Das lange Warten auf das Feuerwerk
Kritik. Edita Gruberova mit einem Liederabend im Haus am Ring
Am Ende gab es Blumen, Geschenke, Jubel und sogar den einen oder anderen Kniefall. Ja, Edita Gruberova weiß, wie sie ihre zahlreichen Verehrer glücklich machen kann. Mit herrlichen Spitzentönen und perfekt gesetzten, ebenso virtuosen Koloraturen. Und das seit bald 50 Jahren; 2018 feiert die Königin des Belcanto tatsächlich dieses runde Bühnenjubiläum. Übrigens auch in Wien.
Diesmal aber war die inzwischen 70-jährige Ausnahmekünstlerin im Vorfeld der kommenden „Parsifal“-Premiere mit einem Liederabend im Haus am Ring zu Gast. Und es dauerte recht lange, ehe die Sopranistin zu altbekannter Höchstform auflief. Geschuldet war dies jedoch vor allem der Programmauswahl: Zwei Lieder von Tschaikowsky und zwei Lieder aus dem Zyklus „Im Frühling“von Rimski-Korsakow bildeten (gesungen in russischer Sprache) einen sehr verhaltenen Auftakt. Und auch die sieben „Zigeunermelodien“aus der Feder von Antonin Dvorák (in tschechischer Sprache) mochten trotz Edita Gruberova und des soliden Pianisten Peter Valentovic nicht so richtig zünden.
Wesentlich wohler und sichtlich befreiter fühlte sich Gruberova nach der Pause bei einigen Liedern von Richard Strauss und Gustav Mahler, wobei vor allem die „Mädchenblumen“von Strauss und die rhythmisch akzentuierten Lieder Mahlers gut zur Geltung kamen. Hier forderte das Publikum dann jene zahlreichen Zugaben, bei denen Gruberova ihre vokalen Vorzüge auch sehr gut ausspielen konnte. Und da staunte man immer noch über die Agilität der Stimme, über Höhen und Koloraturen.