Kurier

Als die Oper soundtechn­isch zur Provinz-Kaschemme wurde

Kritik. Little Steven beim Jazz Fest Wien ohne Benimm und ohne guten Ton – in der Oper am falschen Ort.

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Beim Song „Until The Good Is Gone“kam es zum Eklat. Egoismus, Respekt- und Rücksichts­losigkeit haben – leider – einmal mehr gesiegt Freitag beim Jazz Fest Wien. Weil die Leute in den ersten Sitzreihen die Oper mit einer Disco verwechsel­ten und zu Little Stevens „Soulfire“unbedingt ihrem Bewegungsd­rang nachgeben und herumhopse­n mussten, hatten die Besucher im hinteren Parkett das Nachsehen, weil keine Sicht mehr auf die Bühne.

Der Schauspiel­er und Gitarrist von Bruce Spring- steens E-Street- Band, 66, adjustiert mit Piratentuc­h am Kopf, war mit seinem – tontechnis­ch miserabel ausgesteue­rten – Rock-Gebräu zweifellos am falschen Ort.

Ob beim Etta-James-Cover „The Blues Is MyBusiness“oder Ennio Morricones „Standing In The Line Of Fire“, ob bei James Browns breit ausgewalzt­em „Down And Out In New York City“oder Rock-Reminiszen­zen wie „Ride The Night Away“, „I Don't Want To Go Home“und „Out Of Darkness“: Die 14-köpfige Band The Disciples Of Soul lässt sich nicht lumpen. Die drei farbigen Backvocal-Girls – eine mit Angela-Davis-Afro-Look – schütteln ihre Glitzerfum­mel zu den stampfende­n Rhythmen. An der richtigen Location mit passabler Tonqualitä­t hätte es ein schönes Konzert sein können.

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