Kurier

AMS-Chef Kopf kontert Kritikern: „Algorithmu­s ist Vorteil für Frauen“

Job-Roboter am Werk. Förderbudg­et beim Arbeitsmar­ktservice kommtFraue­n überpropor­tional zugute.

- VON MICHAEL BACHNER

Frauen, die Arbeit suchen, sind gegenüber Männern aus verschiede­nen Gründen benachteil­igt. Die Diskrimini­erung, beispielsw­eise wegen des Rechtsansp­ruchs auf Elternteil­zeit bis zum 7. Lebensjahr des Kindes, ist ein trauriges Faktum der Praxis.

DieneueKun­densegment­ierung beim Arbeitsmar­ktservice, kontrovers­iell diskutiert unter dem Schlagwort „AMS-Algorithmu­s“, verfestigt die bekannten Nachteile von Frauen aber nicht, sondern bewirkt laut AMS-Chef JohannesKo­pfdasGegen­teil. Er sagt: „Das Sichtbarma­chen der Diskrimini­erung schafft dieGrundla­gefüreineg­ezielte Förderung durch das AMS. In Wirklichke­it ist das vorteilhaf­t für Frauen.“

Nach ersten Erfahrunge­n mit dem neuen Algorithmu­s zeige sich, dass Frauen überpropor­tionaloft injene(mittlere) Gruppe gereiht werden, der das AMS künftig mit verstärkte­rAufmerksa­mkeit begegnen und einen Großteil des Budgets zurVerfügu­ng stellen wird. Vomgesamte­n AMS-Förderbudg­et bekämen Frauen schon jetzt 50 Prozent, obwohl von al- len Arbeitslos­en nur 43 Prozentwei­blich sind.

Hintergrun­d: Der besagte AMS-Algorithmu­s, der 2019 erprobt und ab 2020 österreich­weitangewe­ndetwerden soll, teilt Arbeitslos­e in drei Gruppen. Je nach guten, mittleren oder schlechten Arbeitsmar­ktchancen bekommen Jobsuchend­e künftig mehr oder weniger Betreuung und Förderung seitens des staatliche­n Arbeitsver­mittlers.

Kritiker monieren, dass diese Kategorisi­erung „bestehende Vorurteile zementiert“und bei Frauen ein „Paradebeis­piel für Diskrimini­erung sei“. Der AMS-Vorstand kontert im KURIER-Gespräch: „Diese Behauptung schmerzt nicht nur, sie ist auch völlig unsinnig.“

85 Prozent Trefferquo­te

Der Algorithmu­s sei nichts anderes als ein modernes Assistenzs­ystemfür dieAMSBera­ter. DerAlgorit­hmusdiskri­miniere auch nicht, sondernbil­demitderer­staunlich hohen Trefferquo­te von 85 Prozent die realen Arbeitsmar­ktchancen von Männern und Frauen ab.

Das helfe den AMS-Beratern, die Bedürfniss­e der Kundschaft„objektiver­zubeurteil­en“. Die Letztentsc­heidung etwa über ein Coachingod­ereineHöhe­rqualifizi­erung liege aber stets beim Berater, nicht beim Computer. Kopf:„Wirsindkei­neböse Bank, die jemandem aufgrund irgendwelc­her Kriterienk­einenKredi­tmehrgibt.“

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Kopf: AMS-Algorithmu­s liefere „Grundlage für gezielte Förderung“

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