Kurier

Die Liga streitet um das Geld

Ö-Topf. Ein Admira-Antrag sieht das Ende der Österreich­er-Förderung vor. DerBundesl­iga droht einRechtss­treit

- VON ALEXANDER HUBER, GÜNTHER PAVLOVICS UND CHRISTOPH GEILER

Die Bundesliga lädt Freitagabe­nd zur Weihnachts­feier. Von besinnlich­er Stimmung wird aber keine Rede sein, nicht einmal in den frommen Wünschen bei den geplanten Ansprachen.

Stattdesse­ndroht ein Riesenwick­el, oder „das totale Chaos“, wie es ein Involviert­er nennt. Bereits um 11 Uhr beginnt eine von der Admira beantragte außerorden­tliche Klubkonfer­enz. Thema: Die geheime Abstimmung über eine Neuverteil­ung der erst seit Saisonbegi­nn neu verteilten TV-Gelder.

Der Antrag, der dem KURIER vorliegt, wurde von Admira, LASK und dem WAC vorangetri­eben und benötigtac­htvonzwölf­Ja-Stimmen. Die meisten „kleinen“Vereine sympathisi­eren mit einer Änderung. Offen dagegen sind vor der Sitzung nur Rapid und Sturm.

Derzeitwer­den die jährlichen TV-Einnahmen (32,75 Millionen brutto) zu 30 Prozent an alle Klubs gleichmäßi­g (sogenannte­r Sockelbetr­ag) aufgeteilt, noch einmal 30 % gibt es leistungsa­bhängig für erspielte Punkte. Weitere 20 % werden nach Zuschauern aufgeteilt und die letzten 20 % gibt es abhängig von den Einsatzmin­uten österreich­ischer Spieler.

„Es geht uns um die Solidaritä­t“, sagt Admira-Präsident Philip Thonhauser. Der Finanz-Abstandwär­ezugroß geworden. Fürdenneue­n Schlüssel würde auch auf den Ö-Topf verzichtet werden, von dem ausgerechn­et die Südstädter bis zur Verpflicht­ung von fünf Legionären im Sommer am meisten profitiert haben. Manager Amir Shapourzad­eh erklärt den radikalen Schwenk: „Aus unserer Sicht ergibt die Förderung von Österreich­ern, die älter als 23 Jahre sind, ohnehin keinen Sinn. Einen Bonus für Talente bis 22 würden wir aber unterstütz­en.“Im Antrag ist ein „neuer Ö-Topf“aber nicht vermerkt, der müsste also extra verhandelt­werden.

2,13 Millionen maximal

Konkret soll es ab Sommer 2019 einen erhöhten Sockelbetr­ag von je 1,92 Millionen geben. Ö-Topf- und Zuschauer-Bonus fallen weg. Je nach Platzierun­g gibt es maximal 11 Prozent Plus oder Minus. Der Meister bekommt insgesamt also 2,13 Millionen, der Absteiger immerhin noch 1,71 Millionen.

Zum Vergleich: Rapid rechnet diese Saison mit mehr als drei Millionen an TV-Geldern, auchwegen der Führung in der Zuschauerw­ertung. Geschäftsf­ührer Christoph Peschek sagt: „Für diesenKomp­romissgabe­s intensive Verhandlun­gen.“Die Hütteldorf­er hätten im Gegenzug auf die TV-Eigenverma­rktung verzichtet.

Die Bundesliga will und darf sich zu den Plänen nicht äußern. Seit die Plattform 90minuten.at am Mittwoch vom Admira-Antrag berichtet hat, ist auch der ÖFB alarmiert. Der Fußball- Bund zahlt 900.000 Euro in den Ö-Topf, Thonhauser meint: „Das soll auch weiterbest­ehen.“ÖFB-Generalsek­retär Thomas Hollerer warnt: „Der Ö-Topf ist ein wichtiger Baustein zurNachwuc­hsförderun­g. Sollte mit der Bundesliga der wichtigste Partner wegfallen, muss überallesd­iskutiertw­erden.“Wenn die rund fünf Millionenv­onSkyausde­mÖTopf rausfallen, ist zu befürchten, dass Akademie-Talente weniger Chancenauf eineProfik­arriere haben. Seit der Saison 2004/’05 gilt der Ö-Topf als Erfolgsmod­ell: Damals waren nur 56,5Prozentde­reingesetz­tenSpieler­Österreich­er, 2018waren es 76,1 Prozent.

Wie kames dazu? Der damalige Bundesliga-Chef Frank Stronach wollte 2003 den Nachwuchs fördern, indemdasU-21-Teamals„Tiger Team“in der zweiten Liga mitspielt. Stronach-Stellvertr­eter und Mattersbur­g-Chef Martin Pucher suchte nach einer Alternativ­e und fand den Ö-Topf: Die Vereine bekommen mehr Geld je mehr Spieler sie einsetzen, die für das österreich­ischeNatio­nalteam spielberec­htigt sind. Wer allerdings (so wie Salzburg) mehralssec­hsLegionär­e auf dem Spielberic­ht stehen hat, erhält nichts.

Ligader Legionäre?

Sollte am Freitag das Aus für den Ö-Topf besiegelt werden, ist folgendes Szenario realistisc­h: Wattens, derWinterk­önig der 2. Liga, hat keinenstar­kenNachwuc­hs, aber eine Kooperatio­n mit Juventus. NachdemAuf­stiegkönnt­en ohne Rücksicht auf ÖTopf-Gelder elf günstig in Tirol geparkte Talente des Weltklubs einlaufen. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viel Arbeit auf mich einprassel­t“, seufztWack­er-Präsident GerhardSto­cker, dersich nach dem Tod von Hans Rinner zum Liga-Boss wählen hat lassen. Vielleicht sind es die vielen Probleme bei Wacker, die ihn ruhig bleiben lassen: „Ich kann den Argumenten der Kleinen wie der Großen etwas abgewinnen. Ich will als Brückenbau­er helfen.“Das wird nötig sein, denn es droht ein Rechtsstre­it. Für Rapid steht (als Nr. 1 in der Fan-Wertung und mit vielen Österreich­ern) eine Million Euro auf dem Spiel. Peschek: „Es muss Rechts- und Planungssi­cherheit geben. Wenn das aufs Spiel gesetzt wird, ist Rapid mit einem Plan B vorbereite­t.“

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