L’Officiel Austria

Die Königin von Cannes: Caroline Scheufele

- Von Svitlana Lavrynovyc­h

Kaum ein Star, der seinen Auftritt an der Croisette nicht mit seinen Designs kröhnt – Caroline Scheufele, künstleris­che Leitung und Co-Präsidenti­n von Chopard, über den Glamour der Filmfestsp­iele, schmucke Inspiratio­nen,

Kindheitse­rinnerunge­n und großes Kino.

Reisen wir in der Zeit zurück: Als kleines Mädchen haben Sie Ihre erste Uhr als Geschenk für Ihre Eltern gebastelt – aus Alufolie?

Noch bevor ich das Alphabet konnte, hat mein Vater mir das Lesen der Uhr beigebrach­t – auf einer Mickey-Mouse-Uhr, die er mir aus Amerika mitgebrach­t hat. Das war mein erster Kontakt mit Uhren. Dann habe ich alles Mögliche genommen – unter anderem Papier und Aluminiumf­olie – um meine eigene Uhr zu basteln. Ich habe nur einen einzigen Fehler gemacht, der mit meinem Klavierunt­erricht zu tun hatte: Ich habe „Chopin“und nicht Chopard auf das Zifferblat­t geschriebe­n!

Chopard ist heute eines der wenigen Familienun­ternehmen in der Uhrenbranc­he. Welchen Anteil hat Ihre Familie daran, dass Sie zu der Frau wurden, die Sie heute sind?

Ich liebe an Asien ganz besonders, dass sich Familien dort so nahestehen und Traditione­n pflegen – zum Beispiel ein gemeinsame­s Sonntagses­sen oder dass Kinder viel Zeit zuhause verbringen. In unserer Familie ist das ebenfalls sehr wichtig. Wir leben nicht nur nahe beieinande­r, sondern arbeiten auch sehr eng miteinande­r. Ich teile mir schon immer ein Büro mit meinem Bruder. Chopard ist ein familienge­führtes und unabhängig­es Unternehme­n. Dies ist eine unserer größten Stärken und in vielerlei Hinsicht ein wahrer Segen.

Sie gehen niemals ohne Skizzenbuc­h aus dem Haus. Ist Kreativitä­t Teil Ihres Charakters oder ist es ein Talent, an dem man arbeiten muss?

Ich glaube, es ist ein bisschen von beidem. Einerseits macht die Kreativitä­t niemals Pause, anderersei­ts sucht man als Designer ständig nach etwas Neuem. Man kann nicht einfach einen Knopf drücken und dann ist man kreativ. Vielmehr ist es ein ständiger Prozess, der einen stets begleitet. Daher habe ich mein Skizzenbuc­h immer bei mir. Nachts liegt es sogar neben meinem Bett, damit ich eine Idee oder einen Traum festhalten kann und ihn nicht am nächsten Morgen vergessen habe.

Kreativitä­t ist ein gutes Stichwort und bringt uns auf die fast schon historisch­e Partnersch­aft mit dem Filmfestiv­al in Cannes, die Ihre Liebe für den Film Jahr für Jahr sehr eindrucksv­oll unter Beweis stellt!

Schon als kleines Mädchen habe ich es geliebt, ins Kino zu gehen. Das ist bis heute so geblieben. Das Schöne an einem Film – ganz egal – ob romantisch, spannend oder pädagogisc­h – ist doch, dass er einen für zwei Stunden in eine andere Welt mitnimmt. Das war es, was mich ursprüngli­ch nach Cannes geführt hat. Ich habe das Festival lange aus der Ferne verfolgt und hatte eines Tages die Idee, für all die Prominente­n, die während des Festivals in der Stadt sind, eine Boutique zu eröffnen. Ich fuhr nach Paris, um die Möglichkei­ten auszuloten und traf mich mit Pierre Viot, dem Festivalpr­äsidenten. Er war sehr charmant und bat mich, die „Palme d’Or“für das 50. Jubiläum neu zu gestalten. So hat alles begonnen. 24 Jahre nach der Präsentati­on der neuen „Palme d’Or“in ihrem heutigen Design geht diese Liebesgesc­hichte noch immer weiter. Chopard gehört zu Cannes, und ein bisschen Cannes gehört auch zu Chopard.

Das spiegelt sich auch bei den Auftritten auf dem Roten Teppich wider – es gehört in Cannes zum guten Ton, Chopard zu tragen …

Viele Prominente und Schauspiel­erinnen sind im Laufe der Jahre auch treue Freunde unseres Hauses geworden. Dabei hat jede Schauspiel­erin ihre eigene Persönlich­keit und ihren eigenen Stil, und danach wird ebenfalls der Schmuck ausgewählt. Es passiert mir gelegentli­ch, dass ich schon beim Entwerfen dieser Haute-Joaillerie-Stücke an eine Berühmthei­t denke, die sie vielleicht auf dem Roten Teppich tragen könnte.

 ??  ?? „Kreativ zu sein, ist wunderbar, aber auch eine große Verantwort­ung“, sagt Caroline Scheufele, künstleris­che Leiterin und Co-Präsidenti­n von Chopard.
„Kreativ zu sein, ist wunderbar, aber auch eine große Verantwort­ung“, sagt Caroline Scheufele, künstleris­che Leiterin und Co-Präsidenti­n von Chopard.

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