Streit USA mit China: Angst voreinem Börsencrash
Aktien-Abverkauf. Hiobsbotschaften verunsichern die Anleger: Nach der Festnahme vonHuawei-Managerin Mengdroht der Handelsstreit der USAmit China zu eskalieren. Auch derKurs desÖlpreises ist ungewiss.
Blitzartig war die Hoffnung verflogen, der Handelsstreit zwischenUSAund China stehe kurz vor einer Lösung. Die Nachricht, dass MengWanzhou (alias Sabrina Meng), Finanzchefin des chinesischen Elektronikgiganten Huawei, aufBetreibenderUSAinVancouver festgenommen wordenwar, traf die Anleger wie ein Schock. Und das, wo die Börsenohnehinschonnervös warenwie seit Jahren nicht.
Die Aktienkurse beschleunigten die Talfahrt des Vortages – beginnend bei Japans Nikkei-Index, der mit 1,9 Prozent Minus aus dem Handel ging. Der deutsche Index DAX lag zu Börsenschluss 3,48 Prozent im Minusundauchder österreichische ATX litt unter den schlechten Vorgaben. Besonders schlimm traf es Ölfeldausrüster Schoeller Bleckmann (SBO), der gleich 10,7 ProzentanWert einbüßte.
Denn nicht nur Huawei, auchWien stand im Zentrum der weltweiten Finanzwelt. VorderSitzungdesÖlkartells OPECwurdeklar, dass die für sicher gehaltene Fördermengenkürzung alles andere als fixwar (siehe rechts unten). Der Ölpreis setzte daraufhin seinenvorWochenbegonnenen Sinkflug umgehend fort. Das brachte die Aktien großer Energiekonzerne unter Druck und nährte Sorgen, der Ölbedarf könnte wegen einer generell schwächeren Weltwirtschaft sinken.
Waffenstillstandobsolet
Die brisanteste Meldung betraf die heiklen Beziehungen zwischen den USA und China. Huawei-Managerin Meng war am 1. Dezember bei einem Transferflug in Kanada festgenommen worden – ausgerechnet an dem Tag, andemUS-Präsident Donald Trump und sein Gegenüber Xi Jinping einen 90-tägigen „Waffenstillstand“in Sachen Strafzölle vereinbarten. Mengistnicht irgendwer. Die Tochter von Huawei-Gründer Ren Zhengfei, einem früheren Militäroffizier, gilt als dessen designierte Nachfolgerin an der Firmenspitze. Seit März ist sie eine von vier Vize-Vorstandschefs. Offiziell wurden die Vorwürfe nicht genannt, es soll sich dabei um Verstöße gegen die US-Sanktionen für den Iran handeln. Huawei, das im Sommer 2018 Apple bei den weltweiten Smartphone-Verkäufen vonPlatzzwei (hinter Samsung) verdrängt hatte, wies Verstöße gegen geltendeUS-Auflagen zurück.
Im Hintergrund schwelt schonlängereinKonflikt: Die US-Behörden verdächtigen Chinas Elektronikriesen wie Huawei und ZTE der SpionagefürdenchinesischenStaat. Von Aufträgen für das Mobilfunknetz 5G in den USA sind die Asiaten ausgeschlossen. Meng soll an die USA ausgeliefert werden, für Freitag war allerdings noch eine Anhörung angesetzt, bei der eine Freilassung gegen Kaution festgelegt werden könnte. China protestierte scharf gegen die „Menschenrechtsverletzung“der USA und forderte dieumgehendeFreilassung. Die Aussicht auf einen
Handelsdeal scheint somit fürs Erste illusorisch.
Die Episode zeigt, wie sehr die Vereinigten Staaten der Weltwirtschaft den Ton vorgeben – im Guten wie im Schlechten. In den vergangenenzwei Jahren hattedie üppige US-Steuerreform eine ohnehin in voller Blüte stehende Wirtschaft befeuert, während dieNotenbank zeitgleichaufdieBremsetrat. Zudem kennt US-Präsident Donald Trump beim Geldausgeben kaum Grenzen. Die USA leisten sich mit fast fünf ProzentDefizitdasgrößteLochin den Staatsfinanzen aller Industriestaaten. Eine „sehr schräge Politik“, findet BankAustria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nachhaltig sei dasnichtundderAufschwung lasse sich so nicht ewigamLeben erhalten. Die für die USA vonderZinsformationsignalisierte Rezession (der KURIER berichtete) erwartet er zur Jahresmitte 2020 in „milder“ Form, mit zwei leichten Minus-Quartalen in Folge. Für TrumpwärenesschlechteVorzeichen: Er wollte die Kampagne zur Wiederwahl 2020 auf die boomende Wirtschaft aufbauen. Die großen US-IndizesDowJonesundS&P500 haben ihre Zugewinne 2018 inzwischeneingebüßt.