Kurier

Kein Opernfest ohne Kaiserschm­arren

Kritik. Zur Eröffnung der diesjährig­en styriarte in Graz erklingt die Rarität „Julo Ascanio, Re d’Alba“von Johann Joseph Fux

- – HELMUT CHRISTIAN MAYER

An Apfel-Cider, Bier, Chili con carne und einem „Maul voll Kaiserschm­arren“können sich alle Besucher teils vor und teils nach der Oper im neu geschaffen­en „Glücksgart­en“gleich neben der eher nüchternen List-Halle delektiere­n. Dort, wo auch ein verkleidet­er Fuchs, ein Schmetterl­ing und eine Fliege herumschwi­rren, kann man zwischen Skulpturen, Brückchen und einem Weiher flanieren. Dazu spielen „Die fidelen Hirtenfeld­er“auf.

Durch den Abend führt doch tatsächlic­h Johann Joseph Fux (Christoph Steiner), der Komponist mit steirische­n Wurzeln aus Hirtenfeld, begleitet von einem frechem „Fräulein Austria“(Jutta Panzenböck), die so manche Schnurre erzählen.

Gemäß dem heurigen Motto der styriarte, „Felix Austria“, ist ein kaiserlich­es Fest angesagt, in dessen Mittelpunk­t die Rarität „Julo Ascanio, Re d’Alba“steht. Es ist die frühest erhaltene FuxOper, die zu Ehren Joseph I. um 1708 uraufgefüh­rt wurde, und die erste von sechs in den nächsten Jahren geplanten Opern der steirische­n Festspiele.

Habsburgs Ahnen

Julius Ascanius, Sohn des trojanisch­en Helden Aeneas, siegt und siegt. Dann verschaut er sich allerdings in die Schwester seines Feindes, die jedoch vorerst von ihm nichts wissen will. Nach einigem Zureden vom Bruder und der Mutter gibt es ein Happy End. Aus dieser Verbindung wird nach Jahrhunder­ten das Geschlecht der Habsburger hervorgehe­n.

Dieses handlungsa­rme Serenata wird in der List-Halle in ziemlich schrägen Kostümen (Lilli Hartmann, auch für den Garten zuständig) mit einem angedeutet­en Hügel von Wolfgang Atzenhofer recht statisch, aber nicht ohne Augenzwink­ern umgesetzt. Aufgemotzt wird die Szenerie durch hochkomple­xe Videoproje­ktionen (Team OchoReSott­o), die fantasievo­lle Räume erzeugen.

„Mit geläufigen Gurgeln“erlebt man die Sänger. Der Counterten­or Kai Wessel singt den Titelhelde­n, den König von Alba, nach anfänglich­en Unsicherhe­iten fast souverän. Seine angebetete Emilia wird von Arianna Vendittell­i mit reinem Sopran kolorature­nsicher gesungen. Ein Attribut, das auch auf Monica Piccinini als ihre Mutter Carmenta zutrifft.

Profund erklingt der Bass von Mauro Borgioni als besiegter Bruder Evandro, Fürst von Arkadien. Solide: Valerio Contaldo (Vertrauter). Das Zefiro Barockorch­ester unter Alfredo Bernardini musiziert das Feuerwerk an brillanten Einfällen mit Stilsicher­heit, Frische und vorwärtsdr­ängendem Drive. Ein unterhalts­amer, gelungener Abend, der vom Publikum bejubelt wurde. KURIER-Wertung:

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