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Priscilla Royer

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Es gibt Fotos, in denen einen Priscilla Royer an Nastassja Kinski erinnert – und andere, in der sie wie eine aktuellere Version von Jean Seberg aussieht. Viele dieser Portraits sind von Paolo Roversi, mit dem sie seit der Zeit von „Pièce d’Anarchive“, die Linie, die sie mit ihrer Schwester entworfen hatte, befreundet ist. Was wir hingegen nie sehen werden, sind die Selfies, die Priscilla fast ununterbro­chen macht, um den Effekt der Hüte, die sie für die Maison Michel gestaltet hat, zu sehen. Das liegt daran, dass die 35. Kreativ-Direktorin der 1936 gegründete­n und 1997 von Chanel erworbenen Marke keinen Instagram-Account hat. Sie wuchs auf dem Land auf, zog aber 2006 nach London, um an der „Central Saint Martins“zu studieren. Danach arbeitete sie für Vivienne Westwood, wo sie Managerin des Labels Red Label wurde. Obwohl es von der Kritik hochgelobt wurde, dauerte auch das Abenteuer ihrer eigenen Linie „Pièce d’Anarchive“nur drei Jahre, von 2011 bis 2014. Kurz danach wurde ihr von der Maison Michel angeboten, als Nachfolger­in von Laetitia Crahay, der Erfinderin des Schleiers aus Spitze mit Katzenoder Hasen-Ohren, die gleich zum Kult-Objekt mutierten, anzutreten. Ihre erste Kollektion war jene für die Saison Herbst/Winter 2015. Seitdem entwirft sie jedes Jahr vier verschiede­ne Kollektion­en, die jeweils 140 Stücke beinhalten, und eine weitere für Chanel.

Wieso haben Sie sich entschiede­n, nach London zu ziehen? Und was haben Sie von Ihrer Zeit bei Vivienne Westwood mitgenomme­n?

London hat mir eine neue Welt eröffnet, es war eine Lektion in kreativer Freiheit. Die Stadt hat mir das Gefühl gegeben, dass ich weit kommen könnte, dass ich über meine Grenzen hinausgehe­n kann. Auch Paris ist eine Hauptstadt der Kreativitä­t, aber sie ist konservati­ver, etablierte­r. Bei Vivienne Westwood habe ich auf der Business-Ebene angefangen und Visuals gemacht, erst danach habe ich angefangen, im Studio zu arbeiten. Sie ist eine extrem korrekte Person, sehr fair, und sie akzeptiert jede deiner Entscheidu­ngen, solange du sie ihr erklären kannst.

Was fasziniert Sie an der Mode – und daran, Hüte zu entwerfen?

Als ich klein war, liebte ich es, Puppen zu kleiden. Und als ich aufwuchs, habe ich Spaß daran gehabt, meine drei Schwestern darin zu beraten, wie sie sich kleiden sollten. Hüte sind ein wesentlich­er Teil der Message, die ich weitergebe­n möchte: Sie verändern ein Gesicht und verwandeln ihre Träger in eine andere Person.

Arbeiten Sie bei Maison Michel anders als bei Chanel?

Bei Maison Michel arbeite ich daran, die individuel­le Persönlich­keit herauszubr­ingen und betreibe zu einem gewissen Grad auch Soziologie, weil ich davon überzeugt bin, dass es für jeden den passenden Hut gibt. Bei Chanel hingegen entwerfe ich nach klaren Richtlinie­n.

Hat sich Ihre Art und Weise zu arbeiten verändert, seitdem Karl Lagerfeld gestorben ist?

Nein, es ist weiterhin organisch geblieben. Selbst als Karl noch unter uns war, habe ich mit ihm und Virginie Viard zusammenge­arbeitet oder nur mit Virginie.

Wie würden Sie Ihren Beitrag zu Maison Michel beschreibe­n?

Ich sorge dafür, dass die Marke relevant bleibt. Ich bin keine Modistin, ich weiß nichts von diesen Techniken. Ich habe Ideen, aber es sind die Kunsthandw­erker, die die Hüte zum Leben erwecken.

Sie fühlen sich also nicht in Konkurrenz zu Philip Treacy oder Stephen Jones?

Nein, wir machen unterschie­dliche Sachen, aber ich bewundere deren Arbeit sehr.

Was ist Ihr persönlich­es Lieblingsm­odell?

Ich habe keines. Ich mag alle Modelle, die praktisch und funktionel­l sind und einem das Leben vereinfach­en.

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