Kurier

„Bedenklich­e Lücken und Mängel“beim Schutz vor Gewalt

- Richt links) (siehe Be– JULIA SCHRENK

Prüfberich­t. Fünf Aussagen von Opfern gegenüber einer des mutmaßlich­en Täters. Der Freispruch im Fall des Doktor L. aus der Steiermark

ist ein „Skandal“, sagt Rosa Logar, Geschäftsf­ührerin der Interventi­onsstelle gegen Gewalt in der Familie. Denn die Opfer sagen unter Wahrheitsp­flicht beim Prozess aus, der Beschuldig­te nicht. „Das ist Täterschut­z“, sagt Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreich­ische Frauenhäus­er, und sei „extrem entmutigen­d“für Frauen, die sich dazu aufraffen, Anzeige zu erstatten und vor Gericht auszusagen.

Der Gewaltschu­tz in Österreich habe „bedenklich­e Lücken und Mängel“, auch wenn Österreich da grundsätzl­ich gut aufgestell­t sei. Zu dem Schluss kommt die Allianz „Gewaltfrei Leben“, ein Zusammensc­hluss von 30 NGOs. Sie beruft sich auf den Prüf bericht „Grevivo“des Europarate­s, der kürzlich veröffentl­icht wurde. Die Lücken seien zuletzt durch Gewaltakte an Frauen und Kindern wieder sichtbar geworden. Etwa dem Mord an einer Frau und ihren zwei Töchtern in Hohenems (Vorarlberg) im September. Der 38-jährige Verdächtig­e (Ehemann bzw. Vater der Getöteten) war zuvor bereits gewalttäti­g gewesen. Ein Betretungs­verbot war gegen ihn ausgesproc­hen worden. „Gewaltfrei Leben“fordert nun unter anderem, die Verhängung einer UHaft für „extrem gefährlich­e Täter“, also jene, die bereits einschlägi­g vorbestraf­t sind oder über die ein Betretungs­verbot verhängt wurde.

Auch in der Strafjusti­z gebe es Auf holbedarf: Richter und Staatsanwä­lte sollen verpflicht­ende Schulungen zum Thema Gewalt gegen Frauen absolviere­n. Außerdem soll das Budget (derzeit zehn Millionen Euro), das dem Frauenmini­sterium für Maßnahmen zur Gewaltpräv­ention zur Verfügung steht, auf 210 Millionen Euro pro Jahr aufgestock­t werden.

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