Mode-PIONIER
Der kamerunische Modedesigner Imane Ayissi entwirft jetzt auch Haute-Couture in Paris. Ein Gespräch über seine Leidenschaft für Mode-Design und die Erschließung neuer Wege, die auch eine Hommage an seine Wurzeln ist.
Imane Ayissi, Red-Carpet-Ausstatter der Wahl von Zendaya, Angela Bassett und Co., macht sich zunehmend einen Namen für seine komplexe und zeitgenössische Vision von afrikanischer Couture. Doch bevor er zum Mode-Talk der Stadt wurde, begann der in Kamerun geborene und nun in Paris lebende Couture-Designer Imane Ayissi als professioneller Tänzer, der sich als Model seinen Weg durch die Pariser Couture-Branche bahnte. Im Jahr 2020 lud ihn die höchste Autorität der französischen Mode, die Fédération de la Haute Couture et de la Mode, ein, in den offiziellen Kalender der Pariser Couture-Woche aufgenommen zu werden, um seine neuesten Kollektionen zwischen den renommiertesten Modehäusern zu zeigen. Ein Meilenstein für ihn, denn als erstem afrikanischen Designer wurde Ayissi diese Ehre zu Teil. Seine luxuriöse Slow-Fashion-Marke setzt sich für eine ethische und nachhaltige Produktion ein, bei der ausschließlich natürliche und organische Materialien verwendet und handwerkliche und traditionelle Fertigkeiten respektiert werden.
Erzählen Sie uns von Ihrem Werdegang – von Kamerun nach Paris!
Ich muss gestehen, dass ich nie eine Modeschule besucht habe. Ich habe einfach irgendwie angefangen, zu entwerfen. Und ganz nebenbei, wie es mir in die Wiege gelegt wurde, habe ich natürlich auch mit dem Tanzen begonnen. Ich tanzte für das Nationalballett von Kamerun, das mich später nach Paris brachte. Die Stadt hat mir geholfen, meinen Platz in der Modeindustrie zu finden. Dort habe ich gemodelt, was mir schon damals einen guten Einblick in die großen Modehäuser verschaffte, die ich bisher nur aus den Zeitschriften kannte. Von da an konnte ich nicht mehr aufhören, an meine eigene Kollektion zu denken, die ich damals noch ganz alleine genäht habe.
Was ist der Unterschied zwischen Imane Ayissi und anderen Pariser Marken?
Wenn man sich die Pariser Modewoche ansieht, sieht man Modehäuser mit langen Traditionen und junge aufstrebende Designer. Jede Marke hier in Paris ist auf ihre eigene Art und Weise einzigartig. Bei mir ist es natürlich mein afrikanischer Hintergrund, gemischt mit etwas, das als sehr „pariserisch“angesehen wird, denke ich. Aber beim Entwerfen geht es mir einfach darum, mich selbst auszudrücken.
„AFRIKA ist NICHT LÄNGER von der internationalen Mode AUSGESCHLOSSEN!“
Imane Ayissi
Wie hat Ihr afrikanisches Erbe Ihre Kreativität beflügelt?
Ich habe die ersten 24 Jahre meines Lebens im Kamerun verbracht. Daher ist mein afrikanisches Erbe natürlich überall in meiner Arbeit wiederzufinden. Mit meinen Kollektionen möchte ich die afrikanische Kultur fördern, um zu zeigen, wie vielfältig und kreativ wir sind.
Sie sind als einer der ersten schwarzen Designer zum „eingeladenen Mitglied“des „FHCM“gewählt worden. Was bedeutet das für Sie und unsere Branche?
Für mich war es ein sehr persönlicher Erfolg, die Anerkennung der Qualität meiner Arbeit, aber auch der afrikanischen Kulturen, die so viele Jahre lang unterschätzt wurden. Afrika ist so nicht länger von der internationalen Mode ausgeschlossen.
Welche Schritte für mehr Inklusivität müssen noch unternommen werden, insbesondere in der Haute Couture?
Wenn ich mir die Branche mit offenen Augen ansehe, ist unsere Mode leider noch nicht da, wo ich sie gerne hätte. Es gibt so viele Modedesigner aus afrikanischen Ländern, die tolle Arbeit leisten, aber wenn es um Luxus geht, scheint es immer noch sehr schwierig zu sein. Deshalb bin ich stolz darauf, Teil des Pariser Haute-Couture-Kalenders zu sein und meine Kultur zu repräsentieren.
Was ist Ihre Vision für die Zukunft?
Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Mode in zwei Richtungen entwickelt: Zum einen virtueller, indem mehr Technologien für die Kommunikation und den Verkauf eingesetzt werden, und zum anderen hoffe ich, dass die Mode nachhaltiger und „menschlicher” wird.