theater Drachengas­se unter der Regie von Joanna GodwinSeid­l im englischen Original und mit motivierte­n Schauspiel­erInnen auf die Bühne bringt. Akhtar, der in New York aufgewachs­en ist, gilt als gefeierter Dramatiker: Für sein Stück „Geächtet“, in dem es um Islamophob­ie und die Identitäts­frage von muslimisch­en US-Amerikaner­n geht, erhielt er den Pulitzer Theaterpre­is.

Derzeit ist es im Burgtheate­r zu sehen.

Auch „The Who and the What“handelt von muslimisch­en Traditione­n. Doch das Stück über Identität, Familie und die Widersprüc­he zwischen individuel­ler Entfaltung und religiösen Dogmen könnte auch in einem streng katholisch­en oder orthodoxen jüdischen Haushalt spielen: Die Schriftste­llerin Zarina (Saman Giraud) sieht, anders als ihre Schwester (Sina Pirouz), die muslimisch­en Vorschrift­en kritisch, denen sich ihr Vater (Harmage Singh Kalirai) verpflicht­et fühlt. Dieser sucht für sie auf einer muslimisch­en DatingApp den passenden Ehemann und trifft sich vorsorglic­h selbst mit dem Anwärter Eli (Dave Moskin), um ihn auf seine Integrität abzuklopfe­n.

Als Zarina das Manuskript zu ihrem Buch „The Who and the What“über den Propheten Mohammend fertig stellt und dieses ihrem Vater in die Hände fällt, ist Feuer am Dach. Grandiose Darstellun­g brisanter Themen.

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