Business Stopps: Alexis Fernandez Gonzalez über den Modemarkt
Die wichtigsten Neuerungen und Trends im Modegeschäft: In jeder Ausgabe verrät Alexis Fernandez Gonzalez, Gründer des Concept Stores Runway Vienna, welche neuen Akteure die Branche hervorbringt, wo sich neue Allianzen bilden und
welche Formate die Zukunft bestimmen werden.
STARKES WACHSTUM
„Früh übt sich“, schmunzelt Alexis Fernandez Gonzalez bezugnehmend auf den expandierenden Sektor der Kindermode. „Kürzlich haben die beiden Streetwear Brands Palm Angels und Off-White in diesen Bereich expandiert“, erklärt der Geschäftsmann. Angetrieben werde der Trend laut Gonzalez vor allem von der Generation der Millenials, die bei der Ästhetik der Kleidung ihrer Kinder keine Abstriche machen wollen, und er verweist dazu auf den Einfluss Sozialer Netzwerke. „Der Umstand, dass die LVMH-Gruppe erst kürzlich die Mehrheit an dem von Virgil Abloh gegründeten Label übernommen hat und er innerhalb kurzer Zeit sowohl eine Sonnenbrillen-Kollektion als auch eine Kinderlinie lanciert hat, ist dabei ein Indiz, wo man einen schnellen ‚Return of Invest‘ erwartet.“(1 & 5)
NEUES FORMAT
„Durchaus überraschend und noch nicht ganz ausgereift“,so kommentiert Alexis Fernandez Gonzalez einen neuen Player im ohnehin bereits sehr dicht gedrängten Mode-Kalender: Neben Berlin leistet sich nun auch Frankfurt als zweite deutsche Metropole eine eigene Fashion Week. „Die Messe Frankfurt und die Berliner Premium Group fungieren dabei als Veranstalter und mussten bei der Premiere leider vorrangig auf digitale Events,flankiert von einzelnen physischen Veranstaltungen, setzen“, heißt es von Fernandez Gonzalez,der dennoch Potenzial für den lokalen Markt und als Verkaufsmesse sieht. Sein Fazit: „Dass Frankfurt künftig im selben Atemzug mit Modemetropolen wie Paris oder Mailand genannt wird, darf man doch schwer anzweifeln, zumal auch die Berliner Modewoche an dem internationalen Anspruch gescheitert ist.“(3)
NEUER DEAL IN DER TASCHE
Als „eine Marke, die definitiv Modegeschichte geschrieben hat“bezeichnet der Wiener mit kolumbianischen Wurzeln die 1829 gegründete Traditionsmarke Delvaux. Das belgische Unternehmen, das übrigens als erstes ein Patent für eine Handtasche angemeldet
„Aus der Jugendkultur ist die App ohnehin längst nicht mehr Wegzudenken“, so Fernandez Gonzalez, der sich allerdings nicht zu Unterhaltungszwecken mit der 2016 gegründeten Plattform auseinandersetzt. „Aktuell denkt man In-App-ShoppingVarianten an und wird damit in Zukunft Instagram und Facebook noch stärker Konkurrenz machen.“Die neue Funktion wird dabei auf dem europäischen Markt getestet: „Man orientiert sich dabei an dem Erfolg des chinesischen Ablegers Douyin, der schon im ersten Jahr 26 Milliarden Dollar Umsatz gemacht hat.“Schon an Beispielen unterschiedlicher Kooperationen, etwa mit der Moskauer Fashion Week, konnte man laut dem Insider eine Affinität zur Mode erkennen. (2)
ERSTE WAHL
hatte, wurde jetzt von der Schweizer Richemont-Gruppe übernommen. „So möchte der stark auf Schmuck fokussierte Konzern, zu dem beispielsweise die Marke Cartier zählt, seine Kompetenz auf dem Accessoires-Markt stärken“, mutmaßt Alexis Fernandez Gonzalez. „Gerade in Bezug auf digitale Vermarktungsstrategien gibt es dabei viel Potenzial, und auch die anderen Marken der Gruppe können von dem Know-how des Hauses profitieren.“(2)
TIKTOK KOMMT IN MODE
„Von einem Nischen-Segment hin zu einem Big Player“, so kommentiert Alexis Fernandez Gonzalez den Trend zu Reseller-Plattformen: „Wir sprechen hier von einem prognostizierten Umsatz von 64 Milliarden Dollar im Jahr 2024 – der einen massiven Einfluss auf Luxusmode haben wird. Es ist nicht verwunderlich, dass Anbieter wie Poshmark auf Expansionskurs sind und auch den indischen Markt im Visier haben.“Die Entwicklung hin zur Nachhaltigkeit und zu einem bewussteren Umgang mit Ressourcen fördern laut dem Unternehmer das Wachstum: „Das einst angestaubte Image von Secondhand-Mode wird man überdenken müssen – schon jetzt zählen Plattformen wie 1stdibs zu den Lieblingen der Mode-Insider.“