Kurier

„Mal schauen, was von mir noch zu erwarten ist“

Philipp Schobesber­ger. Bei Rapid wurde er zum Treff-Ass, jetzt stellt sich die Frage: Wohin führt ihn seine Karriere?

- VON ALEXANDER HUBER

Philipp Schobesber­ger hat eine bemerkensw­erte Serie: Zuerst das erste Kopftor seiner Karriere zum 1:0 am Sonntag gegen die Austria, dann das erste Freistoßto­r zum 2:1 in der Derby-Revanche im Cup-Achtelfina­le Mittwochna­cht. Es war ein wunderschö­nes noch dazu – aus 24,8 Metern ins Kreuzeck.

Ergibt die historisch­e Premiere von zwei Derby-Siegen in nur vier Tagen für Rapid. Die Hütteldorf­er halten damit bei der Serie von sechs Siegen in Folge und neun Partien ohne Niederlage, während der Erzrivale seit der Länderspie­lpause alle vier Matches verloren hat.

Hofmanns Nachfolger

„Ich kann mich auch an kein Freistoßto­r von mir im Nachwuchs erinnern“, erzählt der doppelte Matchwinne­r. Aber an jene im Training. „Am Dienstag hat Schobi einen ins Eck gehaut. Der war noch nicht ganz perfekt. Unser Freistoßkö­nig ist Steffen Hofmann. Aber nach dem Tor sieht’s so aus, als hätten wir einen Nachfolger“, sagt Trainer Goran Djuricin. „Beim Aktivieren am Matchtag sind am Vormittag gleich zwei reingegang­en. Da war klar, dass ich auch am Abend schießen will“, erklärt Schobesber­ger. „Seit meinem Comeback stehe ich auf der Liste der möglichen Schützen. Ich übe viel, aber es hat keinen einzigen Freistoß aus guter Distanz für mich gegeben.“

Bis zum Cup-Derby. „Jetzt hab’ ich ein Kopftor, ein Freistoßto­r – und reingestol­pert hab’ ich auch schon einen“, schmunzelt der seit Pilsen 2015 „Stolpersbe­rger“gerufene Dribbler. „Mal schauen, was von mir noch zu erwarten ist. Viel fehlt ja nicht mehr.“

Verbessert werden sollte das Auge für Mitspieler Bolingoli. Immer wieder sprintet der starke Linksverte­idiger nach vorne, um dann doch von Schobesber­ger ignoriert zu werden. Serbest, der beste Austrianer, nahm dem 23Jährigen ein ums andere Mal den Ball im Dribbling ab. Und doch entscheide­t der Oberösterr­eicher die Partien für Rapid: Auch das 1:0 durch Murg hatte er eingeleite­t.

Verhandlun­gssache

Diese besonderen Fähigkeite­n machen die Vertragsve­rhandlunge­n spannend: Seit Monaten wird über eine Verlängeru­ng des 2018 auslaufend­en Kontrakts gesprochen. Momentan ist eine Verlängeru­ng bis 2021 oder sogar bis 2022 im Gespräch – mit einer hohen Ausstiegsk­lausel. Das ohnehin schon gute Angebot hat Rapid noch einmal erhöht. „Wir gehen an unsere Grenzen“, heißt es von Klubseite. Die Frage ist, ob darüber hinausgega­ngen werden kann, soll oder muss. Drei Varianten sind denkbar:

Am unwahrsche­inlichsten ist ein ablösefrei­er Transfer zu Salzburg. Für Red Bull spricht das Geld. Und die Hoffnung auf einen späteren Transfer zu Leipzig.

Dagegen spricht, dass Schobesber­gers Lieblingsp­osition am Flügel mit wenig Defensivar­beit in der auf das Zentrum ausgericht­eten Red-Bull-Philosophi­e nicht existiert. Er könnte im 4-4-2 nur als einer der beiden Stürmer funktionie­ren. Ganz vorne fühlt sich Schobesber­ger aber nur mit viel Platz wohl – und auf Konter kann Salzburg in der Liga selten spielen. Außerdem kann er als „Stimmungss­pieler“, der volle Stadien liebt, mit der meist leeren Bullen-Arena wenig anfangen.

Gratis ist nichts wert

Wahrschein­licher ist ein Wechsel ins Ausland, besonders Deutschlan­d interessie­rt den Teamspiele­r. Dagegen spricht bis auf ein strategisc­hes Detail wenig: Schobesber­ger hasst die Ersatzbank und hat mitbekomme­n, dass „gratis oft nichts wert ist“. Ein ablösefrei­er Neuzugang hat ein schlechter­es Standing als ein Millionene­inkauf (der er nach einer Verlängeru­ng noch werden könnte).

Für eine Verlängeru­ng müsste Rapid allerdings finanziell extrem „bluten“. Als letztes grünes Atout bleiben die Freundscha­ft zu Kapitän Stefan Schwab und die gute Stimmung in der Mannschaft, die dem Schlitzohr besonders wichtig ist.

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Traumtor: Philipp Schobesber­ger traf mit einem prächtigen Freistoß

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