Grenzgängerin: Elfie Semotan
Fotos von Elfie Semotan spielen oft mit einer Prise Irritation. So hält sie sich, wie sie betont, nicht mit Oberflächlichkeiten auf, sondern erzählt mit ihrer Arbeit facettenreiche Geschichten. Die Doyenne der österreichischen Mode- und Werbe-Fotografie feierte dieser Tage ihren 80. Geburtstag, den das Kunst Haus Wien mit
einer Retrospektive zelebrierte.
Wann hat Sie das letzte Mal ein Foto fasziniert?
Das letzte Mal war es das Foto eines kleinen Mädchens, das ganz ernst in die Kamera schaute. Es hat mich daran erinnert, wie wichtig es ist, einen Menschen, eine Persönlichkeit, abzubilden.
Sie haben sich in jungen Jahren nach Paris aufgemacht. Wohin sollte man als junges Modetalent heute?
Heute ist die ganze Welt vernetzt. Man muss nirgendwo hin! Es gibt einige Beispiele von Personen, die sich in ländlicher Abgeschiedenheit zu großen Vorbildern entwickeln. Trotzdem würde ich die großen Städte empfehlen, da lernt man am schnellsten. Für mich war es New York, wo ich sehr schnell sehr viel gelernt habe. Das wäre damals in keiner anderen Stadt möglich gewesen.
Die Fotografie hat sich in den vergangenen Jahren drastisch geändert. Was ändert sich Ihrer Meinung jedoch nie?
Die Konfrontation mit den Menschen, eine Realität, auf die man reagieren muss.
Welche Grenzen gilt es in der Mode-Fotografie noch zu brechen?
Es gibt immer Grenzen zu brechen in dem Sinn, dass es notwendig ist, sich weiter zu entwickeln, nicht mit dem Status quo zufrieden zu sein. Schönheit war und ist immer ein erstrebenswertes Ziel gewesen. Wie weit es uns gelingt, die alltägliche Schönheit als das wirklich Glücklich-Machende darzustellen und zu begreifen, weiß ich nicht.
Sie sind eng mit Helmut Lang befreundet, waren seine Fotografin und Model. Was war für Sie revolutionär an seiner Mode?
Er war unbeirrbar in seiner Vorstellung von Mode und Ästhetik. Was mich sehr beeindruckte, war auch sein Sinn für Kontinuität der Mode, die großartig von sehr eigenwilligen Einfällen, zum Beispiel langen Schleppen an kurzen Seiden- oder Plastik-Röcken, unterbrochen war.
Die Frage ist zwar vielleicht überstrapaziert, aber wir möchten sie trotzdem stellen: Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich gerne sagen?
Versuche herauszufinden, was du kannst und was du möchtest. Bleib dir selber treu, es lohnt sich!