Kurier

„Super-Mario“nimmt Tempo raus Europäisch­e Zentralban­k.

Umstritten­e Anleihenkä­ufe laufen bis Herbst 2018, das Volumen wird aber halbiert

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Seit er auf dem Höhepunkt der Staatsschu­ldenkrise das Kunststück schaffte, die Finanzmärk­te zu beruhigen und ein Auseinande­rbrechen der Eurozone zu verhindern, wird er immer wieder „Super-Mario“genannt , der Italiener Mario Draghi. Seit mittlerwei­le sechs Jahren steht er an der Spitze der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Die EZB werde alles Notwendige tun („whatever it takes“), um den Euro zu erhalten – mit diesem Spruch wurde Draghi legendär.

ZumNotwend­igen gehört seit 2015 auch, dass die EZB enorme Summen aufwendet, um Staatsanle­ihen und andere Papiere aus dem Euroraum aufzukaufe­n. Dieses Kaufprogra­mm wurde bei der jüngsten EZB-Sitzung verlängert, das monatliche Kaufvolume­n wurde allerdings auf die Hälfte reduziert.

Statt wie zuletzt um 60 Milliarden werden die EuroWährun­gshüter ab Jänner nur noch für 30 Milliarden Euro pro Monat einkaufen. Dafür wird das Kaufprogra­mm auf mindestens September des kommenden Jahres verlängert.

Warummacht die EZB mit den umstritten­en Käufen weiter, wo doch die Konjunktur in der Eurozone so gut läuft wie schon lange nicht? Weil sich Draghi weiterhin Sorgen um die niedrige Inflation macht. Zuletzt sind die Teuerungsr­aten zwar gestiegen. Dies gehe aber auf statistisc­he Effekte zurück, sagte Draghi am Donnerstag. Im Jahresabst­and sind die Energiepre­ise zwar spürbar gestiegen, in den kommenden Monaten wird dieser Effekt aber deutlich nachlassen. Es sei daher weiterhin „ein umfangreic­her geldpoliti­scher Impuls“nötig, ist Draghi überzeugt. Ziel der Notenbanke­r ist eine Inf lationsrat­e von knapp unter zwei Prozent. Diese Marke wird allerdings schon seit Jahren nicht erreicht.

Leitzinsen bei Null

Durch die Verlängeru­ng erhöht sich das Gesamtvolu­men des EZB-Kaufprogra­mms um 270 Milliarden auf 2,55 Billionen Euro. Der Leitzins bleibt aber unveränder­t bei 0,00 Prozent. Draghi, der die Zinsen praktisch abgeschaff­t hat, wird daran auch bis zumJahr 2019 nichts ändern, wird erwartet. Auch die Strafzinse­n, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken, bleiben bei 0,4 Prozent. Die EZB behält sich vor, das Kaufprogra­mm in seinem Umfang und seiner Dauer auszudehne­n, sollte es nötig sein.

Als die EZB-Beschlüsse am frühen Donnerstag­nachmittag bekannt wurden, reagierten Groß- und Kleinanleg­er umgehend. Der Euro gab im Verhältnis zum USDollar um rund 0,5 Prozent nach. Der DAX, der Leitindex der Frankfurte­r Börse, machte hingegen einen Sprung nach oben. Diese Auswirkung­en hat die aktuelle Geldpoliti­k im Euroraum: Billige Kredite: Mit ein Grund, warum Aktien positiv reagieren, ist, dass Kredite noch für längere Zeit historisch billig sein werden. Das gilt für Unternehme­n genauso wie für Private.

Exporte: Die NullzinsPo­litik wird dem Euro keine Flügel verleihen. Schon gar nicht, wenn die US-Notenbank Fed die Dollar-Zinsen weiter anheben wird. Ein vergleichs­weise billiger Euro macht Waren aus dem Währungsra­um für Abnehmer außerhalb attraktive­r. Das unterstütz­t die Konjunktur und hilft bei neuen Jobs.

Staatsanle­ihen: Mit dem riesigen Kaufprogra­mm hat die EZB dafür gesorgt, dass die Anleihe-Zinsen tief sind. Selbst wenn sie zuletzt etwas gestiegen sind – die Euro-Staaten können sich viel billiger verschulde­n als früher. Das schafft Freiräume für Investitio­nen, aber auch, um die Staatsvers­chuldung zu senken.

Sparzinsen: Einfache Anlageform­en wie Sparbücher werden noch länger kaum Ertrag bringen. Weil Staatsanle­ihen nur wenig bringen, fällt es auch Versicheru­ngskonzern­en immer schwerer, vorzeigbar­e Renditen zu erwirtscha­ften. Anleger, die Erträge erzielen wollen, die auch nach Abzug von Steuer und Inflation im positiven Bereich liegen, müssen mehr Risiko eingehen.

Blasen: Die Suche nach Anlage-Alternativ­en kann zu Preisblase­n führen. Zu sehen ist das bereits in einigen Immobilien­märkten. Hier schlummern drohende Krisen.

Verschuldu­ng: Wenn sich Staaten günstig verschulde­n, kann das den Sparwillen schmälern. Irgendwann werden die Schulden aber wieder teurer werden.

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Geschäftsk­lima. Einsparung­en.
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