Die QuadratDENKERIN
Couture und Nachhaltigkeit, vereint: Sofia Ilmonen überzeugte beim „International Festival of Fashion & Photography“in Hyères und gewann den „Mercedes-Benz Sustainability Award“für ihren Grundgedanken, Größen anpassbar zu gestalten.
Gratulation zu Ihrem großartigen Erfolg! Bitte erzählen Sie uns, wie Sie diese einzigartige Kollektion geschaffen haben.
Die Kollektion wurde in den zwei Jahren des Studiums an der Aalto-Universität entwickelt. Es war eine Reihe von Experimenten und glücklichen Zufällen, die zu einer verfeinerten Modulstruktur und einem ebensolchen Konzept führten. Ein wesentlicher Gedanke zu Beginn des Prozesses der Kollektionserstellung war, dass das Konzept der nachhaltigen Mode als etwas widersprüchlich angesehen werden kann. Bei Mode geht es immer um Veränderung, bei Nachhaltigkeit um Langlebigkeit und Stabilität. Daher war die Motivation für das modulare und wandelbare Konzept, eine nachhaltigere Alternative zu bieten, um die sich im Laufe der Zeit ändernden Bedürfnisse und Geschmäcker der Trägerin mit weniger materialistischen Mitteln zu erfüllen. Die Silhouetten aller Kleidungsstücke der Kollektion bestehen aus gleich großen, quadratischen Modulen, die mit einem Knopf- und Schlaufen-Mechanismus zusammengefügt werden, die endlose Modifikationen oder eine Verwandlung des Stils ohne Nähen ermöglicht.
Mit der von Ihnen entwickelten Schnitt-Technik ist es möglich, Ihre Kleider an jede Körperform anzupassen – hatten Sie das schon immer im Sinn oder war es das Ergebnis des Prozesses?
Wir sind alle unterschiedlich, daher ist es etwas Besonderes, die einzigartige Schönheit jedes Einzelnen hervorzuheben. Die visuelle Inspiration für die Kollektion stammt von Kleidern aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die man als frühe Stufen der Modularität betrachten könnte. Diese Bezugspunkte dienten als Inspirationsquelle für die Silhouetten, Formen sowie die aufwendigen Details.
Für einige der Plissee-Stoffe Ihrer Kollektion haben Sie mit Chanel Métiers d’Art zusammengearbeitet – wie verlief der Prozess?
Der Prozess begann, als ich Anfang Mai die Gelegenheit hatte, das Atelier Lognon zu besuchen. Sie zeigten mir die beeindruckenden Plissee-Kollektionen und wie der Prozess der Faltenherstellung wirklich funktioniert. Hier wurde ihr Fachwissen und handwerkliches Geschick mit meiner Modulstruktur kombiniert. Das war der Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit.
Wie sollte die Mode produzieren – und wie sollte der Verbraucher konsumieren, um die Auswirkungen der Mode auf den Planeten zu verringern?
Ich glaube, dass die Zukunft der Mode in einem systematischen Wandel liegt, bei dem strategische Innovationen Möglichkeiten schaffen, neue und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. In der Praxis könnte das modulare Bekleidungskonzept über ein Produkt-Service-System funktionieren, bei dem die Kollektionen unter Verwendung desselben Modulformats erstellt werden und die Kunden ihr vorhandenes Modul-Kleidungsstück durch den Service in ein Modell der neuen Saison umwandeln lassen können. Dies würde den Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft gegenüber dem vorherrschenden linearen Zyklus in der Mode unterstützen.
Sie haben den „Mercedes-Benz Sustainability Award” in der Tasche. Was ist der nächste Schritt auf Ihrer Reise?
Ich plane, meine Marke Anfang 2022 zu lancieren. Mein Wunsch ist es, in der modularen Welt zu bleiben und das Konzept noch weiter zu entwickeln und zu verfeinern. Die nächste Kollektion wird aus denselben quadratischen Modulen bestehen, aber auf eine völlig neue Art und Weise. Dieses Konzept und diese Vision reizen mich!
„Bei MODE geht es immer um VERÄNDERUNG, bei NACHHALTIGKEIT
um Langlebigkeit und
STABILITÄT.“
Sofia Ilmonen