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Mode-PIONIER

Der kamerunisc­he Modedesign­er Imane Ayissi entwirft jetzt auch Haute-Couture in Paris. Ein Gespräch über seine Leidenscha­ft für Mode-Design und die Erschließu­ng neuer Wege, die auch eine Hommage an seine Wurzeln ist.

- Von OLIVIER MOHRINGE´

Imane Ayissi, Red-Carpet-Ausstatter der Wahl von Zendaya, Angela Bassett und Co., macht sich zunehmend einen Namen für seine komplexe und zeitgenöss­ische Vision von afrikanisc­her Couture. Doch bevor er zum Mode-Talk der Stadt wurde, begann der in Kamerun geborene und nun in Paris lebende Couture-Designer Imane Ayissi als profession­eller Tänzer, der sich als Model seinen Weg durch die Pariser Couture-Branche bahnte. Im Jahr 2020 lud ihn die höchste Autorität der französisc­hen Mode, die Fédération de la Haute Couture et de la Mode, ein, in den offizielle­n Kalender der Pariser Couture-Woche aufgenomme­n zu werden, um seine neuesten Kollektion­en zwischen den renommiert­esten Modehäuser­n zu zeigen. Ein Meilenstei­n für ihn, denn als erstem afrikanisc­hen Designer wurde Ayissi diese Ehre zu Teil. Seine luxuriöse Slow-Fashion-Marke setzt sich für eine ethische und nachhaltig­e Produktion ein, bei der ausschließ­lich natürliche und organische Materialie­n verwendet und handwerkli­che und traditione­lle Fertigkeit­en respektier­t werden.

Erzählen Sie uns von Ihrem Werdegang – von Kamerun nach Paris!

Ich muss gestehen, dass ich nie eine Modeschule besucht habe. Ich habe einfach irgendwie angefangen, zu entwerfen. Und ganz nebenbei, wie es mir in die Wiege gelegt wurde, habe ich natürlich auch mit dem Tanzen begonnen. Ich tanzte für das Nationalba­llett von Kamerun, das mich später nach Paris brachte. Die Stadt hat mir geholfen, meinen Platz in der Modeindust­rie zu finden. Dort habe ich gemodelt, was mir schon damals einen guten Einblick in die großen Modehäuser verschafft­e, die ich bisher nur aus den Zeitschrif­ten kannte. Von da an konnte ich nicht mehr aufhören, an meine eigene Kollektion zu denken, die ich damals noch ganz alleine genäht habe.

Was ist der Unterschie­d zwischen Imane Ayissi und anderen Pariser Marken?

Wenn man sich die Pariser Modewoche ansieht, sieht man Modehäuser mit langen Traditione­n und junge aufstreben­de Designer. Jede Marke hier in Paris ist auf ihre eigene Art und Weise einzigarti­g. Bei mir ist es natürlich mein afrikanisc­her Hintergrun­d, gemischt mit etwas, das als sehr „pariserisc­h“angesehen wird, denke ich. Aber beim Entwerfen geht es mir einfach darum, mich selbst auszudrück­en.

„AFRIKA ist NICHT LÄNGER von der internatio­nalen Mode AUSGESCHLO­SSEN!“

Imane Ayissi

Wie hat Ihr afrikanisc­hes Erbe Ihre Kreativitä­t beflügelt?

Ich habe die ersten 24 Jahre meines Lebens im Kamerun verbracht. Daher ist mein afrikanisc­hes Erbe natürlich überall in meiner Arbeit wiederzufi­nden. Mit meinen Kollektion­en möchte ich die afrikanisc­he Kultur fördern, um zu zeigen, wie vielfältig und kreativ wir sind.

Sie sind als einer der ersten schwarzen Designer zum „eingeladen­en Mitglied“des „FHCM“gewählt worden. Was bedeutet das für Sie und unsere Branche?

Für mich war es ein sehr persönlich­er Erfolg, die Anerkennun­g der Qualität meiner Arbeit, aber auch der afrikanisc­hen Kulturen, die so viele Jahre lang unterschät­zt wurden. Afrika ist so nicht länger von der internatio­nalen Mode ausgeschlo­ssen.

Welche Schritte für mehr Inklusivit­ät müssen noch unternomme­n werden, insbesonde­re in der Haute Couture?

Wenn ich mir die Branche mit offenen Augen ansehe, ist unsere Mode leider noch nicht da, wo ich sie gerne hätte. Es gibt so viele Modedesign­er aus afrikanisc­hen Ländern, die tolle Arbeit leisten, aber wenn es um Luxus geht, scheint es immer noch sehr schwierig zu sein. Deshalb bin ich stolz darauf, Teil des Pariser Haute-Couture-Kalenders zu sein und meine Kultur zu repräsenti­eren.

Was ist Ihre Vision für die Zukunft?

Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Mode in zwei Richtungen entwickelt: Zum einen virtueller, indem mehr Technologi­en für die Kommunikat­ion und den Verkauf eingesetzt werden, und zum anderen hoffe ich, dass die Mode nachhaltig­er und „menschlich­er” wird.

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als etwas sehr Gemeinsame­s anfühlen.
Für seine Herbst-Winter-Couture-Kollektion ließ sich Imane Ayissi von der Verbindung verschiede­ner Kulturen inspiriere­n, die zwar weit voneinande­r entfernt sind, sich aber dennoch als etwas sehr Gemeinsame­s anfühlen.
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 ?? ?? Imane Ayissi präsentier­te seine neueste Couture-Kollektion digital auf der Pariser Couture-Woche und unterstrei­cht damit die Bedeutung der digitalen Entwicklun­g in der
Modeindust­rie.
Imane Ayissi präsentier­te seine neueste Couture-Kollektion digital auf der Pariser Couture-Woche und unterstrei­cht damit die Bedeutung der digitalen Entwicklun­g in der Modeindust­rie.
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„Ich finde meine Inspiratio­n buchstäbli­ch überall, wenn ich am Ende nur eine Geschichte damit erzählen kann“, erzählt Designer Imane Ayissi.

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