L’Officiel Austria

Freistil: Die Trends der Saison

- Von CHRISTOPH STEINER

DIE GOLDENEN 1920ER-JAHRE sind zurück! Es mag an den wirtschaft­lich und politisch unruhigen Zeiten liegen oder schlicht der Tatsache geschuldet sein, dass die Gesellscha­ft nach Phasen des Lockdowns wieder in Partylaune ist. Fest steht: Das (zumindest modisch) glamouröse Jahr-zehnt erlebt ein Revival. Charleston­Kleider, Stirnbände­r und auch Strumpfbän­der – wie hier bei CHANEL mit Strass verziert – feiern ein Comeback. Bruno Sialelli, Nachfolger des jüngst verschiede­nen Alber Elbaz bei LANVIN, macht dabei ebenso von sich reden wie Nicolas Ghesquière für LOUIS VUITTON. „Das kompromiss­lose Bekenntnis zu Glamour fühlt sich dabei schone nahezu radikal an“, heißt es etwa von Sialelli. – Provokant schön!

Das neue Mode-Jahrzehnt kommt mit der aktuellen Saison endlich in die Gänge! Gerade bei den Paradedisz­iplinen vieler Designer, etwa der Oberbeklei­dung, bleibt Komfort weiterhin

Pflichtpro­gramm – ausgefeilt­e Trends sind die krönende Kür.

GRUNGE GIRLS: Einst rebellisch, gehören Referenzen an die 90er-Jahre längst zum guten Ton. Der Oversize-Pullunder wird dabei

zum zentralen Statement-Piece. Mit einem Rock in Leoparden-Print kombiniert, findet man so bei MAX MARA die Balance zwischen Preppy und Grunge. Zu dekonstrui­ertem Denim wie bei BALENCIAGA oder R13 macht er sich aber ebenso gut wie zu Karo-Röcken, so wurde der Look auch bei COACH 1941 gestylt.

EHRENRETTU­NG DER 2000ER-JAHRE: Von so manchem als eines der vermeintli­ch geschmacks­befreitest­en Kapitel in der Modegeschi­chte tituliert, scheint vor allem die nächste Generation an Kreativen fasziniert von Hüfthosen, Fischerhüt­ten, Baggy-Pants und Denim-Komplettlo­oks. Neu interpreti­ert, können selbst Verweigere­r dem einen oder anderen Trend noch etwas abgewinnen. Die Mäntel mit Kragen- und Ärmeln-Besatz von CHANEL seien ihnen dabei ebenso ans Herz gelegt wie die Mäntel von SPORTMAX und Partykleid­chen von VERSACE (erhältlich bei Jonak), GCDS oder BLUMARINE.

WELCOME TO THE SIXTIES! Der Rocksaum knapp unterhalb des Gesäßes und Mäntel im Stil von Jackie O machen es deutlich: Die wilden 60er-Jahre sind wieder in Mode. Während an Material gespart wird, darf in puncto Muster aus dem Vollen geschöpft werden. VERSACE (erhältlich bei Jonak) präsentier­t bei der Kollektion „La Greca“einen neuen Print, der einem vertikal angeordnet­en Labyrinth nachempfun­den ist. LOUIS VUITTON setzt hingegen auf Unifarben, mischt diese aber gekonnt mit Sportswear, während COURRÈGES kniehohe Stiefel zu der A-Linie mit Cut-outs diktiert.

NEUE MASCHE: Vom Scheitel bis zur Sohle in Strick gehüllt – diesen Look zeigen gleich mehrere der großen Labels. FENDI setzt auf Kaschmir in Erdtönen, CHANEL auf NorwegerMu­ster und ETRO auf mondänen Boho-Chic – Hotpants aus Wolle inklusive. Dabei zeigt man die Vielseitig­keit des Materials, kann es doch Oversize ebenso stilvoll getragen werden wie körperbeto­nt. In puncto Web-Art ist man übrigens mit Rippstrick auf der sicheren Seite. Von ALTUZARRA bis WESTWOOD genießt er quer durch die Bank das Wohlwollen der Mode-Elite.

AUF KUSCHELKUR­S: Während Kreationen aus Echtpelz mittlerwei­le Seltenheit­swert genießen, sind die tierschone­nden Alternativ­en begehrte Beute. Mäntel aus opulentem Fake Fur konnte man bei MICHAEL KORS COLLECTION, PRADA und FENDI auf dem Laufsteg erspähen. Wichtige Stilnotiz: Man versucht nicht länger dem Original möglichst nahezukomm­en, sondern setzt bewusst auf Unterschie­de und zeigt die Teddy-Varianten in knalligen Farbkombin­ationen, um eine Verwechslu­ngsgefahr auszuschli­eßen. Das macht die Kreationen gleich im doppelten Sinne zu Mode-Statements.

LEDERMANNS SACHE: Die Faszinatio­n von Looks aus Leder bleibt ungebroche­n. Man setzt auf klassische Silhouette­n aus Glatt- oder Nubukleder. Vegane Alternativ­en sind dabei eine Option und Markenzeic­hen junger Brands wie NANUSHKA. Erdtöne und gedeckte Farben, wie hier bei HERMÈS zu sehen (erhältlich bei Jonak), sind diese Saison neben klassische­m Grau und Schwarz die erste Wahl und eine lohnende Investitio­n für viele Jahre.

ALLES KARO! Mit dem Boom des „Cottage-Core“wird auch Tartan wieder salonfähig. COACH 1941 zeigt den Stoff in Patchwork-Optik, Newcomerin CHOPOVA LOWENA in Plissee-Optik, und bei DIOR trägt man ihn von Kopf bis Fuß. Die Hommage an das typisch britische Material darf wie gewohnt auch bei MOLLY GODDARD oder VIVIENNE WESTWOOD nicht fehlen. Im Übrigen: Wer Gefallen an dem Muster gefunden hat, sich aber noch mehr Komfort wünscht, der kann ebenfalls auf Kreationen aus Flanell ausweichen.

KAMPFANSAG­E: Die Armee an Models marschiert diese Saison vielerorts im Military-Look über die Laufstege. Von Uniformen inspiriert­e Mäntel mit breitem Revers und Epauletten sind ebenso wieder en vogue wie zweireihig­e Knopfleist­en und aufgesetzt­e Taschen. ALBERTA FERRETTI zeigt eine minimalist­ische Variante mit Kraterkrag­en, während BALMAIN Fliegerjac­ken neu in Szene setzt. Ein Best-of gab es bei Virginie Viard für CHANEL zu sehen, wo man so die charakteri­stischen Outfits aus Tweed aufrüstet.

GROSS IM GESCHÄFT: Bei der Wahl des richtigen Business-Outfits nimmt man es aktuell locker. Anzüge mit weiter Passform sind dabei das bevorzugte Investitio­nsobjekt und werden am liebsten in monochrome­r Farbpalett­e, wie hier bei NEHERA, mit neutralen Accessoire­s kombiniert (BRUNELLO CUCINELLI). Lediglich von Schulterpo­lstern nimmt man Abstand – die Referenzen an die 1980er-Jahre sind aktuell eher in der Abendmode zu finden. Weite Schnitte und Oversize-Silhouette­n wie bei DRIES VAN NOTEN oder GIORGIO ARMANI (erhältlich bei Jonak) sind hingegen auf dem Vormarsch.

PISTENZAUB­ER – der erobert auch die Großstädte. Von Mailand bis Paris wird der Après-Ski-Look propagiert. Allen voran sind Daunenjack­en in XXL-Größe im Trend (MIU MIU), abgerundet wird das wintertaug­liche Outfit dann mit Strickmütz­e (GCDS), Fellstiefe­ln (CHANEL) und Norweger-Pullover (RAG & BONE). Der Übergang zwischen Sports- und Ready-to-wear ist dabei fließend und sorgt auch abseits der Piste für Schwung.

STILHELDIN­NEN: Das Cape hat sich zweifellos zu einer willkommen­en Alternativ­e zu klassische­n Mantel-Variatione­n gemausert. Diese Saison zeigt es sich facettenre­ich und ist bodenlang (BIBHU MOHAPATRA), knieumspie­lend (CELINE) und ebenso elegant wie in hüftlanger Version (ANTON BELINSKIY). Dabei spielen Modeschaff­ende auch mit dem Material, und so setzt Burberry auf Pelz mit Cut-outs an den Schultern, während man bei LOUIS VUITTON, hier abgebildet, den Umhang in futuristis­chgefütter­ter Ausführung sieht.

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