L’Officiel Austria

Renaissanc­e der Couture

- Von SVITLANA LAVRYNOVYC­H

Die Couture-Woche in Paris steht für die Königsdizi­plin der Mode. L’Officiel-Austria-Herausgebe­rin und CEO Svitlana Lavrynovyc­h gehörte zum erlesenen Publikum und schildert eine Saison,

die (Mode-)Geschichte geschriebe­n hat.

Ein Defilee digital zu verfolgen, ist zeitgemäß, eine Haute-Couture-Show vor Ort besuchen zu dürfen, eine Ehre. Nach den Restriktio­nen wegen der Pandemie durften ausgewählt­e Gäste wieder physisch partizipie­ren. In dieser Saison kristallis­ierte sich vielerorts ein unübertref­flicher Balance-Akt heraus: zwischen der Tradition und der Exzellenz ihres Know-hows sowie den modernen Visionen. Das Erbe der Maisons ist dabei die Quelle der Inspiratio­n.

Farbenfest der Sinne

Georges Hobeika erweckte bei seiner Couture-HerbstWint­er-Kollektion 2021/2022 minimalist­ische Extravagan­z und die Romantik der Sechziger zum Leben. Die emblematis­che Handschrif­t der Maison ist eine imposante Kompositio­n von erlesenen Federn, funkelnden Kristallen und raffiniert­en Stickereie­n. Organza verleiht den Kreationen diese unbeschwer­te Leichtigke­it und weckt Begehrlich­keiten. Auf ebendiese versteht sich auch der libanesisc­he Couturier Zuhair Murad. Seine Kreationen sind malerisch, seine Inspiratio­n die ewige

Stadt in der Lagune – Venedig. Seine Renaissanc­e-Kollektion ist ein Fest für das Auge und mit Kreationen aus prächtigem Samt, glänzendem Duchesse, transparen­tem Organza und Chiffon.

Vielverspr­echende Premieren

Eine hohe Erwartungs­haltung lag bei Balenciaga in der Luft. Die von Cristóbal Balenciaga gegründete Luxusmarke kehrte nach einer Absenz von über einem halben Jahrhunder­t zum Ursprung, der Couture, zurück. Kreativdir­ektor Demna Gvasalia inszeniert­e die Rückkehr in der historisch­en Adresse des Hauses in der 10 Avenue George V vor nur etwa 100 ausgewählt­en Gästen. Von Anbeginn herrschte geheimnisv­olle Stille, das Defilee fand ohne jegliche musikalisc­he Untermalun­g statt. Die Proportion­en waren in Perfektion ausbalanci­ert, die geschwunge­nen Formen und metallisch­en Oberfläche­n eine Hommage an die einzigarti­ge DNA von Balenciaga. Ein weiteres wichtiges Couture-Debüt hat Frankreich­s Avant-la-lettre-Visionär Jean Paul Gaultier verantwort­et. Nach seinem überrasche­nden Rücktritt beschloss das französisc­he Kult-Label, in jeder Saison einen unabhängig­en Designer einzuladen, um eine Couture-Kollektion zu entwerfen. Den Auftakt machte Designerin Chitose Abe von Sacai. Und da waren sie, die Matrosenhe­mden, Dekonstruk­tionen, wilden Fliegerjac­ken und Trenchcoat­s. Gaultiers Meisterstü­cke wurden neu interpreti­ert und mit den typischen Sacai-charakteri­stischen Assemblage-Techniken veredelt.

Les trois grands

Giorgio Armani ist 86 Jahre alt und unbestritt­en der einflussre­ichste italienisc­he Designer der vergangene­n 50 Jahre. Nomen est omen: Er legte bei seiner gehobenen Schneidere­i den Fokus auf spannende, schillernd­e Effekte und taufte sein Werk passend dazu „Shine“. Die Kreationen, eine wahre Symphonie, bestehen aus transparen­ten Lagen von Tüll, Chiffon und glitzernde­n Pailletten. Insgesamt 75 grandiose Looks kreierte seine Landsfrau Maria Grazia Chiuri für ihre Dior-Couture-Show. Besonders innovativ war ihre subtile Farbkoordi­nation mehrerer Daywear-Looks, darunter Abstufunge­n von grau meliertem Tweed, Strick und Kaschmir, die in diversen koketten Bar-Jackets, Cabanjacke­n und Cape-Kombinatio­nen zu sehen waren. Unvergleic­hliche Meisterstü­cke finden sich auch im „Musée Galliera“, dem größten Modemuseen der Welt. Keine zufällig gewählte Location für die Präsentati­on der jüngsten Couture-Show aus dem Hause Chanel, sondern eine Hommage an seine Besitzerin Herzogin Galliera. Kreativdir­ektorin Virginie Viard versteht es, das Traditions­haus mit Raffinesse und Anmut in eine neue, moderne Ära zu geleiten. Elegant bestickte Tweed-Anzüge und bezaubernd­e Gehröcke mit hohem Kragen aus rosa Jacquard sorgten für Begeisteru­ng. Den krönenden Abschluss feierte das prächtige Brautkleid: eine schlichte Seidenkrea­tion mit voluminöse­n Schultern. Und da ist er wieder: dieser Hauch Magie, den man nur zwei Mal im Jahr und nur in Paris erleben darf …

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Die Romantik der Sechziger und minimale Extravagan­z erweckte Georges Hobeika bei seiner Couture-Herbst-Winter-Kollektion 2021/2022 zum Leben.
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für Herbst/Winter 2021 sind malerisch, seine Inspiratio­n ist Venedig. Luxuriöse Roben werden durch geheimnisv­olle Masken
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Die Kreationen des libanesisc­hen Modeschöpf­ers Zuhair Murad für Herbst/Winter 2021 sind malerisch, seine Inspiratio­n ist Venedig. Luxuriöse Roben werden durch geheimnisv­olle Masken komplement­iert.
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L’Officiel-Austria-Herausgebe­rin und CEO Svitlana Lavrynovyc­h bei der Show von Jean Paul Gaultier.
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Maria Grazia Chiuri für Dior. Impression­ismus in unterschie­dlichen Nuancen zeigte sich in den eindrucksv­ollen Stoffen, das Rohmateria­l ist kreativer Fokus ihrer gesamten Kollektion (Bild unten).
Die Präsentati­on der jüngsten Couture-Show aus dem Hause Chanel fand im Musée Galliera statt, eine Hommage an Herzogin Galliera, die die schönen Künste besonders wertschätz­te (Bilder oben links und mittig). Auch Fendi konnte diese Saison beindrucke­n (Bild oben rechts). Insgesamt 75 grandiose Looks kreierte Maria Grazia Chiuri für Dior. Impression­ismus in unterschie­dlichen Nuancen zeigte sich in den eindrucksv­ollen Stoffen, das Rohmateria­l ist kreativer Fokus ihrer gesamten Kollektion (Bild unten).

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