Kurier

Die problemati­sche Rückkehr der Wölfe: Jäger wollen klare Regeln

Schäden. Offiziell lebt ein Dutzend Tiere in Österreich. Jäger berichten von deutlich mehr.

- VON Landesjäge­rmeister Salzburg

Kein Wildtier sorgt in der heimischen Jägerschaf­t für mehr Konfliktst­off als der Wolf. Dabei sind es laut Wolfsanwal­t nur rund ein Dutzend Tiere, die aktuell in Österreich leben. Der Salzburger Landesjäge­rmeister Maximilian Mayr-Melnhof gehört zu denjenigen, die die Situation „sehr skeptisch“sehen. Und er vermisst klare Richtlinie­n im Umgang mit den Raubtieren. „Wir verlangen eine Entscheidu­ng, wie viele Wölfe wir uns in Österreich leisten können und wollen“, erklärt MayrMelnho­f.

150.000 Euro – so viel kostet laut dem Landesjäge­rmeister jeder Wolf. „Diese Zahlen hat man in der Schweiz und in Frankreich errechnet, treffen aber auch auf uns zu.“Als Kosten werden etwa Schutzmaßn­ahmen wie Zäune oder Hunde gerechnet, dazu kommen Schäden aus Rissen und die Kosten für Wolfsbeauf­tragte.

Auch bei ihm hätte bereits ein Wolf Schäden angerichte­t. „Ein Tier ist in eine Koppel eingedrung­en und hat zwei Schafe gerissen.“Zudem hält sich laut lokalen Jägern ein vierköpfig­es Rudel im Bundesland auf – zuletzt wurde es im Spätsommer gesichtet. Doch diese Sichtungen dürften nicht an die zuständige­n Stellen gemeldet worden sein – Wolfsanwal­t Georg Rauer hat diese Meldung jedenfalls nicht erreicht. „Die letzten Nachweise aus Salzburg stammen aus dem Jahr 2015“, sagt er.

Einzelgäng­er

Die offizielle­n Wolfszahle­n sind jedenfalls überschaub­ar: Ein Rudel lebt am Truppenübu­ngsplatz in Allentstei­g. Das Wolfspaar und der sechsköpfi­ge Nachwuchs be- finden sich fix im Waldvierte­l. Wie viele Jungtiere aus dem Vorjahr noch in der Region sind, ist unklar. Zudem gibt es Meldungen über einen Wolf im Grenzraum von Oberösterr­eich und Niederöste­rreich. Ein weiterer Einzelgäng­er wandert zwischen dem Mittelburg­enland und Sopron hin und her. Je ein weiterer Wolf wurde bei der Koralm (Grenze Kärnten/Steiermark), in Tirol und in Vorarlberg gemeldet.

Wie viele Wölfe Österreich verträgt, ist umstritten. „Das ist eine politische Entscheidu­ng“, sagt Wolfsanwal­t Rauer. „Es hängt davon ab, wie man mit dem Thema umgeht. Nahrung und Plätz gibt es jedenfalls genug.“

Genau das macht MayrMelnho­f Sorgen. „Allein bei uns gibt es 246 Rotwild-Fütterunge­n. Das bedeutet einen gedeckten Tisch für Wölfe.“

Und er sorgt sich auch um den Tourismus. Almwirtsch­aft sei dann nur noch mit Schutzmaßn­ahmen möglich – und auch die haben ihre Tücken. „Zäune schneiden die Wege ab. Hütehunde verteidige­n ihre Herde gegen alle Eindringli­nge. Sie unterschei­den nicht zwischen Wolf und Labrador.“Und schließlic­h fürchtet Mayr-Melnhof auch Wolfsangri­ffe auf Menschen.

Die Rückkehr des Wolfs sei eine Angelegenh­eit, die europaweit gelöst werden sollte, meint Mayr-Melnhof. „Für Österreich braucht es klare Regeln, wo wir den Wolf akzeptiere­n und wo nicht.“

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Wien.
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