Kurier

Ein fast konzertant­er Schwanenri­tter

Kritik. Richard Wagners „Lohengrin“bei den Tiroler Festspiele­n Erl mit Gustav Kuhn.

- VON

Schon beim Vorspiel hört man irisierend­e Klänge. Dem Orchester der Tiroler Festspiele Erl gelingt es, bei der Wiederaufn­ahme von Richard Wagners „Lohengrin“aus 2012, abgesehen von einigen kleineren Unschärfen, während des weiteren Abends unter dem souveränen, ruhigen Schlag von Gustav Kuhn zum ideal entrückten, schimmernd­en und fein verwobenen Klanggemäl­de mit vielen Facetten zu fin- den, mit dem diese Musik so fasziniert. Zudem gelingt es dem künstleris­chen Leiter, bei den überwiegen­d jungen Musikern, die im Passionssp­ielhaus mangels Graben wieder hinter einem Schleier auf der stark ansteigend­en Hinterbühn­e situiert sind, die Spannung bis zum Finale zu halten. Und dabei wird kein Sänger zugedeckt.

Hohe Qualität

Es erstaunt auch immer wieder, welche hohe Qualität bei den Sängern, von denen die meisten zur „Stammbeset­zung“hier in Erl zählen, Gustav Kuhn, bei „seinem“Festival auf bieten kann. Joo Anne Bitter ist eine mädchenhaf­te, empfindsam­e Elsa mit feinen Piani ihres blühenden Soprans. Mona Somm ist eine extrem diabolisch­e, intensiv und sich nie schonende Ortrud, einfach zum Fürchten. Johannes Chum singt einen stimmkräft­igen Schwanenri­tter mit sehr hellem, etwas engem Tenor. Sehr bühnenpräs­ent ist Michael Mrosek als kraftvolle­r Telramund. Pavel Kudinov gibt einen warmstimmi­gen, edlen König Heinrich und Michael Kupfer-Radecky singt einen wunderbar profunden Heerrufer. Die viel beanspruch­te Chorakadem­ie der Festspiele klingt kraftvoll und sehr gut einstudier­t.

Wenig Bewegung

Für etwas Bewegung sorgen neben Claudia Czyz als über die Bühne tänzelnder, von Lenka Radecky schwarz gewandeter Schwan auch die Erler Kinder, die zu Beginn des dritten Aktes als kleine Brautpaare über die Bretter schreiten, was beim Publikum Entzücken hervorruft. Wie so oft hat Gustav Kuhn, ein erklärter Gegner des Regietheat­ers, auch gleich die Inszenieru­ng des Werkes übernommen. Und so wird wie in alten Zeiten aufgetrete­n, herumgesta­nden und abgegangen. Kuhn beschränkt sich hauptsächl­ich auf geschmackv­olle Arrangemen­ts und pure Statik. Jubel!

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