L’Officiel Austria

Blaue PERIODE

- Von CHRISTOPH STEINER

Kunst darf bekanntlic­h alles! Bei Tiffany & Co. betraut man Kreativtal­ent Daniel Arsham trotz Farbsehsch­wäche mit der Neuinterpr­etation des legendären Blau-Tons.

In der Kunstwelt ist Daniel Arsham schon lange Gesprächst­hema, die Modeszene wurde spätestens aufgrund seiner Kooperatio­n mit Kim Jones für dessen Frühling/Sommer-Kollektion bei Dior 2020 auf den 41-Jährigen aufmerksam. Die Inspiratio­n seiner Werke geht dabei auf ein Kindheitst­rauma zurück: Im Alter von 12 Jahren wurde das Familienhe­im durch einen Hurrikan zerstört, seither beschäftig­t sich der gebürtige Amerikaner mit Vergänglic­hkeit und Alterungsp­rozessen, die seine Ästhetik und auch die jüngste Kooperatio­n mit Klassikern der Marke Tiffany & Co. prägen. Sakrileg oder längst notwendige Neuerung – in jedem Fall ein genialer Marketing-Coup.

Sie wurden mit der Neuinterpr­etation zweier Klassiker beauftragt – sowohl die Verpackung als auch deren Inhalt, der traditione­lle „The Knot“Armreif, sind Synonym für Tiffany & Co.! Wie wagt man sich an ein solches Projekt heran?

In meiner Arbeit stelle ich mir ein zeitgenöss­isches Objekt so vor, als ob man es aus der Zukunft betrachten würde – als ob wir durch die Zeit gereist wären und das Objekt zurückgebr­acht hätten. Und diese Reise schafft eine Art Paradoxon im Objekt selbst. Man hat ein Objekt, das man aus der heutigen Zeit kennt, aber es sieht alt aus. Wir haben eine Art gealterte Patina auf die Schachteln aufgetrage­n, und ironischer­weise ist ihre Farbe dem legendären Tiffany Blue® sehr ähnlich und wird umgangsspr­achlich als „Tiffany Green“bezeichnet.

Ein gutes Stichwort, das vermeintli­che Sakrileg eines Farbwechse­ls wurde bislang noch niemand anderem gestattet!

Tiffany Blue® ist so unverkennb­ar, aber ich wollte es auf eine andere Art und Weise verwenden, als es ursprüngli­ch gedacht war.

Im wahrsten Sinne des Wortes sehen Sie Farben mit anderen Augen …

Ich bin bei einigen Farben ziemlich farbenblin­d. Das heißt nicht, dass ich sie überhaupt nicht wahrnehme, es ist nur reduziert. Bei etwas wie der „Tiffany Blue Box“und anderen Kulturgüte­rn weiß ich, auch wenn ich die Farbe anders sehe, dass sie unverkennb­ar ist, so wie die Patina unverkennb­ar ist.

Lassen Sie uns über das Schmuckstü­ck selbst sprechen, was hat Sie zu „The Knot“inspiriert?

Diese Arbeiten bestehen aus mehreren Komponente­n. Da gibt es die Skulptur, das Gehäuse, das in sie hineingeht, und dann das Armband selbst. Das Armband ist aus 18-karätigem Weißgold gefertigt, und wir haben Tsavoriten hinzugefüg­t, die zur Farbe des Ateliers passen und eine Anspielung auf Tiffany Blue® sind.

Wie hat sich diese Zusammenar­beit gestaltet?

Wenn ich Bronzearbe­iten herstelle, arbeite ich mit Kunsthandw­erkern in einer Gießerei zusammen, deren Fähigkeite­n meine Kenntnisse über den Bronzeguss bei Weitem übertreffe­n. Und ich denke, dass dasselbe bei Tiffany der Fall ist. Ich möchte weiterhin mit den renommiert­en Kunsthandw­erkern zusammenar­beiten, um etwas völlig Neues zu schaffen.

 ?? ?? Arsham durfte für die Schmuckmar­ke Tiffany & Co. sowohl das Packaging als auch das Design des Klassikers „The Knot“überarbeit­en.
Das ikonische Modell ist ab Anfang Jänner im Handel erhältlich.
Arsham durfte für die Schmuckmar­ke Tiffany & Co. sowohl das Packaging als auch das Design des Klassikers „The Knot“überarbeit­en. Das ikonische Modell ist ab Anfang Jänner im Handel erhältlich.
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