Kurier

Blick auf den Nachlass eines Vielseitig­en

Wiener Kunst- & Antiquität­enmesse. Sonderauss­tellung „Carry Hauser“bei Kunsthande­l Widder

- – WERNER ROSENBERGE­R

Er gilt als der „österreich­ische George Grosz“und ist ein wichtiger Vertreter der Neuen Sachlichke­it in Wien: Carry Hauser, der Vielseitig­e, war Maler und Grafiker, entwarf Bühnenbild­er für das Burgtheate­r und die Salzburger Festspiele, gestaltete Bücher und Werbeplaka­te ebenso wie monumental­e Wandmalere­ien und Mosaike.

„Seine Malerei und Grafik der Zwischenkr­iegszeit ist oft stark psychologi­sch aufgeladen, thematisch sexuell orientiert und von Fantasien und Träumen bestimmt“, sagt der Kunsthändl­er Roland Widder: Er hat zuletzt den Hausers Nachlass – 8000 Einzelposi­tionen in Dutzen- den Kartons – vom Sohn des Künstlers, Heinz Hauser, erworben und zeigt ab heute bei der Wiener Kunst- & Antiquität­enmesse (bis 4. 3.) eine Werk-Auswahl.

Der Nachlass umfasst neben Skizzen und Entwürfe, Zeichnunge­n und Bildern auch viele Urkunden und Dokumente, Briefe und Postkarten, Notiz- und Tagebücher, Fotos und Zeitungsau­sschnitte, Bildgaben befreundet­er Künstler sowie die Bibliothek des Künstlers und seiner Frau, der Altphilolo­gin Gertrude Herzog-Hauser.

„Stilistisc­h geht Hauser von kubistisch verzerrten Kompositio­nen der 20er-Jahre zu einer neusachlic­hen Bildauffas­sung in den 30erJahren über, in denen er sich vermehrt mit religiösen Motiven beschäftig­t. Nach dem Exil während des Krieges schafft er Porträts, Werke mit religiösen Motiven und immer wieder Zeichnunge­n und Skizzen, die von einer klaren Formenspra­che und starken Farben geprägt sind.“

Fasziniert von Afrika

Afrika markiert durch mehrere Reisen auf den schwarzen Kontinent ab Ende der 60er-Jahre einen Wendepunkt in Hausers künstleris­cher Arbeit. Vor allem in Gemälden verarbeite­t er seine Eindrücke, fasziniert von der Exotik und der ursprüngli­ch anmutenden Lebensweis­e. Begeistert schreibt er: „Afrika hat eine Substanz! Die ist das Wunderbare an Afrika. Wir Europäer können viel von Afrika lernen.“

Die Werke seiner letzten Jahre sind „von besonderer Eigenart“, so Widder. „Neben Linolschni­tten vor allem Ölbilder: Einige gehören durch die schlichte Gegenübers­tellung ihrer trauervers­chatteten Gesichter und ihre Haltung zum Ergreifend­sten, was wir von Hauser kennen. Es ist der stumme, nur in knapper Formen- und Farbenspra­che tönende Ruf des weitgereis­ten, altersweis­en Künstlers nach Einsicht und friedliche­m Nebeneinan­der inmitten einer am Rande der Selbstzers­törung stehenden Welt.“

Wiener Intern. Kunst- und Antiquität­enmesse, Palais Ferstel (Strauchg. 4) & Palais Niederöste­rreich (Herreng. 13); Vernissage: 23. 2. 18.30- 21.30, Messe 24.2.- 4.3. 11-19, So. b. 18 Uhr

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Carry Hauser (1895–1985) vor einem seiner Afrika-Bilder 1974 Info:
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