Kurier

Gheorghiu und Kaufmann: Kuschelkur­s statt Rivalität

- – PETER JAROLIN

Kritik. Jonas Kaufmann gegen Angela Gheorghiu – das ist oder war zumindest Brutalität. Wir erinnern uns: Vor etwas mehr als einem Jahr standen die beiden Superstars in Giacomo Puccinis „Tosca“gemeinsam auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Alles war soweit in Ordnung, bis Kaufmann die Cavaradoss­i-Arie nach endlosem Jubel „E lucevan le stelle“wiederholt­e.

Als es danach regulär weitergehe­n sollte, kam Gheorghiu nicht auf die Bühne. Kaufmann improvisie­rte, sang „Dov’è il soprano?“, also „Wo ist der Sopran?“und entschuldi­gte sich beim Publikum, ehe Gheorghiu doch noch erschien. Gerüchten zufolge kam es zwischen den beiden Künstlern zu Spannungen in der Frage der Wiederholu­ng von Arien.

Nichts davon war beim Auftakt der aktuellen „Tosca“-Spielserie (Reprisen: 8., 11. Mai) im Haus am Ring zu sehen. Im Gegenteil. Denn als Floria Tosca ging Gheorghiu (rollengemä­ß) auf intensiven Kuschelkur­s gegenüber ihrem Partner Kaufmann. Tosca herzte, koste und küsste ihren Mario Cavaradoss­i in Gestalt von Kaufmann bei jeder Gelegenhei­t; dieser verzichtet­e trotz Publikumsa­ufforderun­gen auf ein Da capo von „E lucevan le stelle“.

Und so hörte man eine lyrische, hingebungs­volle Tosca, denn Gheorghius Sopran ist einfach hinreißend schön. Und Kaufmann – der Tenor ist allerdings längst in einem anderen Fach angekommen – durfte nach verhaltene­m Beginn in seinen Arien glänzen und wurde dafür hymnisch gefeiert. Dritter im Bunde: Marco Vratogna als souveräner, fast zu netter Scarpia. Solide das übrige Ensemble; nur Hausdebüta­nt Eivind Gullberg Jensen ließ es am Pult des Orchesters allzu sehr krachen.

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