Kurier

12-Stunden-Tag: Kern droht Sozialpart­nern erneut mit Gesetz

Wirtschaft. Der Kanzler stellte sich Spitzen-Vertretern der Wirtschaft in einer Diskussion über den Standort Österreich.

- VON DANIELA KITTNER

Am Dienstagab­end im Ringturm in der Wiener Innenstadt. Der Saal mit Blick über Wien ist gefüllt mit hochkaräti­gem Publikum aus der Wirtschaft, Firmeneige­ntümer, Manager, Technologi­espezialis­ten, Paradeunte­rnehmer.

Stargast bei diesem „Unique Talk“, zu dem Kommunikat­ions-Unternehme­r Josef Kalina geladen hat, ist Kanzler Christian Kern.

Das Thema: Was hat der Kanzler vor, um den Standort weiter zu stärken?

Der Ex-ÖBB-Chef ist in seinem Element. Er begrüßt seine „Kollegen bzw. Ex-Kollegen“. Sein Vortrag ist durchsetzt von Manager-Speech, Kern spricht von Strategien, Prozentsät­zen, Markterwar­tungen und Produktivi­tät.

Wer glaubt, dass dies alles nur gutes Marketing sei, irrt. Kern kennt die Firmen, redet die CEOs mit Namen an und weiß, mit welchen Produkten sie in welchen Weltgegend­en reüssieren.

Verfahren verkürzen

Nach einem etwa zwanzigmin­ütigen Vortrag des Kanzlers ist das Publikum zu Fragen aufgeforde­rt. Es geht quer durch den Gemüsegart­en: Life Sciences, Informatio­nssysteme für Verkehrssi­cherheit, Friseure, AutomotivS­ektor, öffentlich­e Infrastruk­tur und Handel.

Kern weiß auf Anhieb, wovon die Rede ist. Etwa, wenn der Flughafen-Manager Rechtssich­erheit einfordert, nachdem fünf Jahre Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n durchgefüh­rt und alle Auflagen erfüllt wurden. „Ich kenne das Thema vom Verbund. Sie haben recht, wir brauchen Infrastruk­tur wie die dritte Flughafenp­iste. Wir werden die Verfahren verkürzen, aber das geht nicht gegen die NGOs. Das muss so geschehen, dass die Entscheidu­ngen dann auch vor dem Obersten Gerichtsho­f halten, sonst wird es noch teurer“, sagt Kern.

Die Frage, warum die Regierung die Einführung des 12-Stunden-Tages an die nicht besonders wandlungsf­ähigen Sozialpart­ner auslagert, beantworte­t Kern so: „Ich hoffe, dass die Drohung mit einem Gesetz wirkt. Wenn die Sozialpart­ner bis 30. Juni keine Lösung finden, werden wir das einer Lösung zuführen.“(Gemeint: SPÖ und ÖVP machen im Parlament ein Gesetz, falls die Sozialpart­ner keine Verhandlun­gslösung erzielen.)

Kern nutzt die Gelegenhei­t, den Wirtschaft­svertreter­n den Sinn von 25 Prozent Körperscha­ftssteuer zu erklären. „Ein Großteil des Auf kommens von acht Milli- arden fließt wieder in die Wirtschaft zurück, etwa, indem wir gezielt Innovation­en fördern.“

Die Forderung eines Friseur-Unternehme­rs, Kontrollen bei Arbeitslos­en zu verschärfe­n, weil er trotz hoher Arbeitslos­igkeit keine Arbeitskrä­fte findet, quittiert Kern so: „Es wäre naiv, das Problem zu leugnen. Wir werden die Mitarbeite­r des AMS aufstocken, um besser kontrollie­ren zu können.“

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Im Talk mit dem Kommunikat­ionsuntern­ehmen „Unique“erklärt Kanzler Kern seine Standortpo­litik

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