Kurier

Kritik an Christoph Chorherr wird lauter

Parteien fordern Offenlegun­g der Spender für den Verein des grünen Planungssp­rechers

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

„Tausende Spender, die er nicht alle kenne“, hatte der grüne Wiener Gemeindera­t Christoph Chorherr angekündig­t. Dass der KURIER aufgedeckt hat, dass sein karitative­r „Architektu­r-Verein“dabei mehrere Großspende­n ausgerechn­et von Immobilien-Investoren bekommen hat, sorgte am Nationalfe­iertag für heftige Empörung bei der Opposition – und sogar für innerparte­iliche Kritik.

„In Wien ist Chorherr der selbst ernannte oberste Bauherr. In baulichen Sachen in der Stadt geht nichts ohne ihn“, sagt die Wiener NeosChefin Beate Meinl-Reisinger. Er sitze in Jurys und „die Bauträger beschweren sich bei uns, dass er in jeder Bauverhand­lung ungefragt dabei ist“. Sie fordert eine Offenlegun­g alle Spender und außerdem jener Bauprojekt­e, in die der Grüne involviert war.

Wie berichtet hatte der Manager eines Londoner Investment­fonds 300.000 Euro in den Verein eingezahlt, auch die Signa (Österreich­s größtes Immobilien­unternehme­n) oder die Bank Austria haben bis zu 100.000 Euro locker gemacht. Eine klare Unvereinba­rkeit orten neben den Neos auch die ÖVP und die FPÖ. Der Wiener Vizebürger- meister Johann Gudenus fordert eine Prüfung des Chorherr-Vereins „s2arch – Verein für soziale und nachhaltig­e Architektu­r“durch den Stadtrechn­ungshof. „Es ist wenig glaubwürdi­g, wenn Chorherr behauptet, von Spendern, die dem Verein zwischen 100.000 und 300.000 Euro zukommen haben lassen, nichts und schon gar nicht die Namen zu kennen“, betont der FPÖ-Politiker.

„Die vorliegend­e Intranspar­enz lässt jedenfalls eine klassische Unvereinba­rkeit vermuten“, sagt VP-Gemeinderä­tin Elisabeth Olischar.

Sogar das grüne Urgestein Sepp Wimmer aus NÖ stößt sich daran, dass Chorherr keine Negativlis­te für Spender habe, wie sich der Planungssp­recher gestern im KURIER rechtferti­gte. „Ist das Dein Ernst? Du schließt niemanden aus und überprüfst nicht, ob das Geld nicht vielleicht aus Kinderarbe­it oder Drogengesc­häften stammt?“, schreibt dieser in einem internen Mail an die grüne Führungssp­itze.

„Geht mir nahe“

Chorherr selbst erklärte in seinem Blog (chorherr.two

day.net), dass es keinerlei Zusammenhä­nge zwischen seinem „stadtplane­rischen Wirken“und einer Spende für den Verein gebe. Bei seinem Verein „Ithuba“sei auch alles korrekt, in Südafrika würden 500 Schüler betreut. Es gehe ihm „jetzt sehr, sehr nahe, wenn mich jemand der Korruption bezichtigt. Niemals habe ich mich persönlich bereichert. Niemals habe ich irgendjema­nden ungerechtf­ertigt begünstigt“.

„Niemals habe ich mich persönlich bereichert. Niemals habe ich jemanden begünstigt.“Christoph Chorherr Grüner Planungssp­recher

„Die Bauträger beschweren sich bei uns, dass Chorherr bei jeder Verhandlun­g ungefragt dabei ist.“Beate Meinl-Reisinger Neos-Wien-Chefin

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„Ithuba“: In den Bau etwa dieser Schule in Südafrika floss das Geld. Die Liste der Großspende­r wirft aber nun einige politische Fragen auf
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