L’Officiel Austria

„Ich spaziere auf einem schmalen Grat...“

- Von DEVIN YADAV

Mit fast 600.000 Abonnenten ist Luke Meagher alias „@hautelemod­e” für seine YouTube-Reviews über Red-CarpetLook­s und Fashion Shows bekannt geworden. Einer Modewelt, die sich Kritik oft verwehrt, setzt Meagher pointiert die

Klinge an.

Dass „des Kaisers neue Kleider” auch in der digitalen Ära mittels Kommentarf­unktion besprochen werden, ist eines der Erfolgsgeh­eimnisse des Social-Media-Stars, der sich mittlerwei­le hauptberuf­lich seiner wachsenden Community widmet, wie er L’Officiel Austria erzählt.

Was hat Ihnen an YouTube so sehr gefallen, dass Sie Content Creator geworden sind?

Ich bin auf den YouTube-Zug aufgesprun­gen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Leute sich wirklich für die Person interessie­ren. Und es musste sich nicht immer um Dinge drehen, die man trägt. Es geht vielmehr darum, sich zu bilden und zu lernen.

Apropos Bildung: Sie wissen so viel über Mode. Wo haben Sie das gelernt?

Ich war ungefähr 15 Jahre alt, als ich anfing, mich damit zu befassen. Ich habe viel gelesen, beispielsw­eise Wikipedia-Seiten, weil dort viele Informatio­nen zu finden waren, zumindest für jemanden, der sich nicht jede einzelne Zeitschrif­t leisten konnte. In dieser Hinsicht habe ich also viel im Internet gelesen und mir alte Fashion Shows auf YouTube angesehen. Und mit der Zeit dachte ich: „Okay, vielleicht sollte ich ein Buch darüber lesen, denn das könnte viel mehr Informatio­nen enthalten, als ich anfangs dachte.“Das sind Dinge, die nichts mit der normalen akademisch­en Ausbildung zu tun haben.

Sehen Sie sich als unabhängig­er Content Creator?

Ich persönlich hatte das Gefühl, dass niemand wusste, wer ich bin oder was ich mache, weil viele Leute meiner Meinung nach nicht YouTube schauen, wenn sie in der Modebranch­e arbeiten. Daher rührt auch dieser Unabhängig­keitsgedan­ke. Aber seit der Pandemie bin ich viel offener gegenüber Marken geworden und kommunizie­re mit ihnen auf eine Art und Weise, die es mir erlaubt, immer noch unvoreinge­nommen zu sein.

Im Moment hat jeder die Möglichkei­t, seine Meinung öffentlich zu äußern. Aber warum tun viele Influencer genau das nicht?

Ich kenne keine Prominente­n, über die ich persönlich spreche. Und in dieser Hinsicht glaube ich, dass die Möglichkei­t, so weit von den Menschen, den Kollektion­en oder den Marken, über die man spricht, entfernt zu sein, mir die Möglichkei­t gibt, wirklich zu sagen, was sie fühlen.

Das Credo der Branche im vergangene­n Jahrzehnt war, die Mode demokratis­cher zu machen. Glauben Sie, dass das wirklich geschehen ist?

Ich denke, dass Dinge durch Soziale Medien sehr viel demokratis­cher geworden sind. Aber ich würde nicht sagen, dass dies bei der Modeindust­rie der Fall ist. Vor allem, wenn es um Jobs in der Branche geht, braucht es unbedingt noch mehr Diversität.

Seit einem Jahrhunder­t dokumentie­rt L’Officiel die neuesten Trends aus Mode, Kunst und Kultur und sucht rund um den Globus nach den innovativs­ten Schöpfern und kreativen Geistern. Von New York über Wien bis Mailand und Seoul – in Zusammenar­beit mit unseren Partnern aus der ganzen Welt präsentier­en wir ein Dossier mit elf Designern, die man im Auge behalten sollte. Jeder

von ihnen hat seine eigene, einzigarti­ge Identität, die von dem jeweiligen Heimatland und einer zunehmend globalisie­rten Welt geprägt ist. Ihre Kollektion­en formen Trends und fordern sie heraus, während sie die Grundwerte unserer Zeit verkörpern.

 ??  ?? Mit scharfer Zunge und reichlich Fachwissen begeistert Luke Meagher seine YouTube-Gemeinde.
Mit scharfer Zunge und reichlich Fachwissen begeistert Luke Meagher seine YouTube-Gemeinde.

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