Kurier

Kampf gegen Klischees

Türkische Künstler. Schauspiel­er und Musiker fühlen sich oft abgestempe­lt

- – BERNHARD ICHNER

Für türkischst­ämmige Künstler ist es nicht immer leicht, in Österreich Fuß zu fassen. Denn oft werde man auf die ethnische Herkunft reduziert und vor allem in den letzten Jahren müsse man sich andauernd politisch positionie­ren, schildern Kunstschaf­fende dem KURIER.

Einer von ihnen ist Schauspiel­er Adem Karaduman, der nach Rollen in „Schnell ermittelt“oder im „Tatort“zurzeit an der Seite von Otto Waalkes den deutschen Kinofilm „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpf­t“dreht sowie in „Troja – Die Geschichte mit dem Pferd“im Wiener Rabenhof auf der Bühne steht. Die Tücken des Klischeede­nkens kennt er nur zu gut.

„Als türkischst­ämmiger Schauspiel­er wird man einerseits nur für klassische ,Kanakenrol­len‘ besetzt. So hab ich schon sieben Mal einen Taxifahrer gespielt, das achte gleich lautende Angebot hab ich abgelehnt. Die Rollen, für die man infrage kommt, sind immer dieselben: Rosenverkä­ufer, Pizzabäcke­r, Flüchtling oder Gangster.“

Anderersei­ts müsse er sich zehn Mal öfter um Rollen bewerben, als österreich­ische Kollegen, sagt Karaduman. Agentur hat er keine. Um seinem künstleris­chen Anspruch Genüge zu tun, schreibt er ein Drehbuch für einen Kinofilm und ein Solostück fürs Kabarett. Und nichts davon hat mit Migrati- on zu tun – das Thema interessie­rt ihn ebenso wenig, wie Politik. „Erdoğans Linie gegenüber Andersdenk­enden, kritischen Künstlern und Journalist­en“sei aber nicht zu tolerieren, meint Karaduman.

Schubladen­denken

Mit „Banalitäte­n“, wie der Frage nach der Herkunft, will sich Schauspiel­kollege Murathan Muslu, der zuletzt mit Josef Hader in „Wilde Maus“zu sehen war und derzeit in Deutschlan­d dreht, gar nicht erst abgeben. „Ich fühle mich nicht als Türke oder als Österreich­er – ich fühle mich als Mensch“, sagt der Allrounder, der mit der Band „Sua Kaan“2010 den Amadeus Music Award gewann.

Kaum quantifizi­eren lassen sich die türkischen Musiker in Österreich. Einer der bekanntest­en, Alp Bora, verstarb vor Kurzem. Großer Fangemeind­en erfreuen sich beispielsw­eise aber auch Komponist Murat Üstün, Jazzsänger­in Fatima Spar oder Musikerin Özlem Bulut.

Das Schubladen­denken ist auch Bulut, die mit der „Özlem Bulut Band“Jazz und gemeinsam mit Hakan Gürses türkisch-kurdische Volksmusik macht, nicht fremd. „Egal, was ich mache – ob Pop, Jazz oder Folk –, als Türkin bin ich als ,Worldmusic‘ abgestempe­lt. Das ist überall so. Da die Bezeichnun­g viele verschiede­ne Stile meint, stört mich das aber nicht.“

Als etablierte Musikerin müsse sie sich längst nicht mehr andauernd politisch rechtferti­gen, erzählt die kurdischst­ämmige Türkin. Newcomer würden dagegen sehr wohl „abgeklopft“– eine österreich­ische Besonderhe­it. „Hier muss man weit häufiger komische Fragen beantworte­n, als etwa in Frankreich oder Deutschlan­d.“

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