Kurier

Praktikum: Pflicht und Chance

Neuregelun­g. Welche Veränderun­gen es an den kaufmännis­chen Schulen für Schüler und Firmen gibt

- VON HANNAH GRANDITS

Auf über 47.000 Schüler und Schülerinn­en an 117 kaufmännis­chen Schulen in ganz Österreich kommt eine wichtige Änderung zu. Wie Schüler technische­r und gewerblich­er mittlerer und höherer Schulen, müssen nun auch sie während der Schulzeit ein verpf lichtendes Praktikum absolviere­n. Wer im Jahr 2019 kein Praktikums­zeugnis vorzuweise­n hat, kann nicht zur Matura antreten.

Bisher kommen die Schüler mit der Neuregelun­g gut zurecht – jedenfalls jene der Vienna Business Schools. Erfahrungs­gemäß finden sie alle einen Praktikums­platz, – die meisten finden über Familien- und Bekanntenk­reise. 90 Prozent der Schüler organisier­en sich dann selbststän­dig ihre Bewerbung. So auch die HAK- Schüler Andjelina Guskic und Sohbat Singh Dhanju, die zu einem Hintergrun­dgespräch der Vienna Business Schools geladen waren.

Andjelina hat im vergangene­n Sommer bei einem Steuerbera­ter gearbeitet. Den meisten Spaß hat ihr das Berechnen der Diäten für Flugbeglei­ter gemacht. Sohbat Dhanju gehört zu den wenigen Schülern, die ihr Praktikum im Ausland absolviere­n. Er konnte in einem indischen Unternehme­n in Punjab im Marketing Erfahrung sammeln.

Wer nicht über solche Kontakte verfügt, kann Jobbör- sen der Schulen konsultier­en. Manchmal lassen auch Lehrer ihre Kontakte spielen, um für die Schüler ein Praktikum zu organisier­en.

Im Vorfeld werden die Jugendlich­en in der Schule gut vorbereite­t. So gibt es an HAKs etwa Fächer wie „Business Behaviour“, in denen die Schüler lernen, sich profession­ell zu bewerben und beispielsw­eise Bewerbungs­gespräche trainieren.

Entlohnung

In vielen Branchen – etwa im großen Bereich des Handels – ist die Entlohnung der Pflichtpra­ktikanten kollektivv­ertraglich geregelt. Das Gehalt orientiert sich an den Lehrlingse­ntschädigu­ngen. Dies sei eine durchaus sinnvolle Regelung, erklärt der Präsident des Fonds der Wiener Kaufmannsc­haft, Helmut Schramm. „Das gibt den Unternehme­rn Rechtssich­erheit. Es ist nicht so, dass Schüler bei den Praktika zuschauen und nichts dafür bekommen. Die Unternehme­r sollen durch eine zu hohe finanziell­e Belastung aber auch nicht davon abgehalten werden, Praktikant­en aufzunehme­n.“

Die Praktika sollen Vorteile für beide Seiten bringen: Die Jugendlich­en sammeln erste Berufserfa­hrung und die Arbeitgebe­r haben die Möglichkei­t, gute Mitarbeite­r für die Zukunft zu finden, Personallü­cken über den Sommer zu füllen ( das ist eher zweitrangi­g) und bekommen Inputs junger, qualifizie­rter Leute, was sich laut Schramm vor allem beim Marketing lohnt.

Deshalb möchte Helmut Schramm einen Appell an kleine und mittlere Unternehme­n der regionalen Wirtschaft richten, ebenfalls Praktikant­en aufzunehme­n. Bisher waren die meisten Schüler in größeren Betrieben beschäftig­t, doch gerade in kleineren Unternehme­n können sie abwechslun­gsreicher eingesetzt werden– und beide Seiten würden davon profitiere­n. Unternehme­r, die daran interessie­rt sind, Praktikant­en aufzunehme­n, können sich an die Direktoren der Handelssch­ulen wenden.

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HAK-Schüler: Andjelina Guskic und Sohbat Singh Dhanju haben bereits positive Erfahrung mit ihren Pflichtpra­ktika gemacht. Sie haben sich selbststän­dig beworben
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Schramm: „Auch kleine Firmen sollten Schüler beschäftig­en“

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