„Es hätte auch gut gehen können“
Doku-Serie im ORF. „KriegderTräume“arbeitetdieGeschichte zwischen1918und 1939anhandrealer Schicksaleauf(22.30).
Esistder11. November1918. Das ungeheure Schlachten des Ersten Weltkriegs ist zu Ende. Die Bilanz: Zehn MillionenTote, 20MillionenVerwundete, zig Millionen Menschen mit ungewisser Zukunft. Große Reiche sind untergegangen, neue Länder entstanden. Der Kontinent Europa muss neu gedacht werden. Unddarübertobtein „Krieg der Träume“, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
„Krieg der Träume“ist auch der Titel einer dreiteiligen, aufwendigen Doku-Serie von ARTE und ARD unter Beteiligung des ORF (22.30 Uhr, ORF2). InFolgeeinsgeht es um „Gewinner und Verlierer“. DieweiterenTeilefolgen am 18. und 21. September.
„In jeweils 90 Minuten soll anhand von tatsächlichen Lebensgeschichten die Zeitzwischen1918und1939 erlebbar gemacht werden“, erläutertderfürdieDoku-Serie verantwortliche ORF- RedakteurGerhardJelinek. Das Besondere sei deren multipolarer Ansatz. „Wir sehen
ein Ringen um die Zukunft, das sich in den unterschiedlichen persönlichen Schicksalen widerspiegelt. Jeder hat Träume und Hoffnungen. Und jede dieser Geschichten ist für sich spannend.“
Charaktere
So erlebt man die polnische Stummfilm-Ikone Pola Negri, die zwischen ihrer Nation und der Karriere in Deutschland zerrieben wird, die Wiener Ärztin Edith Wellspacher lebt in der verzweifelten Zerrissenheitzwischenihremjüdischen Verlobten und dem NS-Geliebten, die Engländerin Unity Mitford wiederum glaubt mit ihrer Anbetung Adolf Hitlers eine Versöhnung zwischen Deutschen undEngländernerreichenzu können. Der Zuseher begegneteinemDutzendCharaktere– vomjungenHoChiMinh, der französischen Anarchistin May Picueray, dem deutschen Kommunisten Hans Beimler, bishinzumspäteren Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß.
„Nach der Katastrophe desErstenWeltkriegsmitseinen Millionen an Toten beginnt die Neue Zeit in Not, aber mit unglaublicher Hoffnung auf Demokratie, Frauenemanzipation und dem Durchbruch in Kunst und Wissenschaft. 1918 ist nicht das Ende von Lebenswelten, es ist der Aufbruch in die Moderne. Und es war keineswegs unvermeidlich, dass es einen zweiten, noch brutaleren Krieg mitten in Europa geben musste. Es hätte auch gut gehen können. Die Chancenwarenda“, meintJelinek.
Wissen
Eine vom KURIER veröffentlichte OGM-Umfrage hat jüngst ergeben, dass das Wissen, gerade junger Menschen, über die historischen FaktenundZusammenhänge weiter abnimmt. Macht da diese Form der GeschichtsvermittlungüberhauptSinn? „Natürlich, aus der Geschichte kann und muss man lernen, die Menschen können sie beeinflussen. Daher müssenwirsieimmerwiederund mit großem Aufwand erzählen“, meint Jelinek. „Der Aufstieg des Nationalsozialismus und vieler anderer -Ismen war nicht unvermeidlich. So sind die Jahre nach 1918 ein ,Krieg der Träume‘, ein brutaler Kampf um die Macht der jeweiligen Ideologie. Was wir lernen: Nur eine europäische Demokratie kann die Antwort auf die Frage nach dem besten Gesellschaftsmodell sein.“
Partner aus 15 Ländern, darunter eben auch der ORF, haben sich für das TV-Großprojekt „Krieg der Träume“zusammengetan. InfünfJahren Produktionszeit und mit einem für das Genre erstaunlichemBudgetistdieseDokuSerie entstanden.