Freistil: Die Trends der Saison
DIE GOLDENEN 1920ER-JAHRE sind zurück! Es mag an den wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten liegen oder schlicht der Tatsache geschuldet sein, dass die Gesellschaft nach Phasen des Lockdowns wieder in Partylaune ist. Fest steht: Das (zumindest modisch) glamouröse Jahr-zehnt erlebt ein Revival. CharlestonKleider, Stirnbänder und auch Strumpfbänder – wie hier bei CHANEL mit Strass verziert – feiern ein Comeback. Bruno Sialelli, Nachfolger des jüngst verschiedenen Alber Elbaz bei LANVIN, macht dabei ebenso von sich reden wie Nicolas Ghesquière für LOUIS VUITTON. „Das kompromisslose Bekenntnis zu Glamour fühlt sich dabei schone nahezu radikal an“, heißt es etwa von Sialelli. – Provokant schön!
Das neue Mode-Jahrzehnt kommt mit der aktuellen Saison endlich in die Gänge! Gerade bei den Paradedisziplinen vieler Designer, etwa der Oberbekleidung, bleibt Komfort weiterhin
Pflichtprogramm – ausgefeilte Trends sind die krönende Kür.
GRUNGE GIRLS: Einst rebellisch, gehören Referenzen an die 90er-Jahre längst zum guten Ton. Der Oversize-Pullunder wird dabei
zum zentralen Statement-Piece. Mit einem Rock in Leoparden-Print kombiniert, findet man so bei MAX MARA die Balance zwischen Preppy und Grunge. Zu dekonstruiertem Denim wie bei BALENCIAGA oder R13 macht er sich aber ebenso gut wie zu Karo-Röcken, so wurde der Look auch bei COACH 1941 gestylt.
EHRENRETTUNG DER 2000ER-JAHRE: Von so manchem als eines der vermeintlich geschmacksbefreitesten Kapitel in der Modegeschichte tituliert, scheint vor allem die nächste Generation an Kreativen fasziniert von Hüfthosen, Fischerhütten, Baggy-Pants und Denim-Komplettlooks. Neu interpretiert, können selbst Verweigerer dem einen oder anderen Trend noch etwas abgewinnen. Die Mäntel mit Kragen- und Ärmeln-Besatz von CHANEL seien ihnen dabei ebenso ans Herz gelegt wie die Mäntel von SPORTMAX und Partykleidchen von VERSACE (erhältlich bei Jonak), GCDS oder BLUMARINE.
WELCOME TO THE SIXTIES! Der Rocksaum knapp unterhalb des Gesäßes und Mäntel im Stil von Jackie O machen es deutlich: Die wilden 60er-Jahre sind wieder in Mode. Während an Material gespart wird, darf in puncto Muster aus dem Vollen geschöpft werden. VERSACE (erhältlich bei Jonak) präsentiert bei der Kollektion „La Greca“einen neuen Print, der einem vertikal angeordneten Labyrinth nachempfunden ist. LOUIS VUITTON setzt hingegen auf Unifarben, mischt diese aber gekonnt mit Sportswear, während COURRÈGES kniehohe Stiefel zu der A-Linie mit Cut-outs diktiert.
NEUE MASCHE: Vom Scheitel bis zur Sohle in Strick gehüllt – diesen Look zeigen gleich mehrere der großen Labels. FENDI setzt auf Kaschmir in Erdtönen, CHANEL auf NorwegerMuster und ETRO auf mondänen Boho-Chic – Hotpants aus Wolle inklusive. Dabei zeigt man die Vielseitigkeit des Materials, kann es doch Oversize ebenso stilvoll getragen werden wie körperbetont. In puncto Web-Art ist man übrigens mit Rippstrick auf der sicheren Seite. Von ALTUZARRA bis WESTWOOD genießt er quer durch die Bank das Wohlwollen der Mode-Elite.
AUF KUSCHELKURS: Während Kreationen aus Echtpelz mittlerweile Seltenheitswert genießen, sind die tierschonenden Alternativen begehrte Beute. Mäntel aus opulentem Fake Fur konnte man bei MICHAEL KORS COLLECTION, PRADA und FENDI auf dem Laufsteg erspähen. Wichtige Stilnotiz: Man versucht nicht länger dem Original möglichst nahezukommen, sondern setzt bewusst auf Unterschiede und zeigt die Teddy-Varianten in knalligen Farbkombinationen, um eine Verwechslungsgefahr auszuschließen. Das macht die Kreationen gleich im doppelten Sinne zu Mode-Statements.
LEDERMANNS SACHE: Die Faszination von Looks aus Leder bleibt ungebrochen. Man setzt auf klassische Silhouetten aus Glatt- oder Nubukleder. Vegane Alternativen sind dabei eine Option und Markenzeichen junger Brands wie NANUSHKA. Erdtöne und gedeckte Farben, wie hier bei HERMÈS zu sehen (erhältlich bei Jonak), sind diese Saison neben klassischem Grau und Schwarz die erste Wahl und eine lohnende Investition für viele Jahre.
ALLES KARO! Mit dem Boom des „Cottage-Core“wird auch Tartan wieder salonfähig. COACH 1941 zeigt den Stoff in Patchwork-Optik, Newcomerin CHOPOVA LOWENA in Plissee-Optik, und bei DIOR trägt man ihn von Kopf bis Fuß. Die Hommage an das typisch britische Material darf wie gewohnt auch bei MOLLY GODDARD oder VIVIENNE WESTWOOD nicht fehlen. Im Übrigen: Wer Gefallen an dem Muster gefunden hat, sich aber noch mehr Komfort wünscht, der kann ebenfalls auf Kreationen aus Flanell ausweichen.
KAMPFANSAGE: Die Armee an Models marschiert diese Saison vielerorts im Military-Look über die Laufstege. Von Uniformen inspirierte Mäntel mit breitem Revers und Epauletten sind ebenso wieder en vogue wie zweireihige Knopfleisten und aufgesetzte Taschen. ALBERTA FERRETTI zeigt eine minimalistische Variante mit Kraterkragen, während BALMAIN Fliegerjacken neu in Szene setzt. Ein Best-of gab es bei Virginie Viard für CHANEL zu sehen, wo man so die charakteristischen Outfits aus Tweed aufrüstet.
GROSS IM GESCHÄFT: Bei der Wahl des richtigen Business-Outfits nimmt man es aktuell locker. Anzüge mit weiter Passform sind dabei das bevorzugte Investitionsobjekt und werden am liebsten in monochromer Farbpalette, wie hier bei NEHERA, mit neutralen Accessoires kombiniert (BRUNELLO CUCINELLI). Lediglich von Schulterpolstern nimmt man Abstand – die Referenzen an die 1980er-Jahre sind aktuell eher in der Abendmode zu finden. Weite Schnitte und Oversize-Silhouetten wie bei DRIES VAN NOTEN oder GIORGIO ARMANI (erhältlich bei Jonak) sind hingegen auf dem Vormarsch.
PISTENZAUBER – der erobert auch die Großstädte. Von Mailand bis Paris wird der Après-Ski-Look propagiert. Allen voran sind Daunenjacken in XXL-Größe im Trend (MIU MIU), abgerundet wird das wintertaugliche Outfit dann mit Strickmütze (GCDS), Fellstiefeln (CHANEL) und Norweger-Pullover (RAG & BONE). Der Übergang zwischen Sports- und Ready-to-wear ist dabei fließend und sorgt auch abseits der Piste für Schwung.
STILHELDINNEN: Das Cape hat sich zweifellos zu einer willkommenen Alternative zu klassischen Mantel-Variationen gemausert. Diese Saison zeigt es sich facettenreich und ist bodenlang (BIBHU MOHAPATRA), knieumspielend (CELINE) und ebenso elegant wie in hüftlanger Version (ANTON BELINSKIY). Dabei spielen Modeschaffende auch mit dem Material, und so setzt Burberry auf Pelz mit Cut-outs an den Schultern, während man bei LOUIS VUITTON, hier abgebildet, den Umhang in futuristischgefütterter Ausführung sieht.