„Ich hasse feige Kommandanten“
Falter-Informant. Das Blatt veröffentlichte am Mittwoch einen Brief
In einem Brief schilderte der Unbekannte, der dem Falter zuvor ein Video eines Hinterhalts syrischer Schmuggler zugespielt hatte, die Ausrüstung der Österreicher am Golan: „Jeder Soldat war mit einem Sturmgewehr 77 mit 2 Magazinen ausgestattet (das sind 60 Schuss). Die Kommandanten trugen zusätzlich Pistolen. Zusätzlich gab es pro Stützpunkt noch ein Maschinengewehr 74 mit mindestens 400 Schuss.“
Auch die Infrastruktur kritisierte er: „Der Stützpunkt war technisch nicht gesichert, der Shelter (Bunker) nicht beschusssicher und teilweise einsturzgefährdet. Der Wachturm war nicht kugelsicher.“Wie andere ehemalige Peacekeeper schrieb auch dieser mutmaßliche Soldat: „Der Befehl lautete nachweislich, sich nicht einzumischen!“Die Kommission, die in Österreich nun eingesetzt wurde, müsse klären, ob der Befehl direkt von den UN, dem Force-Commander oder dem österreichischen Bataillon gekommen sei. Dem KURIER liegt eine UN-Handkarte mit der Erklärung „UNDOF (das UN-Kontingent am Golan, Anm.) wird sich nicht in innersyrische Angelegenheiten einmischen“vor.
Der Informant betonte, dass er vermeiden wolle, „dass es nur einen kleinen österreichischen UN-Soldaten trifft“, während sich „Kommandanten und politische Akteure (etwa Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos) als Unschuldsengel präsentieren“.
Auch die UNO kritisierte er und forderte, dass sie in Zukunft besser handeln solle, „die Soldaten besser ausgebildet werden und eine bessere Ausrüstung erhalten“. Als einen Beweggrund dafür, dass er das Video nach sechs Jahren an den Falter gesendet hatte, schrieb er: „Ich hasse feige Kommandanten/politische Akteure ohne Moral.“
Notfall-Psychologe Cornel Binder-Krieglstein meinte auf KURIER-Nachfrage: „Es wird vermutlich eine Unzufriedenheit der Auslöser sein, die aber damals schon entstanden ist. Aber damals hat er die Möglichkeit nicht gehabt, gehört zu werden bzw. das zu artikulieren. Und jetzt hat er ein Ventil, das publik zu machen, Befreiung zu suchen.“